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Rangnick: So soll Österreich zur "Turniermannschaft" werden

Deutschland ist (oder war?), was Österreich laut ÖFB-Teamchef werden soll. Bei einer EM-Maßnahme spielen auch die Fans eine ganz wichtige Rolle.

Rangnick: So soll Österreich zur Foto: © GEPA

Die EM-Quali ist vollbracht, warum also nicht gleich in den EURO-Modus übergehen?

Dass es in Spiel eins der Vorbereitung ausgerechnet gegen das eigene Heimatland Deutschland (Di., ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) geht, scheint für ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick so gesehen zumindest nach außen hin nur eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Auch angebliche vergangene Gespräche mit dem DFB über eine Zusammenarbeit, die es seiner Auskunft nach ohnehin nie gegeben habe, sind so gesehen kein Thema - auch für die Zukunft:

"Ich habe mich für Österreich entschieden. Die bisherige Entwicklung, seit wir zusammenarbeiten, geht genau in die richtige Richtung. Wir freuen uns alle mega auf die EURO, dieses Turnier und die Atmosphäre."

Auf das gemeinsame Ziel einschwören

Die klare Message des 65-Jährigen: Bei aller EM-Vorfreude - die Arbeit im Hinblick auf dieses Turnier hat längst begonnen.

Und hier stellt Rangnick proaktiv einen Begriff in den Mittelpunkt, an dem es sich in den kommenden Monaten zu orientieren gilt und der vielleicht nicht ohne Zufall bestens zum aktuellen Gegner passt (zumindest bis cirka 2016):

Turniermannschaft.

"Es ist wichtig, dass wir uns zu einer Turniermannschaft entwickeln und uns auf dieses Ziel, dass wir weiterkommen, einschwören", verdeutlicht Rangnick.

Wie wird man eine Turniermannschaft?

Dass er den Erfolg seiner ÖFB-Mission nicht nur an der Qualifikation für ein Turnier misst, sondern auch am dortigen Abschneiden, hat der ÖFB-Chefcoach vom Tag eins seiner Amtszeit an klargestellt.

Stellt sich die Frage: Wie wird man eine Turniermannschaft?

"Das wünsche ich mir natürlich für unsere Mannschaft, dass wir auch so etwas wie eine Heimspiel-Atmosphäre haben und wir durch das Auftreten unserer Spieler dafür sorgen, dass ganz Österreich mitfiebert."

Ralf Rangnick

"Wir haben Spieler, die Turniere und auch Champions League gespielt haben", erinnert Rangnick und denkt dabei vor allem an Kapitän David Alaba.

Diese Erfahrung alleine wird allerdings nicht ausreichen, um im Idealfall das erste K.o.-Spiel bei einem Turnier seit der WM 1954 zu gewinnen.

Der Umgang mit unvorhergesehenen Dingen

Zwei Gebiete, an die Rangnick daher unter anderem denkt: Einerseits der Umgang mit Rückschlägen, andererseits geht es um die Rückendeckung der Öffentlichkeit, die er (weiter) kreieren möchte.

Zu Punkt eins: Wie man mit unvorhergesehenen Dingen umgeht, habe man schon in den letzten Lehrgängen bearbeitet:

"Was passiert, wenn du plötzlich ein unerwartetes Gegentor oder einen unberechtigten Elfmeter kassierst? Du musst dich auf all diese Eventualitäten einstellen, damit du dann trotzdem damit umgehst und nicht plötzlich Wirkung zeigst."

Wie Argentinien und Marokko

Die Arbeit am Rückhalt in Fußball-Österreich war zuletzt eine erfolgreiche, hört jedoch nie auf. Möglicherweise wurde auch deshalb für genau diesen Lehrgang das Signal gesetzt, nach langer Zeit ein Treffen mit Fanklub-Vertretern zu organisieren.

Nagelsmann und die Österreicher


Rangnick erinnert in diesem Zusammenhang an die WM 2022 und das dortige Abschneiden von Weltmeister Argentinien und Halbfinalist Marokko:

"Ich war zehn Tage vor Ort in Doha. Man hatte bei jedem der Spiele dieser beiden Länder, die ich live gesehen habe, das Gefühl, dass die ganze Nation hinter der Nationalmannschaft steht und dass ganz Marokko oder Argentinien im Stadion ist."

Genau dass möchte der Teamchef für das ÖFB-Team in Deutschland: "Das wünsche ich mir natürlich für unsere Mannschaft, dass wir auch so etwas wie eine Heimspiel-Atmosphäre haben und wir durch das Auftreten unserer Spieler dafür sorgen, dass ganz Österreich mitfiebert und am liebsten sogar mitspielen würde."

Das Casting läuft bis zur Nominierung des EM-Kaders

Bis zur Nominierung des Aufgebots ist Deutschland das erste von nur drei Testspielen. Die Probeläufe Nummer vier und fünf vor der EURO 2024 finden dann schon im Rahmen der unmittelbaren Turniervorbereitung mit dem finalen Kader statt.

Entsprechend geht es gegen das DFB-Team auch darum, sind in Szene zu setzen und Punkte im Hinblick auf eine Turnier-Teilnahme zu sammeln. Große Experimente sind zumindest in Sachen Startelf nicht zu erwarten.

Rangnick betont: "Wir werden mit der bestmöglichen Elf auflaufen. Das haben wir schon gegen Estland so gehalten und das wird auch morgen so sein."

Außerdem sei klar: "Das Casting läuft bis zu dem Tag, an dem wir endgültig den Kader nominieren müssen."

Bei der EM zählt die aktuelle Form

Dieser wird diesmal wie vor der pandemiebedingten Adaption wieder 23 Spieler groß sein. Sehr zum Leidwesen von Rangnick:

"Es ist schade, dass man nur 20 Feldspieler plus drei Torhüter nominieren darf. Ich hätte mir gewünscht, dass es 22 oder 23 Feldspieler sind."

"Wir wissen natürlich, was Spieler in den letzten Jahren gebracht haben, aber in erster Linie geht es schon darum: Wer ist gesund, wer ist fit, wer ist einsatzfähig? So wird es bei der Nominierung des endgültigen Kaders sein und das wissen die Jungs auch."

Ralf Rangnick

Dies bedeutet natürlich noch mehr Druck für jene Akteure, die man nicht zum unmittelbaren Stamm zählen kann. Zum Vergleich: In den acht Matches der EM-Qualifikation setzte Österreich immerhin 32 Spieler ein (Noten! Das Quali-Zeugnis für die ÖFB-Kicker).

"Es geht in der Nationalmannschaft immer auch um die aktuelle Form. Wir wissen natürlich, was Spieler in den letzten Jahren gebracht haben, aber in erster Linie geht es schon darum: Wer ist gesund, wer ist fit, wer ist einsatzfähig? So wird es bei der Nominierung des endgültigen Kaders sein und das wissen die Jungs auch", unterstreicht der Teamchef.

Brisant und spannend

Achja: Auch wenn Rangnick den Fokus auf die eigene EM-Vorbereitung schiebt, Österreich gegen Deutschland sei schon ein "brisantes und spannendes Duell".

"Egal, wie weit man in der Vergangenheit zurückschaut, das war bei Österreich gegen Deutschland immer so. Auf Vereinsebene würde man es als Derby bezeichnen."

Mit den eigenen Emotionen, gegen sein Heimtatland anzutreten, geht Rangnick am Tag davor eher sparsam um. Wie oft er in den vergangenen Tagen gefragt worden sei, ob es für ihn ein besonderes Spiel sei?

"Oft!"

Eine detaillierte Antwort erübrigt sich tendenziell umstandsbedingt.

MÖGLICHE AUFSTELLUNGEN:

Österreich: A. Schlager (Red Bull Salzburg/13 Länderspiele) - Posch (Bologna/27/1 Tor), Lienhart (Freiburg/18/1), Alaba (Real Madrid/104/15), Wöber (Mönchengladbach/20/0) - Baumgartner (Leipzig/33/10), Seiwald (Leipzig/19/0), Laimer (Bayern München/31/4), X. Schlager (Leipzig/40/3), Sabitzer (Dortmund/76/16) - Gregoritsch (Freiburg/50/12)

Ersatz: Lawal (LASK/0), Pentz (Bröndby IF/4) - Mwene (Mainz/8/0), Danso (Lens/15/0), Grillitsch (Hoffenheim/40/1), Kainz (Köln/27/1), Sarkaria (Sturm Graz/1/0), Schmid (Werder Bremen/6/0), Seidl (Rapid/2/0), Entrup (Hartberg/0), Kalajdzic (Wolverhampton/18/4), Arnautovic (Inter Mailand/111/36)

Es fehlen: Wimmer (Sprunggelenksverletzung), Baidoo (Muskelprobleme)

Deutschland: Trapp (Eintracht Frankfurt/8) - Henrichs (Leipzig/12/0), Hummels (Dortmund/77/5), Rüdiger (Real Madrid/65/3), Raum (Leipzig/19/0) - Goretzka (Bayern München/56/14), Gündogan (FC Barcelona/72/18) - Sané (Bayern München/58/13), Havertz (Arsenal/41/14), Wirtz (Bayer Leverkusen/13/0) - Füllkrug (Dortmund/12/10)

Ersatz: Baumann (Hoffenheim/0), Blaswich (Leipzig/0) - Tah (Bayer Leverkusen/20/0), Süle (Dortmund/49/1), Kimmich (Bayern München/81/6), Brandt (Borussia Dortmund/46/3), Andrich (Leverkusen/0), Groß (Brighton/4/0), Hofmann (Leverkusen/23/4), Prömel (Hoffenheim/0), Duksch (Werder Bremen/1/0), Gnabry (Bayern München/44/22), Müller (Bayern München/125/45)

Es fehlen: Musiala, Ter Stegen (beide verletzt)


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