Jannik Schuster tanzt in der Skisprungfamilie aus der Reihe
Sein Bruder Jonas schaffte in Engelberg zuletzt zweimal den Sprung unter die Top-Ten und wurde bester ÖSV-Adler. Nun steht die Vierschanzentournee an.
Opa Willy: Skispringer, Vater Werner: Skispringer, Bruder Jonas: Skispringer - Jannik Schuster tanzt als Fußballer in Diensten Salzburgs aus der Reihe.
Die familiäre Ehre ist davon aber unberührt, für Werner Schuster ist die Entscheidung seines Filius' vielmehr ein Glücksfall. "Ich war sogar froh, dass er etwas anders macht, so kann jeder eine Identität aufbauen", sagt er über seine Söhne.
Vor der am Montag beginnenden Vierschanzen-Tournee steht vor allem Jonas im Fokus.
Der 22-Jährige ist der um drei Jahre ältere der beiden Brüder, zuletzt rettete er in Engelberg mit den Plätzen fünf und sechs als jeweils bester ÖSV-Adler quasi im Alleingang die Ehre der um ihre Form ringenden Österreicher.
Werner Schuster: "Gibt eine Wahnsinns-Generation"
"Er versucht, sich in den Weltcup reinzuspringen. Es braucht Zeit, sich zu etablieren, und die hast du in Österreich kaum. Da gibt es eine Wahnsinns-Generation", meinte Werner Schuster, einst selbst im Weltcup aktiv und später als Trainer in den 2010er-Jahren Wegbereiter der deutschen Erfolge.
Umso mehr sei die jüngste Entwicklung beachtlich. Nicht zuletzt das Arbeitsethos von Jonas ringt ihm Respekt ab. "Er muss hart arbeiten, ist kein Supertalent. Aber es ist echt toll, wie er seinen Zustand annimmt. Er hat einen höchst professionellen Lebensstil", lobte der 56-Jährige, der aktuell für den deutschen Verband die Nachwuchsförderung koordiniert und auch als Experte für Eurosport arbeitet.
Internat "gut für die Persönlichkeitsentwicklung"
Während sich bei Jonas der Weg zum Skispringer früh abgezeichnet habe, sei jener von Jannik etwas verschlungener verlaufen.
"Der Jonas wollte einfach springen, der Jannik hat sich in Richtung Bälle orientiert. Das Springen hat er nur kurz probiert. Er war nicht ungeschickt, aber natürlich recht groß. Und das ist nicht unbedingt ein Vorteil. Er hat das instinktiv gespürt", erinnerte sich Werner Schuster. "Man muss ihnen den Freiraum lassen."
Erst gehörte Janniks Leidenschaft dem Tennis. "Und dann hat er gesagt, dass er lieber Teil einer Mannschaft sein will."
Prompt entdeckten ihn Salzburg-Scouts bei einem Turnier mit der Tiroler Landesauswahl. "Sie haben damals nicht den aktuell Besten genommen, sondern perspektivisch ausgewählt", sagte Werner Schuster im Rückblick.
Im Februar 2020 wechselte er als 13-Jähriger zu den Bullen - ohne jegliches Zögern. "Er hat immer gesagt, wenn ich die Möglichkeit bekomme, dann gehe ich. Er ist mit 13 allein mit dem Zug gefahren, hat sich das selbst erarbeitet. Ich war auch ein Internatskind, das ist gut für die Persönlichkeitsentwicklung."
"Im Fußball ist der Verdienst ein ganz anderer"
Jannik ist für Werner Schuster zudem ein "Musterbeispiel für polysportive Ausbildung", die ihm nun zugute komme. Im Sommer holte ihn Salzburg-Coach Thomas Letsch zu den Profis, für die er 15 Partien, zwölf davon in der Startelf, absolvierte.
In den ÖFB-Nachwuchsauswahlen ist er seit 2022 an Bord. "Er hat eine relativ hohe Lernfähigkeit und hat sich bisher immer an ein höheres Niveau anpassen können", befand Werner Schuster. "Wenn er gesund bleibt und weiter den Willen hat, kann er weitere Schritte machen."
Mögen sie sportlich auch beide erfolgreich sein, ein Aspekt ist es dann doch, der sie deutlich trennt. "Im Fußball ist der Verdienst ein ganz anderer. Da muss sich der Jonas vielleicht manchmal auf die Lippen beißen", sagte Werner Schuster im Hinblick auf die finanzielle Seite.
Der innerfamiliäre Blick in Richtung Skispringen würde den Fußballer durchaus erden. "Es ist gut, dass sein Bruder sieht, dass es finanziell auch ganz anders sein kann."
Jonas mag sich auf die Lippen beißen, doch: "In letzter Konsequenz überwiegt beim Jonas auch der Stolz. Denn der Jannik hat dem Jonas eigentlich viel zu verdanken. Als Kinder haben sie, nicht selten bei konkurrierenden Brüdern, öfters gestritten, aber jetzt gehen sie toll und wertschätzend miteinander um."