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Beichler: "Das ist sowas von rufschädigend"

Bislang hielt sich Daniel Beichler zum Skandal in St. Pölten bedeckt. Bei LAOLA1 bricht er sein Schweigen:

Beichler:

Die Causa Beichler/Wisio erhitzt seit Wochen die Gemüter rund um den SKN St. Pölten.

Insbesondere Verein und Spielergewerkschaft tauschten zuletzt in einem intensiven verbalen Infight in aller Öffentlichkeit ihre Argumente aus - teils über als auch unter der Gürtellinie. Die beiden aufs Abstellgleis gestellten Kicker kämpfen vor Gericht um ihr Recht.

Vor allem Daniel Beichler hielt sich in der Öffentlichkeit bislang mit Wortmeldungen zurück. Im Interview mit LAOLA1.at bricht er nun sein Schweigen.

Er schildert seine Version eines Skandals, der im Prinzip nur Verlierer kennt.

Auf der einen Seite zwei Spieler, deren Ruf unweigerlich Schaden erlitten hat. Auf der anderen Seite ein Klub, der sich eigentlich in Aufstiegs-Euphorie befinden sollte, dessen Reputation jedoch ebenso gelitten hat, weil er in dieser Angelegenheit keinen Weg aus den Negativ-Schlagzeilen findet.

Dies gilt insbesondere für das Macher-Trio Karl Daxbacher, Sportdirektor Frenkie Schinkels und General Manager Andreas Blumauer.

Während Beichler für den Coach, dessen Entscheidung, ihn zu eliminieren den unheilvollen Stein erst ins Rollen brachte, weitestgehend milde Worte findet, fährt er gegen die beiden Funktionäre schwere Geschütze auf.

Neben der ausführlichen schriftlichen Form des Gesprächs mit Beichler, in welcher der Steirer detailliert seine Sicht der Dinge schildert, bietet LAOLA1 auch ein Video mit den wichtigsten Aussagen des 27-Jährigen.


LAOLA1: Daniel, du bist seit Wochen in eine unangenehme Causa verstrickt. Kannst du deine Version der Dinge schildern?

Daniel Beichler: Man muss ein bisschen ausholen. Ich bin im letzten Sommer als verletzter Spieler zum Klub gekommen. Eine Vertragsverlängerung bei Sturm hat sich zerschlagen, ich war mit einigen Klubs in Gesprächen, aber das Knie hat einen Strich durch die Rechnung gemacht, wodurch ich natürlich die Angst hatte, dass ich überbleibe. St. Pölten hat mir die Möglichkeit gegeben, einen Vertrag zu unterzeichnen, wobei man ganz klar sagen muss: Sie hatten kein Risiko, denn ich habe am Anfang quasi überhaupt kein Gehalt bezogen, sondern erst, wenn ich das erste Mal von Beginn an spiele. Dann geht man davon aus, dass ich fit bin. Das hat sich ein wenig länger als erhofft hinausgezögert, wodurch ich eine gewisse Unzufriedenheit gemerkt habe. Ich hätte natürlich auch lieber gleich am Anfang mitgeholfen. Weil ich mich acht, neun Monate mit einer Kniegeschichte herumgeplagt habe, hatte ich im Herbst noch nicht meine Form. Daraus mache ich kein Hehl. Deswegen sind für mich eher wenig Einsätze zu Buche gestanden. Die Jungs haben es das ganze Jahr sehr gut gemacht, deswegen war es auch schwer, in die Mannschaft zu kommen.

LAOLA1: Wie war es im Frühjahr?

Beichler: Im Frühjahr war es dann anders. Im Training und körperlich war ich in einem ganz anderen Zustand. Die Spiele sind sporadisch mehr geworden. Trainer Daxbacher hat mit seinem Trainerstab hervorragende Arbeit geleistet, das möchte ich betonen, und die Jungs haben es überragend gemacht. Ich habe mich mit Mannschaft und Klub gefreut, dass wir positiv unterwegs sind, aber mit meiner persönlichen Situation war ich natürlich nicht zufrieden. Wenn man als Bundesliga-Spieler in die zweite Liga geht und dann spielt man nicht, obwohl ich gemerkt habe, es geht wieder und ich einen sehr guten Eindruck mache – das wurde mir auch von Trainer-Seite bestätigt. Aber da sind Einzelschicksale hinten anzustellen. Ich war auf niemanden böse, denn du probierst dich in die Lage des Trainers hineinzuversetzen – und er hat ja eigentlich richtig entschieden, denn die 80 Punkte, die wir geholt haben, geben ihm ja voll Recht. Ich habe dann zwei Spiele von Beginn an spielen können, vor allem gegen Lustenau habe ich ein sehr gutes Spiel gemacht, was mir von jedem bestätigt wurde. Im nächsten Spiel habe ich trotzdem nicht von Beginn an gespielt. Ich habe dann gegen Ende der Saison das Gespräch mit dem Trainer gesucht.

Beichler im Talk mit LAOLA1

LAOLA1: Was kam bei diesem Gespräch heraus?

Beichler: Ich habe geglaubt, dass ich meine Chance genutzt habe und wollte verstehen, warum er so wenig mit mir kommuniziert. Ich habe gesagt: „Es muss Ihnen ja irgendetwas an mir nicht passen.“ Er hat gesagt: „Man sieht, dass du ein Fußballer bist, das gefällt mir sehr gut.“ Das war alles sehr positiv. Also habe ich gesagt: „Trainer, es muss irgendetwas geben, was Ihnen nicht passt.“ Daraufhin hat er gesagt: „Ja, wenn du mich so fragst, mir passt deine Körpersprache nicht unbedingt.“ Ich habe gesagt: „Mir ist nur wichtig: Passt Ihnen die Leistung?“ Das wurde bejaht. Er hat klipp und klar gesagt, dass das in Ordnung ist, er aber keinen Grund zum Wechseln sieht, weil die Jungs das gut machen. Ich habe dann gesagt: „Okay, das ist eine andere Geschichte, aber das mit der Körpersprache hätte ich gerne früher gewusst, dann hätte ich daran arbeiten können.“ Er hat gemeint, er sei nicht dafür zuständig, dass er jedem Spieler sagt, was er besser machen soll. Ich habe dann, vielleicht war das frech, gemeint, dass es in meinem Fall besser gewesen wäre, dann hätten wir alle davon profitiert. Er hat dann zu mir gesagt, dass er für die nächste Saison nicht mehr mit mir plant. Das war natürlich enttäuschend, aber ich habe es zur Kenntnis genommen, das ist im Fußball-Geschäft so. Für die letzten vier Spiele hat er mich zu meiner Überraschung aus dem Kader eliminiert, weil er gedacht hat, dass ich mich jetzt hängen lasse, wie er mir im Nachhinein erklärt hat.

LAOLA1: Wie lief die Kommunikation mit Sportdirektor Frenkie Schinkels ab?

Beichler: Von Seiten Frenkie Schinkels‘ hieß es, er will noch einmal mit mir sprechen, bevor ich in Urlaub gehe. Dieses Gespräch hat nie stattgefunden. Als ich aus dem Urlaub zurückgekommen bin, wurde zwei anderen Spielern (Wisio und Schibany, Anm.d.Red.) und mir bekanntlich gesagt, dass wir nicht mehr mit der ersten Mannschaft trainieren dürfen und aus der Kabine verbannt werden. Die Gewerkschaft hat unsere Verträge natürlich geprüft, und das sind Kollektivverträge, in denen wir ganz klar als Profispieler eingestuft werden – von der zweiten Mannschaft wissen wir, dass das keine Profiabteilung ist, das ist Regionalliga. Das ist so. Da kann man sagen und tun, was man will. Es ist von Anfang an klar gewesen, wir könnten uns nicht wehren, wenn wir oben trainieren und zu den Spielen der Amateure runterverschoben werden. Das wäre kein Problem. Aber am Trainingsbetrieb der Profis müssen wir teilnehmen dürfen.

LAOLA1: Und das durftet ihr von Anfang an nicht?

Beichler: Am Anfang waren wir sowieso nur zu dritt mit einem Einzeltrainer. Es heißt immer, ein Trainer war anwesend, aber in 50 bis 60 Prozent der Fälle war er nicht anwesend und hat uns einfach laufen geschickt. Als die Juniors mit dem Training begonnen haben, sind wir dort ins Mannschaftstraining eingestiegen. Die Spielergewerkschaft hat St. Pölten in mehreren Briefen aufgefordert, das zu korrigieren. Dem wurde keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Wenn man dann regelmäßig Meldungen über einen liest, die erstens nicht den Tatsachen entsprechen und zweitens für die weitere Karriere nicht förderlich sind, obwohl sie immer sagen, sie wollen uns von der Gehaltsliste bekommen, ist das nicht zu tolerieren und zu akzeptieren. Die Gewerkschaft hat die eine oder andere Presseaussendung als Gegendarstellung gemacht. St. Pölten hat scheinbar gedacht, sie erklären ihre Sicht der Dinge und von der Gegenseite kommt schon nichts. Aber das ist sehr selten im Leben - vor allem, wenn es nicht die Wahrheit ist.

"Ich weiß, dass die Chemie zwischen den beteiligten Personen von St. Pölten und dem Journalisten der NÖ-Krone sehr, sehr gut ist. Das weiß ich spätestens seit dem Winter-Trainingslager, wo er immer bei uns im Hotel war."

LAOLA1: Kannst du Beispiele für Unwahrheiten nennen? Beziehungsweise gab es rufschädigendes Verhalten, das potenzielle Arbeitgeber abschrecken hat können?

Beichler: Ich hatte viele Interview-Anfragen und habe diesen Termin jetzt sehr bewusst gewählt, um Stellung zu nehmen. Ich passe natürlich auf, aber mittlerweile kann ich wirklich sagen, das ist so etwas von rufschädigend, was passiert ist! Wenn ich öffentlich etwas sage, sage ich die Wahrheit. Wenn ich die Wahrheit nicht nach außen tragen will, bin ich leise und sage gar nichts. Und hier gab es einige Sachen, die nicht der Wahrheit entsprechen – und ich nenne bewusst Namen und Quellen, denn ich habe diese Quelle mehrmals aufgefordert, es richtigzustellen und nichts ist passiert.

Wenn man die Causa ein bisschen verfolgt hat, hat man eh bemerkt, dass speziell von einem Medium, konkret handelt es sich um die niederösterreichische Kronen Zeitung, sehr einseitig berichtet wurde. Ich weiß, dass dort auch die Chemie zwischen den beteiligten Personen von St. Pölten und dem Journalisten sehr, sehr gut ist. Das weiß ich spätestens seit dem Winter-Trainingslager, wo er immer bei uns im Hotel war. Das ist alles schön und gut, aber wenn dann so einseitig berichtet wird wie bei uns in letzter Zeit – denn bei Tomasz Wisio ist es nichts anderes, aber ich möchte natürlich in meiner Sache Stellung nehmen – geht das überhaupt nicht!

Da ist zum Beispiel von einer erneuten Knie-Operation geschrieben worden. Dabei war es meine erste. Meine Knieverletzung im vorigen Jahr war auf dem anderen Bein. Von meiner Operation hat außer dem behandelnden Arzt, dem Klub, meiner Familie und mir keiner gewusst. Ich war wirklich erschrocken, als einen Tag vor meiner Operation plötzlich in der Zeitung steht: Beichler wird operiert, ihm droht das Karriereende! Da habe ich mir gedacht: Leute, woher kommt denn das? Ich habe eine Meniskus-OP, da fällt man drei bis vier Wochen aus.

Gelangten Interna via Blumauer an die Öffentlichkeit?

Ich habe diesen Journalisten, Hannes Steiner, mittlerweile angerufen und wollte wissen, woher er diese Information hat. Er konnte sie nur von St. Pölten haben. Das hat er mir bestätigt und - da lehne ich mich jetzt aus dem Fenster, aber es ist von ihm bestätigt, sonst würde ich es nie sagen: St. Pölten hat wissentlich eine Falschmeldung rausgegeben, und zwar dass ich eine Knieverletzung habe, die das Karriereende bedeuten könnte. Außerdem sind nach jeder Gerichtsverhandlung von Wisio oder mir Interna, die keiner wissen kann, an die Öffentlichkeit gelangt. Er hat mir bestätigt, dass dies immer von Herrn Blumauer an ihn herangetragen wird. Und ich sage ganz ehrlich: Gerichtssachen an der Öffentlichkeit, Interna an der Öffentlichkeit, Falschmeldungen an der Öffentlichkeit, wo es um extreme Rufschädigung geht – das sind alles Sachen, die viel zu weit gehen! Wenn da "Karriereende" steht, überlegt sich ein Verein zwei Mal, ob er einen verpflichtet.

LAOLA1: Hättest du im Sommer die Möglichkeit gehabt, zu einem anderen Verein zu wechseln?

Beichler: Ich hatte einige Gespräche. Du führst diese Gespräche und Mitte Juli sind die ersten schlechten Meldungen rausgegangen. Herr Schinkels hat nicht gewusst, ob wir mit einem Klub reden, und dann wurden Sachen gesagt wie: „Anscheinend haben die Kollegen keine Anfragen, das spricht nicht für ihre Qualität.“ Da sage ich ganz ehrlich, das ist nur unnötig Öl ins Feuer gießen.

LAOLA1: Apropos Öl ins Feuer gießen. Was sagt man als ehemaliger Nationalspieler dazu, wenn einem neben den körperlichen auch die technischen Fähigkeiten für die österreichische Bundesliga abgesprochen werden?

Beichler: Herr Daxbacher hat mir gesagt, dass er nicht mehr mit mir plant - aber eben nicht aus technischen oder körperlichen Gründen. Ich möchte auch niemandem den schwarzen Peter zuschieben, das liegt mir fern. Ich sage noch einmal: Die Verantwortlichen leisten sehr gute Arbeit, sonst wären wir nicht mit einem Punkterekord aufgestiegen. Fakt ist jedoch, dass die Begründungen, die mir mitgeteilt wurden, auf einmal in den Medien komplett andere sind. Die wechseln ständig. Einmal ist es die Fitness, dann technisch-spielerische Gründe, wo ich natürlich besonders schmunzeln muss, wenn mir zuvor bestätigt wird, dass ich ein super Fußballer bin und ich im Training natürlich auch sehe, dass ich fußballerisch nicht zu den schlechteren Spielern in der Mannschaft gehöre. Dann heißt es, für die Bundesliga reicht es nicht. Als mir mitgeteilt wurde, dass man nicht mehr mit mir plant, war das LASK-Spiel noch ausständig. Man hat also noch nicht einmal gewusst, in welche Richtung es geht. Jetzt spricht man explizit davon, dass es für die Bundesliga nicht reicht. Da fragt man sich natürlich schon… Es geht ja auch nicht um die Bundesliga, sondern man hat ganz einfach nicht mehr mit mir geplant, weil der Trainer mit mir nicht zurechtkommt. Herr Schinkels hat mir in zwei oder drei Gesprächen bestätigt, dass ich für die Mannschaft nicht mehr tragbar sei, weil ich Unruhe reinbringen würde, was Annahmen von ihm sind. Das ist ein Wahnsinn! Und wenn ich mir Sachen anhöre, wie dass er Angst hat, dass ein angefressener Spieler im Training in Zweikämpfen einen anderen mutwillig verletzen könnte, geht das für mich zu weit. Das ist nicht mein Niveau! Das sind Dinge, die vor Gericht gesagt wurden. Das sind Mutmaßungen, die als Tatsachen dargestellt werden. Das geht nicht!

Für Daxbacher findet Beichler wohlwollende Worte

LAOLA1: Mit Daxbacher, Schinkels und Blumauer bist du mit drei handelnden Personen bei St. Pölten konfrontiert. Welche Rolle spielt wer deiner Meinung nach?

Beichler: Herrn Daxbacher muss ich zu Gute halten, dass er stets probiert hat, sich rauszuhalten. Zuletzt gab es den einen oder anderen Artikel bezüglich Trainingsteuerung, wo er sich zu Wort gemeldet hat. Aber das betrifft nicht mich, sondern hat mit dem anderen Fall zu tun. Aber ich möchte noch einmal festhalten: Seine Qualitäten als Trainer und in vielen Bereichen als Mensch stehen für mich außer Frage. Die Wortmeldungen in der Öffentlichkeit gehen eigentlich nie von Herrn Daxbacher aus. Da wissen wir eh, um wen es sich in erster Linie handelt. Da sage ich auch ganz frech: Es ist ja nicht so, dass er die Öffentlichkeit nicht mag, die sucht er ja auch oft…

LAOLA1: Ich nehme an, du meinst Schinkels…

Beichler: Genau. Und wenn er jedes Mal etwas zu sagen kann, was uns negativ ausgelegt wird – natürlich schreibt das ein Medium! Da bin ich ja niemandem böse. In der Kronen Zeitung ist die einseitige Berichterstattung zu oft vorgekommen, sodass dies jedem, der sich damit beschäftigt, auffällt. Es hätte ja viel besser laufen können. Die Gewerkschaft hat oft genug einen Brief geschrieben: „Setzen wir uns zusammen.“ Für mich persönlich hat es ein Angebot gegeben. Dieses Angebot ist – komischerweise – auch in den Medien gestanden, ebenfalls in der Kronen Zeitung. Allerdings: Erstens hat es nicht den Tatsachen entsprochen und zweitens, warum kommen solche Internas, wo genau die Brutto-Monatsgehälter angegeben werden, in die Zeitung? Von wem soll das kommen außer von der Gegenseite? Und auch hier wurde mir von dem Journalisten bestätigt, dass das von St. Pölten gekommen ist, das müsse er zugeben.

LAOLA1: Wie hoch war das Angebot von St. Pölten?

Beichler: Es war definitiv weniger, als in der Zeitung stand. Das Angebot war für mich nicht gut genug, also habe ich es abgelehnt. Daraufhin war ja auch immer wieder zu hören, dass die Gewerkschaft uns etwas Falsches eintrichtert. Wisio ist 34 Jahre alt, ich bin 27 – wir können selbst entscheiden, was wir annehmen und was nicht. Ich muss ganz ehrlich sagen, ohne die Gewerkschaft wären wir in vielen Sachen aufgeschmissen gewesen, weil wir die Rechtsberatung nie so gehabt hätten wie in diesem Fall.

"Für mich und meine weitere Karriere ist es wichtig, den bestmöglichen Trainingsbetrieb zu haben - und das ist nun mal in der ersten Mannschaft. Das steht mir laut Vertrag zu. Laut Vertrag! Da steht schriftlich: Ich bin Profispieler. Es geht um nichts anderes. Es kann nicht sein, dass ein Klub über Verträge hinweg entscheidet."

LAOLA1: Hätte es aus deiner Sicht irgendeinen Weg aus diesem Schlamassel gegeben?

Beichler: Ich habe immer gesagt, am liebsten wäre mir eine außergerichtliche Einigung. Fakt ist: So lange du dich nicht außergerichtlich einigst, willst du mit der ersten Mannschaft trainieren – und zwar nicht weil ich oben ein Kasperl-Theater will, sondern weil es mein Recht ist! Ich habe ja unten mittrainiert, ich mag die Jungs bei den Juniors alle gerne, aber die Qualität muss ja eine andere sein, sonst wären sie bei der ersten Mannschaft. Das sind zwei Ligen Unterschied, und die merkt man. Für mich und meine weitere Karriere ist es wichtig, den bestmöglichen Trainingsbetrieb zu haben - und das ist nun mal in der ersten Mannschaft. Das steht mir laut Vertrag zu. Laut Vertrag! Da steht schriftlich: Ich bin Profispieler. Es geht um nichts anderes. Es kann nicht sein, dass ein Klub über Verträge hinweg entscheidet. Wisio hat mittlerweile schon zwei Mal Recht bekommen. Meines Erachtens gibt es keinen Grund, das differenziert zu betrachten, die Rechtslage ist ja nicht anders. Also gehe ich davon aus, dass es bei mir genauso sein wird. Wenn du das Recht hast, kämpfst du auch dafür! Sollte es ein Angebot von St. Pölten geben, mit dem man sich außergerichtlich einigen kann, ist das für mich absolut in Ordnung. Ein Klub wie St. Pölten kann jedoch nicht hergehen und sagen, wir entscheiden so und das musst du annehmen, und wenn du es nicht annimmst, ist das für uns unglaublich, dass du das, was im Vertrag drinnen steht, einforderst. Sie sagen natürlich immer: Wir verhalten uns korrekter als korrekt und zahlen alles. Aber wenn sie nicht zahlen würden, wäre es noch eine Schippe drüber.

LAOLA1: St. Pölten argumentiert damit, dass Fälle wie dieser auch bei Manchester United vorkommen, wo beispielsweise Bastian Schweinsteiger degradiert wurde.

Beichler: Darauf haben mich auch schon einige Leute angesprochen. Was Mourinho mit Schweinsteiger macht, sei ja komplett gleich. Da möchte ich eines festhalten: Ich glaube es weiß keiner, weder ich noch der Klub St. Pölten, wie das Arbeitsrecht in England ausschaut. Da geht es ja nicht um UEFA-Recht, sondern um das Arbeitsrecht im jeweiligen Land. Ob das zulässig ist oder nicht, können wir nicht sagen. Außerdem: Wenn Schweinsteiger morgen kommt und sagt, er kann sich vorstellen, zu wechseln, kann ich mir vorstellen, dass sie sein Gehalt ohne weiteres auf den Tisch blättern und sagen: Passt, geh, wieder eine Personalie weniger.

LAOLA1: Wenn du vor Gericht Recht bekommst: Glaubst du, die Situation mit den Kollegen im Profi-Team wäre eine schwierige?

Beichler: Da kann man, glaube ich, jeden fragen: Ich bin seit einem Jahr in St. Pölten und kann wirklich sagen, ich habe einige Freunde kennengelernt. Ich verstehe mich mit 99 Prozent der Mannschaft sehr gut – vielleicht nicht mit den zwei, drei entscheidenden Spielern, aber das ist eine andere Geschichte. Aber diesbezüglich hat es nie ein Problem gegeben. Es hat immer Spaß gemacht, wenn Spieler, die fast keine Bundesliga-Erfahrung hatten, gefragt haben, wie es da oben ist. Ich habe probiert, ihnen Feedback zu geben. Auch jetzt noch, obwohl ich nicht mehr im Kader bin, reden wir über die Bundesliga und was ich zu den verschiedenen Klubs zu sagen habe.

Laut Schinkels gebe es keinen Weg zurück

LAOLA1: Du bist schon länger im Fußball-Geschäft und weißt, dass es hin und wieder mit Ecken und Kanten zugeht. Ist diese Erfahrung das Schmutzigste, das du jemals erlebt hast?

Beichler: Mit Abstand das Schmutzigste! Ich habe ein sehr gutes Beispiel, das für mich sehr hart war, aber ehrlich und super kommuniziert wurde. Damit hatte ich null Probleme. Damals bin ich als Leihspieler bei Ried zur Hertha zurückgekommen und Preetz und Konsorten haben gesagt: „Den brauchen wir nicht, der soll in Österreich bleiben.“ Trainer Jos Luhukay hat gemeint, wir haben im Moment nicht das Niveau, dass wir einen Vertragsspieler haben und ihn uns nicht zumindest anschauen. Ich habe ihn dann in der Vorbereitung so überzeugt, dass ich auf einmal von Beginn an gespielt habe. Dann habe ich mir leider durch eine Monster-Attacke den Fuß gebrochen. Dann kommst du zurück und denkst dir: „Passt, der Trainer baut voll auf dich, ich habe hier Zukunft.“ Nach drei oder vier Trainings sagt er zu mir: „Daniel, ich möchte ehrlich mit dir umgehen, wir haben 31 Feldspieler, die Jungs haben es in deiner Abwesenheit hervorragend gemacht, du warst drei Monate weg, die haben einen Vorteil und du wirst es sehr, sehr schwer haben. Es kann immer alles passieren, vielleicht gibt es Verletzungen, aber vielleicht ist es besser, wenn du dir einen Klub suchst.“ Ich bin dann ja auch gewechselt. Ich habe mir gedacht: „Das darf ja nicht wahr sein!“ Aber ich war nicht eine Sekunde böse auf ihn, denn er hat die Wahrheit gesagt und es ist einfach scheiße gelaufen für mich. Das ist Schicksal. Aber was jetzt abläuft, ist alles andere als gerecht – und damit meine ich gar nicht nur die Rechtslage, das muss eh die Richterin entscheiden, dem möchte ich nicht vorgreifen. Aber die Meldungen in der Öffentlichkeit sind mittlerweile einfach zu weit gegangen.

"Ein Karriereende stand nie zur Debatte. Nie! Eine Meniskus-Operation hatte zuletzt auch der 35-jährige Rapid-Kapitän, und er kommt wieder zurück. Dann sollte ich es als 27-Jähriger auch schaffen."

LAOLA1: Im Fall Wisio gab es Mobbing-Vorwürfe. Ist diesbezüglich in deine Richtung etwas passiert?

Beichler: Ich glaube, die Sachen, die in Medien stehen und auch das, was intern war, ist Mobbing – obwohl ich den Ausdruck nicht mag, weil es nach Opfer wie in der Schule klingt, das geschlagen wird und sich nicht wehren kann. Aber im Endeffekt kannst du dich gegen solche Sachen nicht wehren. Denn wenn in der Öffentlichkeit etwas steht, kannst du zwar probieren, es irgendwie zu widerlegen, aber es steht trotzdem Karriereende! Wer weiß, wer die Zeitung am nächsten Tag, wenn es widerlegt wird, wieder liest. Und oft ist es ja nur die Überschrift, die man liest. Es ist nicht nachvollziehbar, warum man solche Sachen sagt oder macht. Denn der Klub will, dass wir wechseln, erschwert uns damit jedoch die Lage, weil jeder Verein nachdenkt: „Karriereende? Wahnsinn!“ Das stand jedoch nie zur Debatte. Nie! Eine Meniskus-Operation hatte zuletzt auch der 35-jährige Rapid-Kapitän, und er kommt wieder zurück. Dann sollte ich es als 27-Jähriger auch schaffen.

LAOLA1: Kann es dieses Zurück – rein theoretisch – bei St. Pölten geben?

Beichler: Die Richterin hat dem Verein die Frage gestellt, ob es für mich ein Zurück geben würde, wenn ich in der zweiten Mannschaft meine Leistungen bringen würde. „Auf jeden Fall! Sicher! Überhaupt kein Problem! Kein Thema!“ Intern zu mir hieß es: „Es gibt keinen Weg zurück. Es ist zu für dich! Such dir einen neuen Klub, wir wollen dich von der Gehaltsliste haben!“ O-Ton Schinkels. Ich weiß auch, dass Trainer Daxbacher sehr konsequent in seinen Handlungen ist. Wenn er sich etwas in den Kopf setzt, führt er das aus. Das ist ja auch legitim. Deswegen ist es natürlich ein Wahnsinn, wenn man vor Gericht besänftigt, nur damit man vielleicht sein Vorhaben durchbringen kann.

Beichler zog sich seine Knie-Verletzung bei einem Spiel der Juniors zu

LAOLA1: Wie lief die Anhörung vor Gericht aus deiner Sicht?

Beichler: Ich habe vor Gericht alle Anschuldigungen widerlegt. Lustig ist ja auch, dass im Gerichtsbrief stand, ich hätte auch bei Sturm Graz heftige Probleme mit Trainer Foda gehabt. Der hat mittlerweile in einer Email bestätigt, dass es nie Probleme gab. Trainer Foda war mein größter Förderer und wir stehen heute noch in Kontakt. Deswegen habe ich da schon schmunzeln müssen. Auch das sind Sachen, die man sich nicht gefallen lassen kann. Ich kann auch nicht hergehen und behaupten, sie haben mir die und die Versprechungen gemacht, und es entspricht nicht den Tatsachen.

LAOLA1: Du hast dir deine Knie-Verletzung in einem Spiel mit den Juniors zugezogen. Inwiefern hilft dir der Verein mit der Reha?

Beichler: Vor Gericht wurde kommuniziert, dass ich sehr wohl den Anspruch hätte, den Physiotherapeuten der ersten Mannschaft in Anspruch zu nehmen, weil das sonst ein schlechtes Licht auf sie geworfen hätte. Aber ich darf nicht einmal in die Kabine rein. Dementsprechend ist eine Behandlung schwer. Und es ist ja Fakt, da kann man jeden fragen: Die Juniors haben im Moment keinen Masseur und keinen Physiotherapeuten, und die Spieler, die verletzt waren, waren in der Vergangenheit meist privat irgendwo – ganz selten, vielleicht bei einer kleinen Blessur, habe ich gesehen, dass einmal einer bei der ersten Mannschaft behandelt worden ist. Uns wurde nicht kommuniziert, dass ich das in Anspruch nehmen kann. Das hatte natürlich zur Folge, dass ich mir privat etwas suchen musste.

"Herrn Schinkels bin ich nie über den Weg gelaufen. Ich glaube auch, dass wir uns prinzipiell wahrscheinlich nicht viel zu erzählen hätten."

LAOLA1: Wie ist momentan dein persönlicher Umgang mit Daxbacher, Schinkels und Blumauer?

Beichler: Gibt es keinen! Ich sehe die handelnden Personen wenn vor Gericht. Herr Blumauer hat sich persönlich uns gegenüber immer korrekt verhalten. Er hat immer gesagt, das liegt nicht in seinem Aufgabenbereich, das muss die sportliche Leitung lösen. Das möchte ich ihm nicht anheften. Mit Herrn Daxbacher habe ich sowieso keinen Kontakt, weil ich ihn beim Training ja nicht sehe. Und Herrn Schinkels bin ich auch nie über den Weg gelaufen. Ich glaube auch, dass wir uns prinzipiell wahrscheinlich nicht viel zu erzählen hätten. Ich möchte jedoch nochmals klarstellen: Das ist in keinster Weise eine Hetzkampagne, ich möchte niemandem den schwarzen Peter zuschieben – ich möchte ihn nur von mir wegschieben. Denn die Meinung von uns Spielern ist bis dato in der Öffentlichkeit nicht so zur Geltung gekommen, weil wir bewusst nichts gesagt haben.

LAOLA1: Warum hast du nun dein Schweigen gebrochen?

Beichler: Mir ist bewusst, dass es auf dieses Interview wieder eine Gegenreaktion geben wird, dass ich nicht die Wahrheit sage. Mir ist mit diesem Gespräch jedoch wichtig, gewisse Sachen klarzustellen. Ein paar Sachen haben einfach nicht der Wahrheit entsprochen. Die Klubsuche ist dann natürlich umso schwerer, vor allem in Österreich, weil die Medien dieses Thema aufsaugen.

Das Gespräch führte Peter Altmann

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