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"Die Hasstiraden sind unter der Gürtellinie"

Zur falschen Zeit am falschen Ort.

Ivica Vastic hat sich seine erste Station als Cheftrainer einer Bundesliga-Mannschaft bestimmt anders vorgestellt. Bei der Wiener Austria erlebt der 42-Jährige jedenfalls die Schattenseiten des Geschäfts.

Ausbleibende Erfolge und Fan-Proteste gegen seine Person pflastern den Weg. In einer Woche scheint der Albtraum jedoch ein Ende zu nehmen.

Nach jüngsten Informationen (LAOLA1-Bericht) trennen sich die Veilchen per Saisonende vom ehemaligen Ausnahmekönner – egal ob ein internationaler Startplatz erreicht oder verfehlt wird.

Bittere Erfahrung

Entmutigen lässt sich der Austro-Kroate dennoch nicht. „Es macht noch immer Spaß. Ich lebe für den Fußball, beschäftige mich den ganzen Tag mit dieser Materie. Ich überlege immer, was man verbessern kann, wie man die Spieler weiterentwickeln kann. Darin stecke ich meine ganze Kraft“, erklärt Vastic bei LAOLA1.

Die aktuelle Situation sei auch eine Art Lernprozess: „Das ist eine Erfahrung, die ich erleben muss. Ich nehme es zur Kenntnis. Fußball ist meine Leidenschaft. Ich bin am Anfang meiner Trainer-Karriere und werde jetzt nicht aufhören, egal was passiert.“

Gegen Neustadt volle Offenisve

Er versucht weiterhin alles, um den Klub in den Europacup zu führen. Die Devise: Drei Siege in den letzten drei Spielen gegen Wr. Neustadt (h), Mattersburg (h) und Sturm Graz (a).

„Wir rechnen uns noch Chancen aus. Wir haben zwei Heimspiele. Die müssen wir auf jeden Fall gewinnen. Dann steht möglicherweise in der letzten Runde ein direktes Duell mit Sturm am Programm.„

Gegen die Niederösterreicher (LIVE ab 20:30 im LAOLA1-Ticker) setzt Österreichs einziger EURO-Torschütze voll auf die Offensive.

„Wir haben nichts mehr zu verlieren. Ich werde alle Offensiv-Kräfte, die noch zur Verfügung stehen einsetzen.“

Wie reagiert Vastic auf Fan-Proteste

Die Ausfälle von Gorgon, Suttner, Dilaver (alle gesperrt), A. Grünwald und Kienast seien zwar schmerzhaft und erleichteren die Sache zwar nicht, aber „nun sind eben Spieler gefragt, die sonst nicht so oft spielen.“

Nach außen hin präsentiert sich der violette Feldherr also professionell wie immer, doch wie sieht es innen aus. Haben die mediale Negativ-Kampagne und die Anfeindungen der Fans ihre Spuren hinterlassen?

„Diese Dinge kann ich nicht ändern. Es sagt eigentlich nicht viel über mich, sondern über die Leute, die so etwas sagen, aus. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit, setze mich für die Austria ein. Ich versuche die Mannschaft zu motivieren, um unser Ziel zu erreichen. Ich gebe wirklich alles. Ich konzentriere mich auf die tägliche Arbeit.“

Kraetschmer verurteilt Hasstiraden

Und der Familienvater bleibt seiner Linie treu, würde nie etwas Negatives in der Öffentlichkeit über jemanden sagen – auch nicht über die Anhänger. „Es bringt ja nichts. Ich weiß, was den Verein weiterbringt und halte mich daran. Und Unruhe bringt niemanden weiter.“

Konkreter wird hier schon Markus Kraetschmer, der die Art und Weise der Antipathie aufs Schärfste kritisiert.

„Was gegen Ivo Vastic an unfairen Hasstiraden aufgebaut und geschürt wurde, ist unter der Gürtellinie und hat sich kein Mensch verdient. Durch unfaire Behauptung oder durch Verbreitung von Unwahrheiten wurden Emotionen geschürt“, so Austrias AG-Vorstand.

Falsche Gerüchte

Der 40-Jährige will vor allem jenes Gerücht, dass Vastic seinen Posten nur aufgrund von Sponsor Harreither inne hat, aus der Welt schaffen:

„Das ist Blödsinn. Harreither ist seit 2008 Sponsor der Austria. Sein Vertrag hat nichts damit zu tun. Er zahlt keinen Cent mehr, nur weil Vastic jetzt Cheftrainer ist.“

Kraetschmer kann aber grundsätzlich den Fan-Unmut bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. „Wir verstehen den Frust. Unsere Anhänger investieren viel Geld und Zeit und fragen sich dann: „Was bekommen wir von euch als Mannschaft zurück?“ Wir haben noch nie ein kritisches Transparent verboten. Egal, ob gegen Trainer oder Funktionäre. Wir werden auch nie verhindern können, dass Choräle angestimmt  werden. Das ist okay. Das steht ihnen zu, aber es sollte fair bleiben.“

Daher appelliert er abschließend an die Fans: „Das Team und der Trainer sollen eine faire Chance erhalten. Es ist immer von der Austria-Familie die Rede. Man ist aber nur dann eine Familie, wenn man auch in schweren Zeiten zueinander steht.“

Martin Wechtl