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ÖSV-Adler: "Bei der Tournee zählt mehr"

Triumphator Stoch genießt jede Sekunde. ÖSV streicht Positives hervor.

ÖSV-Adler: Foto: © GEPA

Während Kamil Stoch aus den Händen von Thomas Morgenstern seinen Goldenen Adler überreicht bekam, lief im österreichischen Lager nach einer enttäuschenden Vierschanzentournee ohne Podestplatz die Ursachenforschung an.

"Man erwartet sich immer mehr. Wir lassen uns deswegen aber nicht drausbringen. Wir haben gut gearbeitet und können den Weg nur weitergehen, den wir eingeschlagen haben", sagte Cheftrainer Andreas Widhölzl.

Zwar verfehlten die ÖSV-Springer zum achten Mal in Folge in Tournee-Einzeln das Podest, doch Widhölzl schlug mit Blick auf eine "mannschaftlich gute Leistung" mit einem vierten und sechsten Platz von Stefan Kraft und Michael Hayböck zum Abschluss in Bischofshofen nicht allzu kritische Töne an. "Wir sind jetzt immer knapper dran", sagte der ehemalige Spitzenspringer. "Ich schätze, dass demnächst das erste Stockerl da ist."

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Das Potenzial dafür hat - das ist auch nach der 69. Tournee-Auflage klar - zunächst vor allem Kraft. Österreichs einziger Paradespringer der vergangenen Jahre schloss die Tournee trotz körperlicher Probleme als bester ÖSV-Mann auf Gesamtrang acht ab. In den vergangenen sieben Jahren beendete der 27-jährige Salzburger die Traditionsveranstaltung teamintern stets auf der ersten oder zweiten Position.

ÖSV streicht Positives hervor - "Natürlich: Bei der Tournee zählt mehr"

Kraft kam in Bischofshofen vom elften Platz mit einem starken Finalsprung fast noch auf das Podest. "Das ist schon schade. Ich dachte, es geht sich noch aus. Aber ich bin megahappy. Der zweite Sprung war richtig gut. Das ist ein gewaltiges Ergebnis, ich bin knapp am Stockerl dran", zeigte sich Österreichs letzter Tourneesieger (2014/15) zufrieden. Bis auf seinen Absturz in Garmisch sei es eine gute Tournee gewesen, so Kraft, dem mehr als 90 Punkte auf Stoch fehlten. Vor dem überlegenen Polen könne man nur den Hut ziehen, meinte Kraft.

Im österreichischen Lager war man nach dem zweiten Jahr in Folge ohne Stockerlplatz bei Tournee-Springen bemüht, das Positive herauszustreichen. "Wir haben drei Leute unter den ersten Zehn", betonte Cheftrainer Andreas Widhölzl. "Wenn es ein normaler Wettkampf ist, ist das ein super Mannschaftsergebnis. Natürlich: Bei der Tournee zählt mehr. Aber ich finde es positiv, dass sie heute auch im zweiten Durchgang noch ihre Leistung gezeigt haben."

Schlierenzauer: Negatives Highlight sorgt für Irritationen

Michael Hayböck freute sich nach zwei Nullnummern in Deutschland über den nächsten Top-Ten-Platz. "Ich bin glücklich, dass es zum Sechsten gereicht hat. Ich nehme auf jeden Fall jede Menge Selbstvertrauen mit", sagte der Oberösterreicher. Dem Halbzeit-Fünften Huber misslang der Angriff aufs Podest, der Salzburger verlor noch fünf Plätze und meinte: "Ich habe mich manchmal ein bisschen unter Wert verkauft und war nicht immer auf der glücklichen Seite. Trotzdem war es ein versöhnliches Ende."

Für ein negatives Highlight sorgte Gregor Schlierenzauer, der nach einem verpatzten ersten Durchgang den Gang zur Materialkontrolle verweigerte und daraufhin disqualifiziert wurde. Der Rekord-Weltcupsieger (53 Siege) ist beim kommenden Weltcup in Titisee-Neustadt wie schon zuletzt nur Zuschauer. Statt dem Tiroler stehen etwa Thomas Lackner, Markus Schiffner oder Maximilian Steiner im siebenköpfigen ÖSV-Aufgebot.

Der zweifache Tournee-Sieger Schlierenzauer sorgte mit seiner verweigerten Materialkontrolle für Irritationen. Als "natürlich nicht schlau" bewertete Widhölzl die Aktion seines Superstars. "Es schwingt sicher Enttäuschung mit, aber eine Kontrolle gehört zum Geschäft dazu wie das Herunterspringen."

Polen feiert: "Heute ist Bischofshofen weiß-rot"

Die Polen feierten den vierten Tournee-Sieg in den vergangenen fünf Jahren. Stoch triumphierte wie schon bei seinen Titeln 2017 und 2018 zum Schluss auch im Einzelwettkampf auf der Paul-Außerleitner-Schanze.

"Ich bin sehr glücklich, ich genieße Skispringen momentan einfach", strahlte Stoch. "Es hat heute viel Spass gemacht. Ich habe jede Sekunde genossen, aber es war auch stressig", sagte der 33-Jährige, dessen Team vor dem ersten Bewerb in Oberstdorf aufgrund eines Coronafalls in der Mannschaft zwischenzeitlich ausgeschlossen worden war.

"Heute ist Bischofshofen weiß-rot", schrieb Regierungschef Mateusz Morawiecki in Anspielung auf die polnischen Nationalfarben auf Twitter. Präsident Andrzej Duda gratulierte ebendort: "Ein schöner Triumph in großem Stil. Wir danken von ganzem Herzen für diese schönen Momente der Freude in schweren Zeiten", schrieb das Staatsoberhaupt.

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