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Knoflach: Aus dem Fanblock zu Rapids Nummer 1

Enge Fan-Bindung, deutsche Wurzeln, Motivation per Youtube - Tobias Knoflach im Interview:

Knoflach: Aus dem Fanblock zu Rapids Nummer 1

Tobias Knoflach ist der Aufsteiger beim SK Rapid.

In der tiefsten Krise stieg der 23-jährige Wiener unter Damir Canadi zur Nummer 1 im Tor auf und ließ sich bisher wenig zu Schulden kommen.

Sein Weg an die Spitze war ein langer, von Rückschlägen geprägter. Doch nun lebt er seinen Traum bei jenem Verein, der ihn dank seines Vaters von Kindheit an begeistert.

Im grün-weißen Fanblock herangereift ("Es war einfach schön, ein Teil davon zu sein") steht er nun vor dem Tribünenzaun - am grünen Rasen.

Im großen LAOLA1-Interview spricht Knoflach über seine Erfahrungen in der Fanszene, Aktionen wie die Autobahnaussprache, Fehltritte in jungen Jahren sowie mentale Stärke dank Motivationscoaches per Youtube.

LAOLA1: Welche Gefühle ruft das erste Heim-Derby bei dir hervor?

Tobias Knoflach: Es gibt nichts Schöneres, als vor ausverkauftem Haus daheim zu spielen, vor den ganzen Rapid-Fans, in unserem Stadion. Das wird eine ganz tolle Kulisse. Es kitzelt von Tag zu Tag mehr und ich freue mich richtig drauf. Wir haben immer unsere tollen Fans mit, aber ein Heimderby kann nichts schlagen.

LAOLA1: Hast du in deinem Leben jemals etwas Violettes an oder daheim gehabt?

Knoflach: Nein, hör auf (lacht). Diese Frage habe ich ehrlich gesagt noch nie gestellt bekommen. Interessant! Also: Nein, nie im Leben!


VIDEO: So schoss sich Rapid gegen Altach aus der Krise:
(Text wird unter dem Video fortgesetzt)


LAOLA1: Also bist du von Kindheit an schon von Grün-Weiß angesteckt gewesen?

Knoflach: Genau. Ich bin auch großer Schalke-Anhänger, mein Papa kommt aus Deutschland. Malochen, Arbeiten, da schließt sich der Kreis. Er ist in jungen Jahren nach Österreich gekommen und hier hat ihn immer nur Rapid fasziniert. Da wurde ich irgendwie hineingeboren. Er hat mich immer auf die Spiele mitgenommen. Und Rapid ist mit Abstand das Größte in Österreich und darüber hinaus. Das denke und so empfinde ich so.

LAOLA1: Beruht auf dem Schalke-Fantum schon die frühe Begeisterung für Manuel Neuer, der dort groß geworden ist?

Knoflach: Keine Frage, er ist ein ganz großes Vorbild von mir. Es gibt aber natürlich auch andere Weltklasse-Torhüter, die mir imponieren, wie Iker Casillas, Yann Sommer beobachte ich gerne. Aber Neuer ist für mich das Maximum als Person. Dass er jetzt beim falschen Verein spielt, weiß ich. Der Wechsel zum FC Bayern hat wehgetan. (lacht)

LAOLA1: Dem Papa ist also die frühe Berührung mit dem Fußball und auch Rapid zu verdanken?

Knoflach: Ich habe beim FAC früh im Verein gespielt, wir haben quasi daneben gewohnt. Dort waren die ersten Spiele, die ich in einem Stadion verfolgt habe. Da er damals auch schon ein Abo im Hanappi-Stadion gehabt hat, hat er mich immer mitgenommen. Das war unsere Freizeit-Aktivität. Wie ich dann zu Rapid wechseln durfte, hat sich das Ganze natürlich um ein Vielfaches verfestigt.

Als ich zu Rapid gekommen bin, habe ich dann hineingeschnuppert, das Ganze hat mich noch mehr angesteckt. Sofern es gegangen ist - neben meinen Spielen bei den Rapid Amateuren - bin ich gerne auswärts mitgefahren. Es hat mich immer beeindruckt, wie fantechnisch gearbeitet und das gelebt wird.

Knoflach über seine Fan-Vergangenheit

LAOLA1: Es ist auch bekannt, dass du später im Rapid-Fanblock verankert warst und praktisch von dort auf den Platz gewechselt bist. Wie hat sich diese Liebe entwickelt?

Knoflach: Mit Papa bin ich immer neutral auf der Südtribüne gesessen. Als ich zu Rapid gekommen bin, habe ich dann hineingeschnuppert, das Ganze hat mich noch mehr angesteckt. Sofern es gegangen ist - neben meinen Spielen bei den Rapid Amateuren - bin ich gerne auswärts mitgefahren. Es hat mich immer beeindruckt, wie fantechnisch gearbeitet und das gelebt wird. Ich habe einige Leute kennengelernt, mit denen ich mich gut verstehe und Kontakt pflege. Es war einfach schön, ein Teil davon zu sein. Deswegen fühle ich mich dem Verein ein großes Stück mehr verbunden, weil ich weiß, wie viel es jedem Beteiligten bedeutet, bei Rapid zu sein. Jetzt Spieler sein zu dürfen, ist für mich das Größte, das sind Gänsehautmomente für mich.

LAOLA1: Würdest du es noch immer als Rapid-Fan ausleben, wenn es nicht zum Profi gereicht hätte?

Knoflach: Natürlich, es gibt nichts Schöneres, als im Stadion zu sein und für den Verein, den man liebt, alles zu geben – egal auf welcher Basis. Dass ich das so ausleben darf, dafür bin ich sehr dankbar. Ich arbeite hart dafür, dass es so bleibt.

LAOLA1: Du kennst die Fan-Szene. Wie sehr kannst du dich dann auch hineinversetzen, dass – so wie zuletzt in der Krise – der Unmut irgendwann zu groß wird?

Knoflach: Auf jeden Fall. Ich weiß ganz genau, dass es nichts Schöneres gibt, als Rapid siegen zu sehen. Das ganze Team versteht den Unmut. Wir wollten das nicht so haben, aber wir schauen nach vorne und wollen noch das Beste aus der restlichen Saison machen. Wir haben noch eine ganz große Chance auf den Cup-Titel, die wollen wir auf jeden Fall packen und die Saison mit einem guten Gefühl beenden. Der Derby-Sieg wäre ein Anfang, gegen den Stadtrivalen zu gewinnen, wäre für alle das Größte.

LAOLA1: Sind Aktionen wie die Parkplatz-Aussprache für dich als ehemaligen Fan legitim oder geht das dann selbst für dich zu weit?

Knoflach: Es war eine ausgemachte Geschichte, gemeinsam die Situation zu bereden. Es war alles in einem respektvollen Umgang und somit ist das für uns alle schon wieder abgehakt. Man hat gegen Altach gesehen, dass das nicht in den Köpfen war. Es war eine Maßnahme, bei der Mannschaft und Fans einfach zusammenkommen. Wir haben das aus der Welt geschafft.

LAOLA1: Es gibt das Gerücht, dass du bei dieser Fan-Aktion am Parkplatz sogar vermittelt hast, weil du noch viele Leute aus der Szene kennst. Ist da etwas dran?

Knoflach (lacht): Ich habe damit bestimmt nichts zu tun. Ich habe weder etwas gesagt noch sonst irgendetwas. Ich bin Spieler von Rapid. Natürlich pocht auch ein Fan-Herz in mir. Aber ich bin ein Profi und hatte damit gar nichts zu tun.

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LAOLA1: Plötzlich Nummer 1! Was hat dieser Wechsel für dich bedeutet und verändert?

Knoflach: Es war die schönste Nachricht, die ich je bekommen habe. Ich schätze das sehr, versuche jedes Spiel meine beste Leistung abzurufen. Für mich gibt es einfach nichts Schöneres, als bei diesem Verein die Nummer 1 zu sein. Ich denke, ich habe das auch mit dem neuen Dreijahresvertrag noch einmal bestätigt, dass ich mich hier pudelwohl fühle und es für mich eine ganz große Sache ist, hier spielen zu dürfen. Für mich ist das ein Traum!

LAOLA1: Damir Canadi wurde zuletzt viel vorgeworfen, du müsstest ihm jedoch eigentlich dankbar sein, dass er dich zur Nummer 1 gemacht hast. Oder geht die Beförderung mehr auf die Kappe von Helge Payer, den du schon länger kennst?

Knoflach: Das kann ich nicht so beurteilen, das ist auch Vergangenheit. Natürlich muss ich Canadi dankbar sein. Aber was da letztlich alles war – dazu will ich nicht mehr viel sagen.

LAOLA1: Trotzdem war die Aufbruchstimmung zu spüren, einige Spieler haben schon gemeint, dass der Trainerwechsel einiges bewirkt hat. Wurde eine Blockade gelöst?

Knoflach: In mir war keine Blockade. Ich weiß nicht, wie der eine oder andere Spieler damit umgegangen ist. Jeder Spieler kann vielleicht mit einem Trainer besser, mit einem nicht so gut. Es wurde nie viel persönlich darüber geredet, wie es letztendlich war. Wichtig ist der Erfolg der Mannschaft, der muss gegeben sein. Der Rest ist nebensächlich, so ist das Fußballgeschäft.

LAOLA1: Einer, der so mitlebt wie du, offen mit Fans und über Facebook mit diesem Thema umgeht – wie sehr war die anhaltende Krise für dich ein Schlag ins Gesicht?

Knoflach: Es war für uns alle eine frustrierende Situation. Wir haben aber genau gewusst, dass wir nur zusammen da rauskommen können und es nicht hilft, irgendwem die Schuld zu geben. Wir mussten bei uns selbst suchen, was wir verbessern, mehr machen und investieren müssen. Es war ganz schwierig für alle Beteiligten, aber wir machen hoffentlich Schritt für Schritt hinaus. Dazu sind wir bereit, das wollen wir. Wenn es wer schaffen kann, dann nur wir. Wir sind eine richtige starke Mannschaft – spielerisch wie kämpferisch. Diese Tugenden wollen wir wieder auf den Platz bringen, dann steht dem Erfolg nichts im Weg.

LAOLA1: Was stimmt dich speziell positiv, dass es unter „Gogo“ Djuricin nun bergauf geht?

Knoflach: Die Motivation, jeden Tag mit den Jungs zu arbeiten, zu sehen, wie wir Gas geben und jetzt bereit sind, uns selbst an die Nase zu packen. Jeder von uns denkt so, das wird uns jetzt ganz stark machen.

"Ich bin ein emotionaler Typ. Wenn man in dem Sport keine Emotionen hat, ist man irgendwie fehl am Platz. Es gibt nichts Schöneres, als mit der Mannschaft und den Fans Siege zu feiern."

Knoflach, der "Lautsprecher"?

LAOLA1: Du wirst immer als „Lautsprecher“, „Sprachrohr“, „Anpeitscher“ beschrieben. Ist dir das unangenehm oder trifft es das genau, weil du einfach so bist?

Knoflach: Ich bin ein emotionaler Typ. Wenn man in dem Sport keine Emotionen hat, ist man irgendwie fehl am Platz. Es gibt nichts Schöneres, als mit der Mannschaft und den Fans Siege zu feiern. Das eine oder andere Mal wird es auch hochgeschaukelt, aber es ist schon so, dass ich das wirklich lebe und es mein absoluter Traum ist.

LAOLA1: Andere tragen es vielleicht nicht so nach außen. Was halten die Kollegen davon?

Knoflach: Die Jungs wissen alle, wie ich bin, wie ich ticke. Jeder weiß, wie sehr ich der Mannschaft mit meinem Enthusiasmus helfen kann. Ich denke, das steht an erster Stelle. Dass jeder sieht, dass ich nicht einen Hype über mich erzeuge, sondern im Endeffekt immer helfen will. Deswegen respektiert das jeder und findet es gut, dass ich mich nicht verstelle.

LAOLA1: In diesem Zusammenhang taucht oft die Frage auf: Müssen Torhüter etwas verrückter sein als alle anderen?

Knoflach: Man sagt das so, aber es gibt auch ruhige Torleute auf ganz hohem Niveau. Ich denke, dass es wichtig ist, authentisch zu sein und sich nicht verbiegen zu lassen. Es macht mich aus, dass ich bleibe, wie ich bin. Trotzdem bin ich in vielen Punkten über die Jahre ruhiger und professioneller geworden. Somit kann ich das gut mit mir selbst vereinbaren.

LAOLA1: Du bist lange nicht über Amateure und dritter Torhüter hinaus gekommen, im Sommer war deine Rapid-Zeit schon fast zu Ende, du hast schon in Holland vorgespielt. Hast du jemals mit der Situation gehadert?

Knoflach: Fakt ist – und das hat mich über die Zeit stark gemacht -, dass ich immer an mich geglaubt habe und gewusst habe, was in mir steckt. Ich habe mich nie verleiten lassen von Nebengeräuschen. Ich habe versucht, meine Schwächen zu minimieren. Vor allem musst du mental stark sein. Das haben mich die letzten Jahre gelehrt. Ich bin an einem Punkt, an dem ich mir das Paket zusammengestellt habe, wie ich bin. Das Mentale hat mir immer geholfen, nicht aufzugeben. Wenn man einen Traum hat, muss man immer daran festhalten. Das hat mir die Kraft gegeben, wo andere vielleicht aufgegeben hätten.

LAOLA1: Also stimmt es, dass du früher nervöser und in der einen oder anderen Situation vielleicht zu emotional warst? Hast du das alleine oder mit Hilfe in den Griff bekommen?

Knoflach: Natürlich. Je älter man wird, desto mehr Reife bekommt man – auf und abseits des Platzes. An diesen Schrauben habe ich gedreht und es mit der Zeit ganz gut hinbekommen. Ich habe immer mit mir selbst gearbeitet, aber auch mit gewissen anderen Leuten über Youtube. Ich habe mir Motivations-Coaches angehört und versucht, das rauszunehmen, was mir helfen kann. Deshalb stehe ich jetzt dort, wo ich stehe.

"Kapitän Steffen Hofmann erzählt immer, wie verrückt es ist, wenn 50.000 Leute am Rathausplatz ausrasten, wenn du Meister wirst. Das ist das, was mich immer motiviert, da will ich hin. Ich habe das als Zuschauer erlebt. Aber das muss noch zehn Mal geiler sein, wenn du selbst Spieler bist und sagen kannst: Ich war ein Teil davon!"

Knoflach über den Meistertitel-Traum

LAOLA1: Inwieweit hast du dir selbst den Durchbruch verbaut? Nach einer Discoschlägerei oder Ausrastern in der Regionalliga stand die Karriere doch schon an der Kippe.

Knoflach: Ja, das waren damals keine guten Situationen. Ich war jung und habe so meinen Lern- und Reifeprozess erfahren. Wichtig ist aber, was man aus solchen Fehlern lernt und dass man sie nicht wiederholt. Das habe ich geschafft und darauf bin ich sehr stolz. Ich habe alles dafür getan, dass so was nicht mehr passieren wird. Das ist für mich aber absolute Vergangenheit, daran denke ich gar nicht mehr zurück.

LAOLA1: Es wurden dir auch immer wieder neue Konkurrenten vor die Nase gesetzt, dir wurde noch nicht das nötige Vertrauen entgegengebracht. Wie bist du damit umgegangen?

Knoflach: Wenn man für den größten Verein Österreichs spielt, ist es logisch, dass immer wieder neue Konkurrenz kommen wird. Dem muss man sich stellen. Wenn man dazu nicht bereit ist, hat man bei so einem großen Verein wie Rapid nichts verloren. Das ist das Geschäft. Ich werde alles dafür geben, dass man sich nicht mehr anderweitig umsehen muss. Das ist mein großes Ziel.

LAOLA1: Wie groß siehst du die Chance – trotz Gerüchten um Andreas Lukse oder der Konkurrenz mit Richard Strebinger – auch über den Sommer hinaus Nummer 1 zu bleiben?

Knoflach: Schon sehr groß! Wenn ich meine Leistungen weiter abrufen kann wie bisher, dann ist auf der Position auch nichts mehr zu ändern, hoffe ich.

LAOLA1: Siehst du dich als Spätstarter oder kommt der Durchbruch zur richtigen Zeit?

Knoflach: Aufgrund der Sachen, die ich in der jüngsten Vergangenheit dazu gelernt habe, ist es genau der richtige Zeitpunkt. Natürlich will man als 19-, 20-Jähriger schon spielen, aber ich bin bereit und habe noch eine lange Karriere vor mir. Es geht immer mehr. Mein Traum hat jetzt bei Rapid begonnen, wo ich sehr lange als Nummer 1 spielen will. Das ist ein großes Ziel von mir, weil ich weiß, wie schwer es ist, bei einem Verein wie Rapid. Ich will Erfolge feiern und Titel gewinnen. Kapitän Steffen Hofmann erzählt immer, wie verrückt es ist, wenn 50.000 Leute am Rathausplatz ausrasten, wenn du Meister wirst. Das ist das, was mich immer motiviert, da will ich hin. Ich habe das als Zuschauer erlebt. Aber das muss noch zehn Mal geiler sein, wenn du selbst Spieler bist und sagen kannst: Ich war ein Teil davon!



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