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Olympia 2026 in Tirol: Ja oder Nein?

Vor der Volksbefragung: Das sagen Befürworter und Gegner der Tirol-Bewerbung.

Olympia 2026 in Tirol: Ja oder Nein? Foto: © GEPA

Am Sonntag ist Wahltag. Dann fällt nicht nur eine Entscheidung über die politische Zukunft Österreichs, sondern auch über die mögliche Rückkehr der Olympischen Spiele nach Österreich.

Die Tirolerinnen und Tiroler sind am 15. Oktober nämlich dazu aufgerufen, über eine Bewerbung der Region Innsbruck/Tirol für die Winterspiele 2026 abzustimmen.

Ähnlich wie auf politischer Ebene liefern sich vor der Volksbefragung Befürworter und Gegner heiße Diskussionen. Was spricht für und was gegen eine Olympia-Bewerbung von Innsbruck/Tirol?

Damit werben die Befürworter

"Holen wir Olympia heim." So lautet ein Claim, mit dem die Verantwortlichen - das Österreichische Olympische Comité (ÖOC), das Land Tirol und die Stadt Innsbruck – für die Olympischen Spiele in Innsbruck/Tirol 2026 werben.

Man wolle kleinere und vor allem kostengünstigere Spiele veranstalten, so die Vision. Das Versprechen: Es sollen keine neuen Sportstätten gebaut und kein Steuergeld verwendet werden.

Das Durchführungsbudget (ohne Kosten für das Olympische Dorf, den Ausbau der Verkehrswege oder die Sicherheit) beträgt 1,175 Milliarden Euro und soll durch Einnahmen vom IOC, Sponsorings und Eintrittskarten gegenfinanziert werden. Zum Vergleich: Die letzten Winter-Spiele in Sotschi 2014 verschlangen rund 40 Milliarden Euro.

Ein Großteil dieser Summe wurde in neue Sportstätten gesteckt, in Innsbruck/Tirol will man auf derartige Ausgaben verzichten. Vorgesehen sind lediglich temporären Aufbauten wie etwa eine Big-Air-Schanze oder Tribünen.

Zweifelsohne verfügt die Region über eine Vielzahl vorhandener Anlagen. Im alpinen Bereich ist man mit Kitzbühel und St. Anton bestens aufgestellt, dazu gibt es in Seefeld ein nordisches, in Hochfilzen ein Biathlon-Zentrum. In Innsbruck verfügt man über eine Skisprung-Schanze und einen Eiskanal. Eine nachhaltige Nutzung dieser Sportstätten sollte im Wintersportland Tirol garantiert sein.

Stichwort Wintersportland: Innsbruck-Tirol hätte bei einem "Ja" der Bevölkerung wohl gute Chancen auf den Zuschlag für die Ausrichtung der Spiele 2026. Denn das Internationale Olympische Comité will "zurück zu den Wurzeln", wie Präsident Thomas Bach bei einem Wien-Besuch im Sommer erklärte.

Das heißt: Man will weg von teuren, pompösen Spielen (Agenda 2020) hin zu authentischen Veranstaltungen in traditionellen Wintersport-Orten. Zuletzt wurden die Winterspiele drei Mal in Folge an völlig neue Destinationen vergeben: Sotschi (2014), Pyeongchang (2018) und Peking (2022).

IOC-Präsident Bach sieht Innsbruck/Tirol jedenfalls "in vollem Einklang mit der olympischen Agenda".

Das kritisieren die Gegner

Bei den Olympia-Gegnern zweifelt man an der Umsetzbarkeit von kleinen, kostengünstigen Spielen.

Bei den vergangenen Veranstaltungen in Sotschi und Vancouver sind die Kosten explodiert, vor allem jene für die Sicherheit. Die allgemeinen Sicherheitskosten würde allerdings der Bund tragen, genauso wie eine Ausfallshaftung. Es wird befürchtet, dass letztlich der Steuerzahler auf Milliardenkosten sitzen bleiben könnte.

Die Bürger bleibe auf den Schulden sitzen und das IOC verdiene Milliarden, glaubt etwa Fritz Dinkhauser, Gründer der Tiroler Oppositionspartei „Liste Fritz“ und strikter Olympia-Gegner. Das hätten die vergangenen Spiele in Russland und Brasilien, die mit Korruption und Milliardendefiziten zu kämpfen hatten, bewiesen.

Heftige Kritik setzt es auch an der Machbarkeitsstudie für die Spiele in Innsbruck/Tirol. Die 270.000 Euro teure Studie wurde teilweise von Firmen erstellt, die selbst von Winterspielen in Tirol profitieren würden, so der Vorwurf. Zudem würde sie auf einige wichtige Fragen wie etwa die Sicherheit nicht ausreichend Antworten geben.

Auch dem Vorhaben, keine neue Sportstätten errichten zu wollen, steht man auf Seiten der Gegner kritisch gegenüber. Schließlich fehlen unter anderem Hallen für die Eishockey-Vorrundenspiele oder Eisschnellauf. Letzteres könnte laut ÖOC in der Eishalle im oberbayerischen Inzell stattfinden. Die Eishockey-Bewerbe könnten nach München „ausgelagert“ werden. Bei den vorhandenen Hallen und Anlagen stellt sich allerdings die Frage der Renovierungskosten, die bis 2026 anfallen würden.

Apropos Bundesländer: Die Kritiker sind der Meinung, dass die Volksbefragung über die Bewerbung bundesweit stattfinden sollte, nachdem der Bund ja auch für die allgemeinen Sicherheitskosten aufkommen müsste. Auch die Fragestellung, die die Tirolerinnen und Tiroler am Sonntag beantworten sollen, sorgt vielerorts für Unmut und wurde von den Gegnern sogar als verfassungswidrig eingestuft:

"Soll das Land Tirol ein selbstbewusstes Angebot für nachhaltige, regional angepasste sowie wirtschaftlich und ökologisch vertretbare Olympische und Paralympische Winterspiele Innsbruck-Tirol 2026 legen?"

Sollte die Mehrheit der Stimmberechtigten diese Frage mit "Ja" beantworten, könnte zum dritten Mal nach 1964 und 1976 das Olympische Feuer in Innsbruck brennen.

Aber brennt das Feuer für Olympia 2026 in Innsbruck/Tirol auch bei der Bevölkerung? Am Sonntag wissen wir mehr.


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