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Wöber: "Da kannst du relativ schnell deppert ausschauen"

Deutschland ist das vierte Land abseits der Heimat, in dem Maximilian Wöber Fußball spielt. Was ist typisch Deutsch? Und was die Kehrseite als Linksverteidiger?

Wöber: Foto: © GEPA

Nach Stationen in den Niederlanden (Ajax), Spanien (FC Sevilla) und England (Leeds) ist Deutschland das vierte Land außerhalb Österreichs, in dem Mönchengladbach-Legionär Maximilian Wöber Fußball spielt.

Damit zählt er zu den zwölf ÖFB-Kickern, die am Dienstag (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) im Prestige-Duell mit Deutschland auf ihre Wahlheimat treffen.

Für rot-weiß-rote Fußball-Profis ist Deutschland oftmals die erste Anlaufstelle, wenn der Sprung ins Ausland gewagt wird. Warum war es bei Wöber vergleichsweise spät so weit?

"Es hat sich nie wirklich ergeben. Als ich von Sevilla weggegangen bin, hat es schon auch Interesse aus Deutschland gegeben, aber nicht so konkret, dass ich das Gefühl gehabt hätte, dass mich die Vereine wirklich wollen."

Die Eigenheiten in Spanien, England und Deutschland

Der Wiener entschied sich für den FC Red Bull Salzburg, von wo aus er den Sprung in die Premier League zu Leeds United geschafft hat. Nach dem Abstieg mit dem englischen Traditionsverein folgte diesen Sommer die Leihe nach Gladbach. Bei der Borussia etablierte er sich auf Anhieb als Führungsspieler.

Wer so weit gereist ist, kann die einzelnen Ligen auch bestens vergleichen.

"Deutschland und England sind schon intensiver als Spanien. In Spanien will man sich mit dem Ball bewegen und Gas geben, gegen den Ball zieht man sich eher zurück und wartet ab. In England gibt es eher dieses Hin und Her, bis entweder einer ein Tor macht oder der andere irgendjemanden zusammentritt", drückt es Wöber flapsig aus.

Und in Deutschland? "Da ist es sehr, sehr taktisch geprägt. Man merkt einfach, dass jede Mannschaft für jedes Spiel einen eigenen Spielplan hat. Man sieht auch, dass die Mannschaften auf Signale pressen und sich auf Signale zurückziehen. Man möchte dieses Hin und Her irgendwo vermeiden."

Was ist typisch Deutsch?

Gibt es etwas, das typisch Deutsch ist? Am ehesten kommt die viel zitierte deutsche Gründlichkeit in der Vorbereitung auf Spiele zum Vorschein. 

"Das heißt, noch einmal Video schauen und noch einmal Video schauen. Es ist dann teilweise schon zach, so viel Video zu schauen und nur über Taktik zu reden."

Maximilian Wöber

"Es wird sichergestellt, dass wir auf den Punkt genau wissen, wann was passiert. Das heißt, noch einmal Video schauen und noch einmal Video schauen. Es ist dann teilweise schon zach, so viel Video zu schauen und nur über Taktik zu reden", schmunzelt Wöber.

Ansonsten würden vielen Österreichern wohl die Themen Disziplin und eben Gründlichkeit einfallen:

"Aber das ist in Fußball-Vereinen überall verankert, dass man es sich nicht erlauben kann, irgendwo zehn Minuten zu spät reinzumarschieren."

Keine Reue

Wöbers Spruch, dass Österreich das "leiwandere Land" als Deutschland sei, wird in seiner Heimat erstens wohl von der Mehrheit nicht bestritten und war zweitens trotzdem genau das: ein Spruch.

Der Abwehrspieler hat sich in Düsseldorf niedergelassen und fühlt sich wohl: "Die Lebensqualität ist genau gleich wie in Österreich. In England hat man etwa an den Lebensmitteln schon gemerkt, dass es einen Unterschied gibt."

Generell bereut der 20-fache Internationale keine seiner Stationen: "Ich konnte überall richtig viel mitnehmen. Egal ob das jetzt aus Sevilla ein bisschen Spanisch ist oder dass ich den Süden von Spanien erkundet habe. Ich habe dort genau wie in England auch unglaubliche Spiele gespielt. Ich möchte keine meiner Stationen missen."

Wie es mittelfristig weitergeht, ist offen.

"Dann hätte ich noch kein einziges Länderspiel..."

Sein Vertrag in Leeds läuft bis Sommer 2027. Aktuell ist der Verein in der Championship als Dritter auf einem vielversprechenden Kurs.

"Leeds macht die Sache sehr gut. Sie spielen richtig coolen Fußball, es macht Spaß zuzuschauen. Wenn sie so weitermachen, schaut alles danach aus, dass sie aufsteigen. Dann liegt das Ganze nicht wirklich in meiner Hand", kann Wöber schwer abschätzen, wie es im Sommer für ihn weitergeht.

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Bis dahin gilt die Konzentration ohnehin Gladbach, wo er bis auf einzelne Ausflüge nach links hauptsächlich im Abwehrzentrum zum Einsatz kommt. Der Switch auf die Linksverteidiger-Position ist inzwischen allerdings längst ein gewohnter und speziell im Nationalteam ein willkommener.

"In der Innenverteidigung werde ich David Alaba vermutlich auch in den nächsten Jahren nicht verdrängen. Also ist es gut, wenn man eine zweite Position spielt, sonst hätte ich wahrscheinlich noch kein einziges Länderspiel gemacht", lacht der 25-Jährige.

Nicht überpowern

Ansonsten sei bei der Umstellung die physische Komponente am meisten zu beachten.

Da es sowohl andere als auch mehr Meter seien, dürfe man nicht überpowern. Zudem gebe es im Nationalteam individuelle Videos anhand denen der Trainer erklärt, wann der Außenverteidiger mitgehen und wann er eher hinten bleiben soll.

"Die Kehrseite ist halt, dass du auf einmal Spieler wie Jeremy Doku von Belgien verteidigst, bei denen du dir denkst: 'Das geht sich net aus...!'"

Maximilian Wöber

"Jeder von uns hat eine gewisse Fußball-Intelligenz, sodass man sich relativ schnell anpassen kann", verdeutlicht Wöber, der ohne Vergleich nicht von der schwierigsten Position sprechen möchte:

"Natürlich ist es anspruchsvoll, aber ich bin zum Beispiel noch nie im Tor gestanden. Daher weiß ich nicht, wie es dort ist. Jede Position hat etwas, wo man sagen kann, dass es richtig cool ist."

Wenn man relativ schnell deppert aussehen kann

Als Linksverteidiger sei das Coole, dass man mit nach vorne gehen kann.

"Die Kehrseite ist halt, dass du auf einmal Spieler wie Jeremy Doku von Belgien verteidigst, bei denen du dir denkst: 'Das geht sich net aus...!'", spielt Wöber auf den immensen Speed des Manchester-City-Kickers an.

Die Deutschen haben mit Leroy Sané ebenfalls einen herausfordernden Flügel zu bieten: "Bei ihm weiß man, wenn er mit seinen Haken beginnt, kannst du relativ schnell deppert ausschauen. Da heißt es einfach dagegenhalten und sich reinhauen, mehr kann man eh nicht machen."


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