news

Der ÖFB muss um Gottes Willen drüberstehen

Ruttensteiner vs. Hackmair: Warum es ärgerlich ist, wenn der ÖFB proaktiv dieses "Problem" erzeugt:

Der ÖFB muss um Gottes Willen drüberstehen

Im Auditorium dominierte die Ratlosigkeit.

Mit seinem „Pitch Fight“ mit ORF-Experte Peter Hackmair hat ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner ein Fass aufgemacht, über dessen Sinnhaftigkeit man getrost streiten kann. Zudem ist es die logische Fortsetzung zu meinem letzten Kommentar.

Zuerst sollte man aber wohl die Ratlosigkeit vor Ort erklären. Einerseits sieht kaum ein Reporter hier die ORF-Live-Übertragungen, da selbst im Stadion oder beim Training anwesend. Deshalb war nicht von Anfang an klar, welcher Anlassfall dem Oberösterreicher derart auf den Magen geschlagen hat.

Andererseits bezogen sich die fragenden Blicke der Kollegenschaft – zumindest meiner Wahrnehmung und Interpretation nach - auf die Motivlage, was in aller Welt Ruttensteiner reitet, ungefragt ein Thema in den Raum zu werfen, das hoffentlich niemanden im ÖFB ernsthaft tangiert.

Oder anders formuliert: Wenn die Einschätzungen des Pitch-Reporters des eigenen TV-Partners ein wirkliches ÖFB-Problem sind, dann können wir uns auf eine wahrhaft sorgenfreie EURO freuen.

Deswegen liegt der Verdacht einer bewussten Themensetzung oder Ablenkung (vom Zustand Marc Jankos?) nahe. Der Sportdirektor wird vorgeschickt, ein polarisierendes Thema aufgegriffen und schwuppdiwupp, wir Medien haben ein kleines Skandälchen, mit dem sich die Seiten füllen lassen.

Und natürlich wird es aufgegriffen, auch bei uns, vor allem weil die Causa Hackmair schon vor dem Ruttensteiner’schen Frontalangriff emotional besprochen wurde.

Der U20-WM-Held von 2007 werkte vor seinem Engagement beim ORF bekanntlich hier bei LAOLA1.at als Kolumnist. Ich kann nur aus meiner subjektiven Warte sagen, dass der 28-Jährige ein in hohem Maß reflektierter Charakter ist, der nicht unbedacht einfach um der Kritik Willen Kritik übt - sicher kein Schmähbruder wie so manch anderer Ex-Profi, der sich mit guten Sprüchen das Taschengeld aufbessert.

Seine Rolle am Spielfeldrand ist im österreichischen Fernsehen Neuland, vielleicht ist sie noch nicht perfekt definiert. Aus dem US-Sport, etwa von Tony Siragusa (Fox) in der NFL, weiß man indes, dass dies ein belebendes Element für eine Live-Übertragung sein kann. Dort wird vielleicht etwas mehr auf tatsächliche taktische Vorgänge eingegangen als auf Körpersprache, bei der man zwangsläufig das Spielfeld der Interpretation betritt.

Hackmair wurde von Ruttensteiners herber Kritik offenkundig kalt erwischt. Man könnte meinen, es sei eine Stilfrage, solch einen Unmut zuerst persönlich mitzuteilen, und nicht auf der hier in Mallemort größten möglichen Bühne. Noch dazu, wenn Sportdirektor und Ex-Nachwuchs-Teamspieler auf eine längere gemeinsame Vergangenheit zurückblicken können.

Dies sei unabhängig davon, ob die Kritik berechtigt ist oder nicht, festgestellt. Dies ist in meinen Augen nämlich völlig zweitrangig, weil es diesbezüglich ohnehin keine endgültige Wahrheit, sondern zwei verschiedene Meinungen geben wird.

Hackmair ist nicht mehr Fußballer, sondern hat die Seiten gewechselt. Es steht ihm frei, in dieser Funktion seine Meinung zu äußern, so lange er niemanden beleidigt oder untergriffig attackiert.

Gefallen müssen diese Wortmeldungen niemandem, natürlich auch dem ÖFB nicht. Aber in einer Phase wie dieser muss er um Gottes Willen drüberstehen, und zwar jeder Beteiligte im Fußball-Bund.

Denn ich bleibe bei meiner Meinung: So kurz vor dem EM-Kickoff sollte Trainern, Spielern und Funktionären jedes gesprochene wie geschriebene Wort mehr oder weniger wurscht sein.

Solch ein Hype und das dadurch gestiegene Medienaufkommen gehören zu einem Turnier dazu, da wird man zwangsläufig nicht jede Schlagzeile und jede Wortmeldung super finden.

Für Österreich geht es bei dieser EURO auch darum, an Turnier-Reife zu gewinnen. Und das betrifft nicht nur die sportliche Komponente. Reife bedeutet auch, dass man durch mediale Kritik nicht nervös wird oder sich gar ablenken lässt, sondern dass sie an einem abprallt.

Ob man diesen Eindruck vermittelt, wenn man vier Tage vor dem ersten Showdown gegen Ungarn proaktiv das "Hackmair-Gate" kreiert? Ich habe meine Zweifel.



Ruttensteiners herbe Kritik an Hackmair:



Bild 1 von 29
Bild 2 von 29
Bild 3 von 29
Bild 4 von 29
Bild 5 von 29
Bild 6 von 29
Bild 7 von 29
Bild 8 von 29
Bild 9 von 29
Bild 10 von 29
Bild 11 von 29
Bild 12 von 29
Bild 13 von 29
Bild 14 von 29
Bild 15 von 29
Bild 16 von 29
Bild 17 von 29
Bild 18 von 29
Bild 19 von 29
Bild 20 von 29
Bild 21 von 29
Bild 22 von 29
Bild 23 von 29
Bild 24 von 29
Bild 25 von 29
Bild 26 von 29
Bild 27 von 29
Bild 28 von 29
Bild 29 von 29




Kommentare