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"Ein Traum ist in Erfüllung gegangen"

Das Hemd ist violett, die Brille hat einen violetten Rahmen mit weißen Bügeln.

„Die hatte ich länger in der Schublade liegen. Sie stammt noch aus der alten Austria-Zeit“, lacht Peter Stöger.

Dieser Mann weiß, wie man zu einem Amtsantritt als neuer Trainer der Veilchen zu erscheinen hat.

Immerhin kennt er diesen Verein wie seine Westentasche.

Überzeugte Verantwortliche

Oder wie es Markus Kraetschmer ausdrückt: „Ein alter Bekannter ist in die Heimat zurückgekehrt.“

„Er hat optimal in unser Profil gepasst. Ich wollte einen österreichischen Trainer. Ich bin überzeugt, dass uns ein guter Schachzug gelungen ist“, begründet Thomas Parits die Entscheidung für den Wiener.

Die wichtigsten Punkte der Trainer-Entscheidung:

  • Ablöse und Vertrag

Stögers Kontrakt in Wiener Neustadt wäre noch ein Jahr gelaufen. Parits spricht davon, dass der neue Austria-Coach aber eine Klausel in seinem Vertrag gehabt habe, die es ihm ermöglicht, bei einem Angebot der Austria auszusteigen. „Er hat die Verhandlungen mit Manfred Rottensteiner (Anm. Wr. Neustadts Präsident) geführt, wir haben uns erst am Ende eingeschaltet. Im Endeffekt hat er den Deal über die Bühne gebracht“, erläutert Parits. Und der Sport-Vorstand will festgehalten wissen, dass die Wechsel von Dario Tadic und Christoph Freitag zu den Niederösterreichern nichts mit diesem Deal zu tun hätten. Einen neuen Weg geht der FAK in Sachen Vertrag. Stöger hat für zwei Jahre unterschrieben. Die Klausel, dass sich der Kontrakt im Falle des Erreichens eines internationalen Startplatzes verlängert, ist Geschichte. „Wir sind gescheiter geworden und haben gesehen, dass diese Konstellation auch Nachteile mit sich bringt“, sagt Parits. Dem neuen Trainer solle somit ein wenig Druck von den Schultern genommen werden.

  • Die Zwischenzeit

Nach dem Double 2005/06 war im Oktober 2006 für das Duo Stöger/Schinkels Schluss in Wien-Favoriten. Nicht einmal sechs Jahre später ist der damalige Sportmanager wieder da. „Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen, diese Möglichkeit nach einigen Jahren wieder zu bekommen“, strahlt der Neo-Coach. In der Zwischenzeit arbeitete der 46-Jährige bei der Vienna, dem GAK und bei Wiener Neustadt. In dieser Zeit hat er sich freilich weiterentwickelt: „Ich habe gelernt, eine gewisse Demut an den Tag zu legen. Ich habe gelernt, mit wenigen Mitteln und zum Teil nicht idealen Trainingsbedingungen umzugehen. Und ich habe durchaus gelernt, dass man nicht alles glauben darf, was einem die Spieler erzählen.“

  • Ziele und Ansätze

Der Vollständigkeit halber wird das Ziel, mit dem der FAK in die neue Saison geht, erwähnt. „Wir wollen dieses Jahr ohne internationalen Bewerb nicht wiederholen“, sagt Stöger, der beim letzten Meistertitel der Violetten im Jahr 2006 Regie führte. Wenn ihm das abermals gelänge, wäre Parits freilich überglücklich: „Ich hätte nichts dagegen, wenn er das wiederholt.“ Wie der neue Trainer seine Aufgabe angeht, weiß er bereits: „Ich weiß mehr denn je zu schätzen, was hier geboten werden kann. Meine Aufgabe wird sein, das den Spielern klar zu machen. Es ist eine Ehre und Verantwortung für die Austria zu spielen.“ Die Probleme im Frühjahr führt Stöger in erster Linie auf atmosphärische Störungen zurück: „Man kann nicht immer alles auf Technik, Taktik und Spielausrichtung zurückführen, sondern auch darauf, wie eine Gruppe funktioniert. Ich meine, dass das mit ein Grund war, warum es die Austria nicht geschafft hat, in einen internationalen Bewerb zu kommen. Einige Kleinigkeiten haben stimmungstechnisch nicht gepasst. Das wird bei mir nicht der Fall sein.“ Dass in Wien-Favoriten Offensivfußball nicht nur gefragt, vielmehr Voraussetzung ist, ist Stöger bewusst. Angesichts der Vielzahl von torlosen Remis in den Wiener Neustädter Heimspielen versichert er: „Man braucht sich nicht zu fürchten, dass wir in der Generali Arena acht Mal 0:0 spielen.“

  • Der Kader

Das Trainerteam bleibt gleich. Mit Co-Trainer Manfred Schmid hat Stöger bereits in Niederösterreich gearbeitet, Franz Gruber betreut weiterhin die Tormänner, Martin Mayer bleibt Fitnesscoach. Auch auf dem Spielersektor sieht Parits die Mannschaft gut aufgestellt: „Vom Stamm ist mit Florian Klein nur ein Spieler gegangen. Wir haben im Moment einen sehr guten Kader und keinen großen Bedarf. Aber sicher werden wir den einen oder anderen Spieler holen.“ Stöger will sich zuerst mit Schmid besprechen, um danach Kader-Entscheidungen zu treffen. Ein wichtiges Thema ist auch Roland Linz. „Wenn ich das Gefühl habe, dass er der Mannschaft hilft und kein störender Faktor ist, wird er Teil der Mannschaft sein“, sagt Stöger. Und schickt hinterher: „Das trifft auch auf alle anderen zu.“


Harald Prantl