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Jetzt ist es Oscars Salzburg

Im Winter bekam er keine neuen Spieler, nun trägt der Kader seine Handschrift:

Jetzt ist es Oscars Salzburg

Oscar Garcia ist und wird nie ein Mann der lauten Worte sein.

Wer sich eine Kampfansage bezüglich der Qualifikation zur Champions League – dem jährlichen Dauer-Thema in Salzburg – erwartet, wird nicht sonderlich überrascht sein, keine zu bekommen.

„Ich bin mir sicher, Sie fragen jeden Coach hier im Sommer über das Ziel Champions League“, grinst der 43-Jährige im Gespräch mit LAOLA1. Da hat der besonnene Katalane nicht ganz Unrecht.

Mittlerweile haben ja auch schon einige Trainer versucht, Red Bull erstmals in die Königsklasse zu führen.

Keiner war näher dran als Giovanni Trapattoni, dem in Donezk nur wenige Minuten fehlten. Huub Stevens verpasste das Ziel, Roger Schmidt erlebte in seinem zweiten Spiel die Düdelingen-Blamage.

Adi Hütter und Peter Zeidler scheiterten jeweils an Malmö. Vor dem neunten Anlauf wird der Ball logischerweise flach gehalten. „Wir müssen einfach von Spiel zu Spiel schauen“, sagt Garcia Tage vor dem Quali-Auftakt gegen Liepaja und hält fest: „Es wäre historisch und wir kämpfen darum.“

Garcia über die Abwanderungsgerüchte

Er tut das mit einer veränderten Mannschaft gegenüber der Vorsaison, die mit dem dritten Double in Folge endete. Der Spieler der Saison, Naby Keita, verließ Salzburg früher als erwartet Richtung Leipzig.

„Es war seine Entscheidung und das ist für mich kein Problem. Denn mein Problem sind meine Spieler hier – und er ist nicht mehr hier“, gibt Garcia zumindest nach außen hin den nüchternen Trainer.

Eine mögliche Aufstellung zum Saisonstart im 4-3-3:

Auch um seine Person rankten sich Abwanderungsgerüchte. Vor allem englische Klubs (Aston Villa, Nottingham Forest) sollen sich um den früheren Brighton-Coach bemüht haben.

Garcia selbst bekannte sich erst zum Trainingsstart auch verbal zu Salzburg. „Ich habe ein Jahr Vertrag und wenn man einen hat, muss man bleiben. Ich wollte auch bleiben, und das ist alles.“

In Salzburg wurde man nicht nervös. Nicht nur, weil man auf den Vertrag pochte, sondern weil sich Garcia auch wie ein Trainer verhielt, der nicht am Sprung ist, sich dabei immer wieder nach dem Stand der Verhandlungen mit potenziellen Neuzugängen erkundigte. Es gab fast täglich einen Austausch.

Der Königstransfer

Schließlich ging es um die ersten Verpflichtungen, bei denen auch der neue Trainer involviert war.

Nachdem im Winter kein Spieler nach Salzburg kam – Bernardo wurde bereits zuvor verpflichtet - konnte Garcia einen gewissen Missmut nicht verhehlen. Nun zeichnet sich ein anderes Bild.

Eine mögliche Aufstellung zum Saisonstart im 4-4-2:

Es ist Oscars Salzburg geworden. Mittlerweile sind schon fünf Spieler neu an Bord. Der gefühlte Königstransfer wurde dabei nach einigen Monaten positiv abgeschlossen.

Mit Munas Dabbur konnten die Verantwortlichen den Trainer mit seinem Wunschstürmer wiedervereinen. Beide wurden gemeinsam mit Maccabi Tel Aviv 2013 israelischer Meister.

„Ich kenne ihn, ich weiß, was er kann, wie er spielt und auch seine Persönlichkeit. Er wird kein Problem haben, sich hier schnell und gut einzuleben. Er hat schon gezeigt, was er drauf hat und wird uns helfen, unsere Ziele zu erreichen“, freut sich Garcia über den gelungenen Transfer-Coup.

Der geschürte Konkurrenzkampf

Dazu bekam der frühere Barcelona-Kicker mit Marc Rzatkowksi, Fredrik Gulbrandsen, Wanderson und Stefan Stangl weitere Spieler, die auch allesamt keine jungen Talente sind, sondern im Profifußball schon Fuß gefasst haben oder weit darüber hinaus. 

Über die bisherigen Neuzugänge sagt der Salzburg-Trainer: „Ich wusste, dass sie der Mannschaft mehr Qualität geben und den Konkurrenzkampf schüren würden. Das ist für alle gut. Das macht das Team und auch die Spieler besser. Alle müssen in jedem Fall 100 Prozent geben, um zu spielen.“

Eine mögliche Aufstellung zum Saisonstart im 4-2-3-1:

Garcia will Konkurrenzkampf auf jeder Position, Stangl wird Ulmer gehörig fordern. Die Rückkehr Martin Hintereggers wird auch in der Abwehr die Duelle um die Startelf verschärfen. Gut möglich, dass noch ein weiterer Neuzugang den Weg nach Salzburg findet, vielleicht ein weiterer Außenspieler aus Spanien.

„Ich gehe davon aus, dass uns noch andere Spieler verlassen werden, denn aktuell haben wir einen sehr großen Kader. Wenn welche gehen, könnten vielleicht noch welche kommen“, meinte Garcia zu Beginn der Woche. Mittlerweile sind Wanderson und Stangl schon da, der Kader wurde größer. Zu groß für den Geschmack des Katalanen.

Testspieler Xavier Quintilla von Ex-Garcia-Klub Barcelona würde bei einer Verpflichtung in Liefering spielen. Yordy Reyna oder Ante Roguljic sind indes Kandidaten, die abgegeben werden könnten. Jüngere Spieler wie Hwang oder Oberlin könnten verliehen werden und a la David Atanga anderswo Spielpraxis sammeln.

Schnelligkeit und Variabilität

Salzburg verstärkte sich indes mit unterschiedlichen Spieler-Typen, mit schnellen (Wanderson), mit aggressiven (Gulbrandsen), mit dynamischen (Rzatowski), mit eiskalten (Dabbur) oder aufstrebenden (Stangl).

Garcia dürfte wie im Frühjahr wieder ordentlich durchmischen, um die idealerweise vielen Spiele zu meistern. 

Eine mögliche Aufstellung zum Saisonstart im 3-4-3:

Sein favorisiertes System ist das 4-3-3, doch darauf legt er sich nicht fest.

„Mit den Spielern, die wir haben, können wir einige unterschiedliche Systeme spielen. Das ist gut. Mit mehr Flügeln können wir mehr 4-3-3 spielen, aber auch 4-2-3-1 oder 4-4-2. Wir arbeiten daran und es wird sich dann entscheiden, welche Spieler bereitstehen und wer der Gegner ist.“

Die Ziele für die Saison bleiben für ihn unverändert. „Wir wollen unser Level vom April und Mai halten und es verbessern. Wir wollen uns weiterentwickeln.“ Klingt hierzulande wie eine Drohung.

Mit seiner Gelassenheit, Garcia spielte 112 Mal in der Primera Division (49 Mal für den FC Barcelona) sowie zwölf Mal in der Champions League, führt der Spanier Salzburg nun in seine erste volle Saison.

Im Frühjahr holte der Spanier mit einer „fremden“ Mannschaft letztlich souverän das Double, weil er dem Team vor allem (defensive) Stabilität verlieh und die Freude am Kick wieder zurückgab.

Nun konnte sich Garcia auch kaderpolitisch verwirklichen. Die Handschrift des Spaniers wird noch deutlicher zu sehen sein. Und vielleicht zeichnet diese den Weg erstmals in die Champions League.





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