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"Mein Tormann ist einfach Iker Casillas"

Patrick wer?

Während Patrick Tischler längst zum Inventar der Admira gehört, musste sich der Torhüter über seinen Stammverein hinaus erst einen Namen machen.

Ein Unterfangen, das ihm in dieser Saison gelungen ist. Immerhin darf sich der 24-Jährige aktuell Goalie des Tabellenführers der Bundesliga schimpfen.

Und das durchaus überraschend. Denn mit dem Höhenflug der Südstädter war vor Saisonbeginn ebenso wenig zu rechnen wie damit, dass Tischler seinen renommierten Konkurrenten Hans-Peter Berger als Nummer eins verdrängen kann.

„Der Trainer weiß, was ich kann“

„Ich habe das Vertrauen des Trainers gekriegt. Obwohl wir Erfolg hatten, hat er gewechselt. Dieses Vertrauen versuche ich zurückzuzahlen“, erklärt Tischler im Gespräch mit LAOLA1.

Schon zum Auftakt beim Geisterspiel im Hanappi-Stadion gegen Rapid sprang der Niederösterreicher für den an einer Augenentzündung laborierenden Berger ein, kehrte danach jedoch wieder auf die Ersatzbank zurück.

In der 7. Runde überraschte Coach Didi Kühbauer vor dem 4:2 gegen Meister Sturm mit der Nominierung Tischlers, der seither seinen Posten nicht mehr räumen musste.

„Der Trainer kennt mich schon, seit er da ist. Er hat mich bereits bei den Amateuren betreut. Er weiß, was ich kann“, kann der 1,86 Meter große Keeper schon auf eine längere Zusammenarbeit mit Kühbauer verweisen.

Abstecher nach Schwadorf

Die Amateur-Mannschaft war ohnehin über geraume Zeit das Einsatzgebiet des Mittzwanzigers. Immerhin 65 Einsätze hat er in der Regionalliga Ost zu Buche stehen. Bei der Admira heuerte er bereits im Alter von 15 Jahren an und hielt ihr – meist – die Treue:

„Ich habe die Akademie durchlaufen und dann kurz zu Trenkwalder Schwadorf gegangen. Nach der Fusion bin ich wieder zur Admira gekommen.“

Dass Tischler als langjähriger Admiraner umso mehr Freude am aktuellen Erfolgslauf hat, liegt auf der Hand. Ausgelassen feierte er nach dem 3:2 gegen Wacker noch mit einigen Fans, als seine Kollegen längst die Kabinen-Party gestartet hatten.

„Das waren Anhänger aus meiner Heimatortschaft. Dort habe ich einen kleinen Fan-Klub, das sind alles Fußball-Fanatiker“, grinst der Keeper.

„Mein Tormann ist einfach Iker Casillas“

Nach bislang sieben Bundesliga-Spielen kann man natürlich noch nicht behaupten, dass sich der 24-Jährige in der höchsten Spielklasse etabliert hat. Auch die Statistik ist mit 42,1 Prozent gehaltener Schüsse, die direkt aufs Tor gingen, durchaus verbesserungswürdig.

Die persönliche Zielsetzung für die laufende Spielzeit liegt so gesehen auf der Hand: „Man kann sich immer höhere Ziele setzen, aber jetzt ist es einmal mein Ziel, die Nummer eins zu bleiben und konstant zu spielen.“

Konstanz, die auch jenen Torhüter auszeichnet, an dem er sich international am meisten orientiert: „Zurzeit ist Manuel Neuer das Um und Auf, er spielt sehr konstant. Aber mein Tormann ist einfach Iker Casillas. Er spielt ebenfalls sehr konstant und hat alles erreicht, was man erreichen kann. Deswegen ist er für mich die Nummer eins.“

Bezüglich seiner eigenen Stärken und Schwächen gibt sich Tischler zugeknöpft. „Schwächen hat man als Bundesliga-Tormann keine, oder zumindest gibt man sie nicht zu“, lacht der frühere ÖFB-U17-Keeper und meint: „Das sehen eh die anderen, was man kann oder nicht kann.“

„Hatte mir ÖFB-Einberufung damals nicht verdient“

Der Gedanke, früher oder später wieder einmal den ÖFB-Dress zu tragen, ist sicher im Hinterkopf verankert: „Wer will das nicht? Langfristig ist es sicher ein Ziel, für Österreich zu spielen.“

Dass es trotz des akuten Personal-Engpasses am Goalie-Sektor nicht zu einer Einladung zum Asien-Trip nach Aserbaidschan und Kasachstan reichte, ist für ihn kein Thema. Statt des Keepers des Überraschungs-Teams trat Wiener-Neustadt-Schlussmann Jörg Siebenhandl die Reise an.

„Damals hatte ich erst drei oder vier Partien. Da kann man nicht enttäuscht sein. Klar wäre es eine Super-Draufgabe gewesen, aber verdient hatte ich mir das zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht.“

„Verhältnis zu Berger ist absolut normal“

Sehr wohl zum Kreis des Nationalteams gehörte noch im Frühjahr Berger. Tischler äußert sich wohlwollend über seinen teaminternen Konkurrenten:

„Klar ist er enttäuscht, aber er trainiert genauso weiter wie vorher, haut sich genauso rein. Mein Verhältnis zu ihm ist absolut normal.“

Kann er seinen ehrgeizigen Rivalen dauerhaft zur Nummer zwei degradieren, würde dies zeigen, aus welchem Holz Tischler geschnitzt ist…

Peter Altmann