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„Die Leute haben an mir gezweifelt“

„Die Leute haben an mir gezweifelt“

Sein Name ist unmittelbar mit dem Aufstieg des WAC verbunden – Jacobo Maria Ynclan Pajares, kurz Jacobo.

Mit 15 Toren und acht Vorlagen half der Spanier in der vergangenen Saison entscheidend mit, Wolfsberg zum ersten Mal in der Geschichte Bundesliga-Atmosphäre zu verschaffen.

„Für alle Spieler ist ein Aufstieg, vor allem in die oberste Spielklasse, etwas ganz Besonderes. All die Arbeit davor zahlt sich aus“, erinnert sich der Spieler der Saison in der Ersten Liga im Gespräch mit LAOLA1 an den vergangenen Sommer.

Doch Zeit, in Nostalgie zu schwelgen, bleibt nicht. Die Kärntner sind mitten im wöchentlichen Überlebenskampf angekommen, der da Klassenerhalt heißt.

Auf dem Weg zum Saisonziel

Der Vorsprung auf den Abstiegsplatz, derzeit von Wiener Neustadt belegt, beträgt nach dem Wiedererstarken von Wacker Innsbruck nur fünf Punkte, bei einem Spiel weniger wohlgemerkt.

Mit sechs Punkten Rückstand auf den ersten Europa-League-Qualifikationsplatz, den aktuell Sturm Graz hält, ist aber auch der Weg nach oben kein weiter.

„Die Mannschaft hat sich gut entwickelt und wir sind langsam eingespielt“, zeigt sich Jacobo mit der aktuellen Lage durchaus zufrieden und geht weiter ins Detail: „Der Konkurrenzkampf von über 20 gleichwertigen Kaderspielern kommt uns dabei zugute.“

Liendl stärkt Jacobo in dieser Saison den Rücken

Neue Schultern für die Last

Tatsächlich verfügen die Kärntner über einen recht ausgewogenen Kader, in dem das Offensivspiel nicht mehr allein von den Ideen des Madrilenen abhängt.

Mit einem stark agierenden Michael Liendl, mit vier Toren und fünf Vorlagen WAC-Topscorer, oder David De Paula sind zwei Kreativspieler neu dabei und zeigen ihre Qualitäten regelmäßig. „Die Neuverpflichtungen haben uns viel gebracht, deshalb spielen sie auch meist“, kommentiert Jacobo lapidar.

Dass seine Statistiken sich weniger beeindruckend lesen, oder seine Leistungen im Vergleich zum Vorjahr stagnieren, lässt der 28-Jährige dagegen nicht gelten: „Ich glaube, die Leute haben ein wenig an mir und meinen Fähigkeiten gezweifelt. Sie glaubten nicht, dass ich in der Bundesliga so spielen könnte wie in der Ersten Liga.“

Unterschiede zwischen den Ligen seien zwar da, wiegen aber bei weitem nicht so schwer. „Für mich als Offensiv-Spieler ist es beinahe einfacher, weil es mehr Räume gibt. Letztes Jahr waren wir stets der Leader und die anderen Mannschaften haben sich hinten hineingestellt. Und dieses Jahr ist es das genaue Gegenteil.“

Mehr als nur ein Trainer

Lehrer und Betreuer

Mit Bjelica hat der Madrilene, der aktuell in Pörtschach beheimatet ist, nicht nur einen engagierten Trainer gefunden, sondern auch einen Berater und Betreuer abseits des Fußballplatzes.

„Ich glaube, für alle von uns ist das eine große Hilfe. Die anderen Spanier haben mir erzählt, welch Glück wir haben mit einem Trainer, der auch unsere Sprache spricht“, berichtet die Nummer 11 des WAC.

Was den langjährigen Albacete- und Betis-Legionär als Coach so besonders macht? „Ich glaube, das Wichtigste ist, dass er selbst Spieler war. Oft habe ich an meinen Trainern vermisst, dass sie sich in mich hineinversetzen können. Nenad weiß genau, wie er dich in jedem Moment behandeln muss.“

Zukunft noch ungewiss

Somit erklärt sich auch, weswegen die Zukunft des Offensiv-Spielers, dessen Kontrakt in Wolfsberg im Sommer ausläuft, noch ungewiss ist:

„Noch habe ich mit niemandem vom Verein gesprochen. Es geht um viele Details. Macht der Trainer weiter oder nicht? Zählt der nächste auch noch auf mich?“

„Coco“, wie Jacobo von seinen Freunden genannt wird, fühlt sich in Kärnten mit seiner Familie wohl, die Entscheidung läge aber „in erster Linie beim Klub.“

Frühzeitig über Vertragsverlängerungen zu sprechen, missfällt ihm aber ohnehin. Vorerst ist es wichtig, die Saison "so gut wie möglich abzuschließen, und dann wird abgerechnet."


Christian Eberle

„Bin schon lange genug dabei“

Eine besondere Erwartungshaltung, als gewählter „Bester Spieler der Ersten Liga“ auch in der Bundesliga glänzen zu müssen, verspüre der zweifache Familienvater keine.

„Es gibt immer ein bisschen Druck, etwas zu zeigen. Ich bin schon lange genug dabei. Das macht nichts. Aber ich gebe mich weder mit dem letzten Jahr noch mit den Leistungen bis jetzt zufrieden.“

Angesichts der Bilanz seines ersten Bundesliga-Herbstes kann er das auch nicht. Mit einer Durchschnittsnote von 5,5 liegt Jacobo im internen WAC-Ranking nur auf Rang acht.

Premiere auf der WAC-Bank

Nach der bitteren 2:5-Heimklatsche gegen Ried am 11. Spieltag hatte es den Anschein, dass selbst Förderer und Coach Nenad Bjelica erstmals an seinem Schützling, den er 2011 von RSD Alcala nach Kärnten holte, zweifeln würde.

Im Folgespiel in Salzburg musste der Mittelfeld-Akteur erstmals in seiner Wolfsberg-Ära über 90 Minuten von der Bank aus zusehen. Ein kleiner Denkzettel, der seine Wirkung nicht verfehlen sollte.

In der „Wasserschlacht“ gegen Sturm und im „Gruselspiel“ im Nebel von Mattersburg durfte der Linksfuß wieder von Beginn an ran und zeigt trotz teils irregulärer Rahmenbedingungen ansprechende Leistungen.

„Es war eine Entscheidung des Trainers. Die gilt es zu respektieren, weil er zum Wohle der Mannschaft entscheidet“, hegt Jacobo im Nachhinein keinen Groll auf seinen Übungsleiter.

„Hatte ein wenig Angst“

Das verwundert nicht, ist der 41-jährige Kroate ohnehin Hauptbeweggrund dafür, dass der Südländer überhaupt spanische Sonne gegen gute Lavanttaler Luft eintauschte.

„Der Trainer machte klar, dass er einen Spieler wie mich sucht, nahm das Gespräch auf und hat mir zu diesem Wechsel geraten.“

Keine leichte Entscheidung, wenn man sich die Erfahrungen Jacobos bei seinem letzten Klub im Ausland, Excelsior Mouscron (2007/08), vor Augen führt. Eine Meniskusverletzung setzte den Absolvent der Nachwuchsakademie von Atletico Madrid für die gesamte Spielzeit außer Gefecht.

„Belgien war nicht schön. Ich habe mich verletzt, musste nach Spanien zurückkehren. Es war eine etwas bittere Erfahrung. Daher hatte ich diesmal ein wenig Angst, dass die Dinge dieses Mal auch nicht gut laufen würden“ gesteht der Feintechniker.