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Ehemalige Heim-Festung gleicht mehr einer Ruine

Ehemalige Heim-Festung gleicht mehr einer Ruine

„Hier ist es verdammt schwer, etwas mitzunehmen.“ So lautet der Tenor jener Mannschaften, die im Hanappi-Stadion antreten müssen.

Viele Gäste laufen im Westen Wiens mit Respekt auf und verlassen diesen Ort oftmals mit Schrecken. Zumindest war das einmal so.

In dieser Saison gleicht die ehemalige Festung „St. Hanappi“ bisher mehr einer Ruine. Auch für Trainer Peter Schöttel ist die Ausbeute vor heimischer Kulisse verbesserungswürdig.

„Wir haben zu Hause viel zu viele Punkte abgegeben. Umso überraschender ist es aber, dass wir noch immer vorne dabei sind“, so der 44-jährige Wiener.

Vermeidbare Punkteverluste trüben Weihnachtsfrieden

Bei einem Blick auf die Statistik täuscht eine einzige Niederlage – das 0:3 im Wiener Derby gegen die Austria ging im Happel-Stadion über die Bühne - über den tatsächlichen Punkte-Bestand hinweg.

Denn insgesamt konnten die Grün-Weißen in den bisherigen neun Heimspielen nur vier Siege feiern und mussten ebenso oft die Punkte teilen.

Auffallend ist jedoch, dass die Motivation in Top-Spielen höher ist. So mussten mit der Admira, Sturm und Salzburg drei direkte Konkurrenten das Hanappi ohne Punkte verlassen. Gegen Kapfenberg gelang ein 5:1-Kantersieg.

Schwer ins Gewicht fallen die vergebenen Siege gegen Wacker, Wiener Neustadt, Mattersburg und Ried. Partien, in denen Rapid meist klar den Ton angab, jedoch an der mageren Chancenauswertung scheiterte.

Nur 2006/07 weniger Punkte daheim geholt

Aufgrund zweier Heimspiele vor der Winterpause gegen Wacker und Admira galt Rapid aufgrund der Auslosung als Favorit auf die Winterkrone.

Nach dem mageren 0:0 gegen die Innsbrucker beträgt der Rückstand auf Herbstmeister Ried hingegen zwei Punkte.

Nur ein Sieg gegen die Südstädter sowie eine gleichzeitige Niederlage der Innviertler gegen Sturm könnte die Hütteldorfer über Weihnachten und Neujahr an die Tabellenspitze hieven.

Tatsache ist: In den vergangenen fünf Jahren holte Rapid bis zur 18. Runde nur ein einziges Mal weniger Punkte daheim als in der aktuellen Premierensaison von Trainer Peter Schöttel.

„Wir müssen uns in jedem Bereich verbessern“

Das jedoch ausgerechnet in jener Spielzeit, als der Rekordmeister nach der Bestellung von Peter Pacult zur Halbzeit der Saison auf dem letzten Tabellenplatz lag.

Während damals 14 Punkte aus Heimspielen auf dem Konto landeten, sind es in der aktuellen Saison 16.

Zum Vergleich: In den vergangenen zwei Spielzeiten stand Rapid in der Heimtabelle nach 18 Runden stets auf Platz eins. 2009/10 und 2010/11 musste man in den ersten neun Partien vor eigenem Publikum zudem keine einzige Pleite hinnehmen.

„Wir müssen uns in jedem Bereich verbessern“, kündigte Schöttel bereits an, abgesehen von den mittelprächtigen Performances in der Hütteldorfer Heimat.

„12. Mann“ als entscheidender Faktor

Während die Zuschauerstatistik einmal mehr Rapid als Publikumsmagneten der Bundesliga enttarnt - im Schnitt besuchten 14.503 Zuschauer die Heimspiele – ist die Stimmung längst noch nicht die alte.

Die Vorfälle beim 298. Wiener Derby am 22. Mai dieses Jahres haben ihre Spuren hinterlassen. Während der Support in den ersten Matches komplett eingestellt wurde, unterstützen die Fans ihr Team nun wieder regelmäßiger.

Von der eindrucksvollen lautstarken Unterstützung, die über die Grenzen hinaus Anerkennung fand, ist die grün-weiße Fan-Gemeinschaft aber noch weit entfernt.

Während der „12. Mann“ das Team früher immer wieder zu Höchstleistungen anspornte, sind die Spieler nun auf sich selbst angewiesen.

Geht es nach dem Verein, soll das Hanappi-Stadion durch das Geben und Nehmen beider Seiten langsam aber doch wieder zu einer Festung werden.


Alexander Karper