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Kasai vor unglaublichem Jubiläum

Schanzen-Dino Noriaki Kasai winkt in Titisee-Neustadt ein weiterer Rekord:

Kasai vor unglaublichem Jubiläum

Wo immer er auftaucht, jubeln ihm die Menschen zu.

Noriaki Kasai hat die seltene Gabe, Menschen mit seinem sonnigen Gemüt anzustecken. Ganz gleich, ob in seiner Heimat Japan, in Österreich, Deutschland, Norwegen oder Polen – der Schanzen-Dino ist überall auf der Welt Liebling der Massen und wird wie ein Einheimischer gefeiert.

An diesem Wochenende könnte der Applaus der Zuschauer in Titisee-Neustadt noch ein Stück lauter ausfallen als ohnehin, denn dem 43-Jährigen winkt ein schier unglaubliches Jubiläum.

Kasai steht vor seinem 500. Weltcupbewerb

Der Skiflug-Weltmeister von 1992 (!) steuert zielstrebig auf sein 500. Weltcupspringen in einem Einzelbewerb zu. Aktuell hält er bei 498, spielt das Wetter mit, fällt die magische Marke am Sonntag.

Damit hat er allerdings noch lange nicht genug, denn der Evergreen plant, sich noch einige Jahre von den Schanzen dieser Welt zu stürzen. Ursprünglich hatte er als perfekten Zeitpunkt für die Sportler-Pension die Olympischen Spiele 2022 in Peking auserkoren.

„Dann werde ich fast 54 Jahre alt sein, aber es ist eine zu große Chance, um aufzugeben.“

Kasai über Olympia 2026

Doch dann bekam er davon Wind, dass Sapporo sich für die Spiele vier Jahre später bewirbt. Spiele vor Heim-Publikum? Damit hat er noch eine Rechnung offen. Denn während Takanobu Okabe, Hiroya Saito, Masahiko Harada und Kazuyoshi Funaki in Nagano 1998 zu Team-Gold segelten, war er zum Zuschauen verdammt.

Daher steht für ihn fest: „Dann werde ich fast 54 Jahre alt sein, aber es ist eine zu große Chance, um aufzugeben.“ Kasai kann sich also vorstellen, dem Skisprung-Zirkus noch zehn Jahre treu zu bleiben. „Und wenn Sapporo die Spiele nicht bekommt, höre ich eben mit 50 auf.“

Die Rekorde von Schanzen-Dino Noriaki Kasai:

*) Mit zwölf Teilnahmen an Nordischen Ski-Weltmeisterschaften hält er den Allzeit-Rekord und wird damit auch im Guiness Buch der Rekorde geführt.

*) Seine 498 Einzel-Starts im Weltcup sind ebenfalls unübertroffen und werden es wohl auch auf absehbare Zeit bleiben, zumal noch zahlreiche hinzukommen werden. Auch dafür gab es bereits ein Zertifikat von „Guinness World Records“.

*) Sein letzter Sieg datiert vom 29. November 2014, als er sich den Platz an der Sonne mit Simon Ammann (SUI) teilte. Damit verbesserte er seinen eigenen Rekord als ältester Weltcupsieger auf 42 Jahre und 176 Tage.

*) Bereits einige Monate zuvor schrieb er in Sochi Geschichte. Kasai gewann Olympia-Silber auf der Großschanze und avancierte mit 41 Jahren und 256 Tagen zum ältesten Skisprung-Medaillengewinner im Zeichen der fünf Ringe.

*) Eine Rekordmarke teilt er mit dem Russen Albert Demchenko. Niemand sonst hatte die Ehre, bei sieben Olympischen Winterspielen sein Land vertreten zu dürfen. In Pyeongchang will er sich alleine an die Spitze setzen.

Olympia- und WM-Gold als große Ziele

Der stolze Vater hält seine Tochter im Arm

Die Ziele gehen ihm auch mehr als 27 Jahre nach seinem Weltcup-Debüt am 17. Dezember 1988 – seinerzeit war aus den Top-10 des aktuellen Gesamtweltcups lediglich Severin Freund als Säugling bereits auf der Welt – nicht aus.

„Mir fehlt noch Gold bei Olympia oder einer Nordischen WM“, strebt er stets nach dem Höchsten. „Als ich ein Kind war, habe ich es gehasst zu verlieren. Egal wann, egal wo. Das muss wohl mein Geheimnis sein“, wurde er auf „guinnessworldrecords.com“ zitiert.

Seinen größten Sieg feierte er allerdings nicht auf den beiden Brettern, die ihm das Leben bedeuten, sondern im privaten Bereich. Noch vor drei Jahren trauerte er um seine Mutter und wünschte sich nichts sehnlicher, als eine eigene Familie zu gründen.

„Ich suche eine Frau“, gab er mehrfach in den Medien zu Protokoll. Der öffentliche Aufruf zeigte Wirkung. Rund ein Jahr später, am 22. Februar, und damit nur fünf Tage nach Olympia-Bronze mit der japanischen Mannschaft, gab er Reina Harima das Ja-Wort.

Das Glück perfekt machte die Geburt von Töchterchen Rino, die am 30. Jänner dieses Jahres das Licht der Welt erblickte. „Am Samstag, um 3:50 Uhr morgens, kam unser Baby endlich zur Welt. Sie wiegt 3.060 Gramm! Mutter und Kind sind wohlauf. Unsere Familie hat nun ein zusätzliches Mitglied“, verkündete er überglücklich.

Privat könnte es nicht besser für Kasai laufen. Und sportlich hat er noch genug Zeit, sich seine Träume zu verwirklichen. Die Unterstützung der Fans ist ihm jedenfalls sicher. 

Christoph Nister

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