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Bei Salzburg unterschätzt, bei Rapid gesetzt

Bei Salzburg unterschätzt, bei Rapid gesetzt

Harry, wer? Gestatten, Harald Pichler!

So oder so ähnlich muss sich der 24-jährige Kärntner gefühlt haben, als er zur Überraschung vieler im Sommer von Wacker Innsbruck zu Rapid geholt wurde.

Trotz Gegenwind und fehlendem Bekanntheitsgrad hat sich der Defensiv-Allrounder durchgebissen und sich auf Dauer in der Innenverteidigung etabliert.

„Für mich war das klar. Es hat mich keiner gekannt, bevor ich nach Wien gekommen bin. Mir ist nichts anderes übrig geblieben, als Leistung zu bringen“, erinnert sich Pichler im Gespräch mit LAOLA1.

Vom Nobody zum Abwehrbollwerk

Insgesamt spulte der Klagenfurter in seinem ersten Jahr in Grün-Weiß 26 Bundesliga-Einsätze ab und machte die Abwehr zusammen mit Mario Sonnleitner sattelfest.

„Wir haben schon die ganze Saison gezeigt, dass wir hinten – egal wer spielt – sehr kompakt stehen. Für uns ist das eine Genugtuung“, meint Pichler, nachdem die Defensive zu Beginn der Saison noch ziemlich in der Kritik stand.

Allgemein gesehen scheint die Karriere des Linksfußes nur in eine Richtung zu verlaufen – nämlich bergauf.

Nach seinen Anfängen beim FC Kärnten und SV Feldkirchen stieg er mit den Red Bull Juniors in die Erste Liga auf, sammelte bei Wacker erste Bundesliga-Erfahrung, wechselte zu Rapid und hat nun sogar die Chance auf den Meistertitel.

Ausgerechnet gegen Salzburg um den Titel

„Man wünscht sich so einen Aufstieg, zum Glück ist es so eingetroffen. Ich hoffe, das haltet noch weiter so an“, hätte Pichler nicht mit einem derartig positiven Werdegang gerechnet.

Apropos Red Bull! Der Liga-Showdown am Sonntag ist für Rapids Stammkraft etwas Besonderes. Schließlich wurde sein Können in Salzburg damals nicht erkannt.

„Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habe es dann aber trotzdem über Umwege in die Bundesliga geschafft. Ich glaube, dass es auch so in Ordnung war.“

Da die Mozartstädter jedoch von Beginn an als klarer Titelfavorit gehandelt wurden, spielt bei den Grün-Weißen doch auch Stolz mit, die vermeintliche Übermacht so lange zu fordern.

„Es ist schon eine Genugtuung“

„Es ist schon eine Genugtuung. Das hätte keiner vor der Saison erwartet. Jetzt müssen wir am Sonntag zeigen, dass wir auch zurecht oben stehen“, gibt Pichler die Marschroute vor.

„Es war unser Ziel, dass wir bis zu dieser Runde an Salzburg dran bleiben und im direkten Duell ganz oben stehen können.“

Die aktuelle Form der Salzburger ist ihm dabei nicht verborgen geblieben. Im Gegenteil. Der Verteidiger weiß genau, welch schwere Aufgabe bevorsteht.

„Salzburg ist seit elf Spielen ungeschlagen, das spricht für sich.“

„Jeder weiß, was auf dem Spiel steht"

Entscheidend wird sein, wie man die Kreise vom Mann der Stunde, Jakob Jantscher, einschränken kann.

„Jantscher hat sicher eine sehr gute Form, aber es ist klar, dass wir unser Spiel durchziehen müssen. Jeder Spieler von Salzburg ist sehr gefährlich, und nicht nur einer momentan.“

Für Rapid geht es um alles oder nichts. Ein Europacup-Platz ist vorerst mit fünf Punkten abgesichert, somit spricht alles dafür, am Sonntag voll auf Sieg zu spielen. „Jeder weiß, was auf dem Spiel steht. Wir müssen auf Sieg spielen, weil wir Erster werden wollen. Deshalb gibt es kein Verstecken.“

Trotz Anspannung vor dem „Spiel des Jahres“ herrscht im Training noch Lockerheit, welche sich in Form von „Arschfetzen“ (Anm.: Spieler stellen sich auf, während andere versuchen, sie abzuschießen) bemerkbar macht. Laut Pichler ist das ein gutes Zeichen.

„Dass wird trotzdem eine gewisse Lockerheit drin haben, ist sicher nicht schlecht.“


Alexander Karper