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Thierno Ballo - Kein gewöhnlicher Junge

Thierno Ballo spielt mit 14 Jahren in der ÖFB-U17. Das ist seine außergewöhnliche Geschichte:

Thierno Ballo - Kein gewöhnlicher Junge

Nachwuchstrainer sprechen nicht gerne über einzelne Spieler. Wenn sie nach den größten Talenten gefragt werden, nennen sie nur selten Namen, und wenn doch, wollen sie lieber nicht zitiert werden.

Doch bei manchen Kickern sind es schon die nackten Zahlen, die deutlich machen: Dieser Junge ist etwas Besonderes.

Thierno Ballo ist erst 14 Jahre alt. Er spielt für das U17-Nationalteam des ÖFB. Ballo ist zwei Jahre jünger als einige seiner Kollegen. Und seine Geschichte ist außergewöhnlich.

"Nicht jetzt schon von Jahrhunderttalent sprechen!"

U17-Teamchef Hermann Stadler sagt über ihn: „Er hat ein extrem hohes Potenzial, aber man muss abwarten, wohin die Reise geht. Man darf nicht jetzt schon von einem Jahrhunderttalent sprechen, das wäre eindeutig zu früh. Es kann noch so viel passieren.“

Tatsächlich hat der Offensivspieler noch einen sehr weiten Weg vor sich. Die Voraussetzungen sind aber zweifellos da. „Ein technisch ausgezeichneter Spieler mit viel Kreativität und Spielwitz. Er ist für sein Alter extrem weit und spielt sehr reif und abgezockt. Vom fußballerischen Können ist er einer der Besten in der Mannschaft“, sagt Stadler.

Ballo ist seit einigen Monaten Österreicher. Auch der deutsche Fußball-Bund hat ihn schon zu einem Sichtungslehrgang einberufen, deutsche Staatsbürgerschaft besitzt er jedoch keine. Aber Ballo lebt seit einigen Jahren in Deutschland.

Entdeckt wurde er in Linz von Peter Huemerlehner, der damals Nachwuchstrainer bei Chemie Linz war. Er erinnert sich: „Eines Tages habe ich diesen wilden Hund auf einem Street-Soccer-Platz gesehen – er hatte eine unheimliche Dynamik und Beweglichkeit. Ich war mir sicher, dass er schon bei einem anderen Verein spielt. Er hat mir aber erzählt, dass er erst nach Österreich gekommen ist. Ich habe dann den Kontakt zu den Eltern hergestellt.“

"Er hat in zwei Jahren über 200 Tore erzielt!"

Ballos Vater ist einst von der Elfenbeinküste nach Oberösterreich gekommen, der junge Mann, sein Bruder und seine Mutter, die aus Guinea stammt, sind später nachgekommen. Ballo war ursprünglich ivorischer Staatsbürger, ehe er den österreichischen Pass erhielt.

Jahre davor, noch keine zehn Jahre alt, lehrte er seinen Gegenspielern das Fürchten. Huemerlehner über die Zeit bei Chemie Linz: „Es war unglaublich, er hat in zwei Jahren über 200 Tore erzielt. Er hatte eine irrsinnig steile Lernkurve.“ Später nahm er das Talent mit zum LASK. Doch das war eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem, was kommen sollte.

Der Nachwuchs-Trainer arbeitet in der IT-Branche und musste aus beruflichen Gründen nach Köln übersiedeln. Damit Ballo weiterhin eine ideale fußballerische Betreuung erhält, kam er mit nach Deutschland, Huemerlehner erhielt zusätzlich zu den Eltern das Erziehungsrecht.

„Wir haben ihn in unserer Familie aufgenommen. Ich habe zwei Töchter und einen kleinen Sohn. Thierno ist für sie wie ein Bruder“, sagt Huemerlehner. In Deutschland schloss sich Ballo Bayer Leverkusen an uns sorgte schon bald für Furore. Bei internationalen Turnieren heimste er regelmäßig Auszeichnungen ein – bester Spieler, Torschützenkönig, bester Techniker…

Mario Huemerlehner, Peters Bruder und Co-Trainer von Stadler bei der ÖFB-U17, betreut den jungen Mann mit Individual-Training. Er sagt: „Die Positionierung, bevor er den Ball bekommt, ist außergewöhnlich. Außerdem zeichnet ihn die Aktion nach Ballabgabe aus.“

"Es gibt keinen Anflug von Größenwahn"

Seiner Meinung nach ist Ballo auf der Zehner-Position am besten aufgehoben: „Er erkennt die Tiefe, sieht die Schnittstellen und steckt die Bälle präzise durch. Und er kann mit Druck auf engem Raum sehr gut umgehen.“

Seit diesem Sommer spielt der Mittelfeldmann, der von Adidas unterstützt wird, bei Viktoria Köln. Auch dort ist er bereits in der U17 aktiv. Ein Hauptgrund für den Wechsel, wie Peter Huemerlehner erklärt: „Er hat garantierte Spielpraxis in der U17-Bundesliga. Seine Leverkusen-Kollegen aus dem Vorjahr kommen in der U16 fast gar nicht zum Zug.“

Doch es ist nicht nur die sportliche Entwicklung, die die Huemerlehners loben. „Als er nach Österreich gekommen ist, war er ein ganz schlechter Schüler – er hat ja kein Wort verstanden, als er hierhergekommen ist. Aber er hat einen großen Willen gezeigt, um den Anschluss zu finden und ist jetzt ein mittelmäßiger Schüler“, so Peter Huemerlehner. Sein Bruder ergänzt: „Er soll auf jeden Fall eine schulische Ausbildung abschließen.“

Von Leuten wie ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner schon im Alter von 14 Jahren erwähnt, von seinen Wegbegleitern gelobt, bei den um zwei Jahre Älteren dabei – wie geht Thierno Ballo damit um?

„Ein sehr bodenständiger Typ mit einem sonnigen Gemüt“, beschreibt ihn Stadler. Peter Huemerlehner sagt: „Es gibt keinen Anflug von Größenwahn. Er ist besonnen und ruhig.“

Harald Prantl


Ein Blitztor der ÖFB-U19:


 

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