Richtig kitschig erscheint die Geschichte von Rückkehrer Christoph Schößwendter.
Der neue Abwehrchef des SK Rapid war schon im ÖFB-Cup und zum Bundesliga-Auftakt gesetzt. Dass er dann auch noch gleich in seinem ersten Liga-Spiel im neuen Allianz-Stadion nach 13 Minuten den Torreigen eröffnete, fällt nur mehr in die Kategorie Märchen.
„Es ist natürlich unglaublich! Das sind solche Sachen, die man sich vielleicht ab und zu vor dem Einschlafen im Bett vorstellt", so der Verteidiger aus Zell/See.
"Dass es dann wirklich so eintritt, freut mich irrsinnig"
Dass der Innenverteidiger als Torschütze in Erscheinung tritt, ist dabei weniger überraschend.
Schließlich mauserte er sich vergangene Saison, damals noch im Dress der Admira, mit sieben Toren zum torgefährlichsten Verteidiger der Liga. Daran will er scheinbar anschließen. Beim Torjubel lief er schnurstracks auf Abwehr-"Konkurrent" Maximilian Hofmann zu, um mit ihm seinen Treffer zu feiern.
"Dass es dann wirklich so eintrifft im ersten Bundesliga-Spiel, dass ich der Mannschaft gleich mit einem Tor helfen kann, freut mich irrsinnig", konnte Schößwendter sein Glück trotzdem nicht fassen.
Auftakt nach Maß! Wie die Rapid-Spieler das Tor-Festival gegen Ried einordnen:
Schließlich ist seine Geschichte bei Rapid eine eigene. Nur selten bekam ein Spieler, der beim ersten Mal scheiterte, noch eine zweite Chance bei den Grün-Weißen. Der Defensivspieler scheint diese aber nützen zu wollen.
Über Umwege zum Führungsspieler
Schließlich sind die Erinnerungen an die lehrreiche Zeit damals nicht nur positiv. Denn in der Saison 2009/10 reichte es für den damals 21-Jährigen zu keiner einzigen Einsatzminute bei den Profis.
Lediglich bei den Rapid-Amateuren in der Regionalliga Ost durfte er zwanzig Mal ran, ohne sich für höhere Aufgaben aufzudrängen. Damals war "Schössi" unerfahren, kam frischgefangt aus Vöcklabruck.
Die Leihe zum FC Lustenau tat ihm gut, ebenso seine Stationen bei Altach und der Admira. Bei Letzterer stieg er endgültig zum Führungsspieler auf und avancierte zu den besten Verteidigern des Landes. Rapid fackelte nicht lange und wollte testen, ob es im zweiten Anlauf besser geht.
Schößwendter ist froh darüber und lässt seine Reife und Erfahrung einfließen.
"Das Auftreten des Teams war überragend"
Das Premieren-Tor soll erst der Anfang gewesen sein. Denn vor allem bei Standards weiß der 1,95-Meter-Hüne seine Kopfballstärke einzusetzen.
"Ich profitiere natürlich auch von meiner Größe, aber wir üben diese Situationen ein. Wir sind eine sehr kopfballstarke Mannschaft, das ist eine Waffe. Auch wenn es blöd klingt, aber wenn die Bälle gut kommen, ist es gar nicht mehr so schwer, sie reinzulegen."
Und der Abwehrspieler ergänzt: "Das ganze Auftreten des Teams war überragend. Wir haben uns richtig, richtig viel vorgenommen für dieses erste Pflichtspiel hier im neuen Stadion."
Die Erwartungen wurden erfüllt. Während es für alle Beteiligten ein Erlebnis war, war es für Schößwendter umso spezieller. Denn die zweite Chance in Grün-Weiß begann für ihn wie im Märchen.
Alexander Karper