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"Kritische Stimmen wird es immer geben"

Sportlich läuft es für Rapid in letzter Zeit gut.

Nach dem Erfolg gegen Salzburg haben sich die Hütteldorfer auf den dritten Rang vorgekämpft, liegen nur drei Punkte hinter Tabellenführer Admira.

Nach anfänglichen Problemen scheint die Mannschaft gefestigt, das System von Trainer Peter Schöttel zu greifen.

Auch abseits des Rasens gibt es derzeit nur erfreuliches zu berichten. Wie am Dienstag bekannt gegeben wurde, wird das Gerhard-Hanappi-Stadion nach der Saison 2012/13 generalsaniert.

Ab Herbst 2014 sollen die Heimspiele im renovierten und erweiterten "St. Hanappi" austragen werden, während der Arbeiten weichen Hofmann und Co. in das Ernst-Happel-Stadion aus.

Zudem bekommt Grün-Weiß eine Nachwuchs-Akademie beim Hanappi-Stadion sowie eine Spiel- und Trainingsstätte beim Happel-Stadion. Insgesamt investiert die Stadt Wien 26,4 Mllionen Euro.

Im LAOLA1-Interview spricht Präsident Rudolf Edlinger über die kommenden Veränderungen, den sportlichen Aufschwung und vieles mehr.

LAOLA1: Die Formkurve der Mannschaft zeigt deutlich nach oben. Wie erleichtert ist der Präsident?

Rudolf Edlinger: Ich bin sehr zufrieden. Ich war immer überzeugt, dass wir nach dem großen Schnitt im Sommer – sieben neue Spieler, eine neue sportliche Leitung – ein bestimmtes Maß an Zeit benötigen, um in Tritt zu kommen. Ich habe gewusst, dass Peter Schöttel ein guter Trainer ist und wir gute Spieler verpflichtet haben. Wir hatten zu Beginn ein wenig Verletzungspech. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass ich so eine Situation schon zwei Mal erlebt habe. Als Josef Hickersberger kam, waren wir nach sechs Monaten Achter. Eineinhalb Jahre später waren wir Meister. Als Peter Pacult die Mannschaft übernahm, waren wir sogar Letzter. Eineinhalb Jahre später waren wir Meister. Wir befinden uns jetzt wieder in einer Entwicklungsphase und ich bin wirklich froh, dass wir dennoch an dritter Stelle liegen und nur drei Punkte hinter dem Spitzenreiter sind – aber vier Punkte Vorsprung auf den Meister und den Liga-Krösus Salzburg haben. Ich bedauere, dass einige unserer Fans ungeduldig sind, verstehe sie aber, weil auch ich ungeduldig bin. Wir sind auf einem guten Weg.

LAOLA1: Die Mannschaft gewinnt, das Hanappi-Stadion wird saniert und ausgebaut. Eine rundum gelungene Woche, oder?

Edlinger: Die Entscheidungen der Stadt Wien, die wir gemeinsam konzipiert haben, bringen uns enorm weiter. Es wurden 26,4 Millionen Euro für die Entwicklung der Infrastruktur bereitgestellt. Wir werden ein Trainingszentrum im Prater für die Nachwuchs-Teams, die Amateure und die Kampfmannschaft erhalten. Wir werden die Akademie aus der Südstadt ins Hanappi-Stadion verlegen, damit es die Burschen nicht mehr so weit in die Schule haben. Und wir werden Mitte 2013 mit der Generalsanierung und dem Ausbau des Stadions beginnen. Ich bin froh, dass diese politischen Entscheidungen im Stadtsenat gefällt worden sind.

LAOLA1: Noch einmal zurück zum sportlichen Umbruch. War diesmal der Druck der Fans noch größer, als unter Hickersberger und Pacult? Andererseits nimmt man den Anhängern mit dem aktuellen Lauf der Mannschaft und den guten Nachrichten aus dem Umfeld etwas den Wind aus den Segeln…

Edlinger: Ich will niemanden Wind aus den Segeln nehmen. Fußball ist schließlich eine emotionale Sache. Ich geniere mich manchmal selbst für einen Zwischenruf, der mir auskommt. Das ist so. Ich bin den Leuten deswegen nicht böse, auch wenn es mir große Probleme bereitet. Man wirft uns dauernd vor, dass wir untätig waren. Doch das stimmt nicht. Wir arbeiten seit eineinhalb Jahren an einem Konzept. Wenn man davon Teile bekannt gibt, wird von einer gewissen Gruppe sofort nachgefragt. Das schadet der Entwicklung des Konzeptes. Eine Henne gackert auch erst, wenn das Ei gelegt ist.

LAOLA1: Es war immer Rapids Bestreben in Hütteldorf zu bleiben. Sie haben bei der letzten Hauptversammlung versprochen, dass  die Kinder weg von der Südstadt kommen und hier eine Heimat gefunden wird. Das ist ihnen gelungen. Wie groß ist der Stein, der ihnen vom Herzen fällt?

Edlinger: Natürlich groß. Es gab ja auch schon vor einem Jahr gute Gespräche. Deswegen konnte ich dieses Versprechen geben, weil ich felsenfest davon überzeugt war, dass wir es umsetzen können. Es war mir bei der Hauptversammlung aber noch nicht möglich, genauer ins Detail zu gehen. Ich habe damals versprochen, dass in meiner bis Jänner 2013 andauernden Amtszeit das Thema Trainingszentrum und Akademie  vollzogen ist. Und in dieser Legislaturperiode eine Entscheidung über das Hanappi-Stadion getroffen wird. Dass diese Entscheidung früher gefallen ist und wir noch in meiner Amtszeit zum Bauen beginnen können, macht mich sehr glücklich.

LAOLA1: Das Stadion wird also definitiv ausgebaut. Können sie schon sagen, auf wie viele Zuschauer aufgestockt wird, oder dürfen bzw. wollen sie keine Details nennen?

Edlinger: Teils teils. Es gibt Pläne, die bis 28.000 Zuschauern gehen. Allerdings sagen hier viele, dass es aus baubehördlichen Gründen nicht realisierbar ist. Wir sind in einem verbauten Gebiet und daher limitiert. Ich möchte auch keinen der vier Trainingsplätze verlieren. Ich brauche diese Plätze, sonst sind wir für die Akademie zu klein. Wir haben Rahmenbedingungen zu beachten, die der oberflächliche Betrachter nicht sieht. Wir werden daher zu gegebener Zeit ein Konzept präsentieren, wo alles passt.

LAOLA1: Es wurde auch beschlossen, dass Rapid  bis 2039 Pächter des Stadions ist. Der Klub kann daher selber bestimmen, was im und rundum des Stadions passiert. Das stimmt sie sicher glücklich?

Edlinger: Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Als Pächter bin ich quasi Eigentümer. Wir werden zum Beispiel die Gastronomie in die eigene Verantwortung bekommen. Derzeit verdienen wir damit nichts. Wir zahlen sogar Abgaben für die Werbebanden. Daher ist dieses Stadion in Zukunft ökonomisch zu betrachten. Mir ist aber auch klar, dass Rapid einen finanziellen Beitrag zu Sanierung leisten muss.

LAOLA1: Kritische Stimmen werden sagen, dass das Budget der Kampfmannschaft darunter leiden wird. Wird im sportlichen Bereich tatsächlich gespart?

Edlinger: Das Investitionsbudget ist vollkommen unabhängig. Das hat mit der Kampfmannschaft überhaupt nichts zu tun. Eines ist aber klar: Man kann tun was man will, kritische Stimmen wird es immer geben. Ich wäre kein Wiener, wenn ich nicht viel Verständnis für die Raunzerei hätte.

Das Gespräch führte Peter Rietzler