news

Venier: Der Ferrari mit durchdrehenden Rädern

Bei Stephanie Venier drehten sich die Räder allerdings manchmal durch:

Venier: Der Ferrari mit durchdrehenden Rädern Foto: © GEPA

Bei der WM 2017 in St. Moritz ging der Stern von Stephanie Venier so richtig auf. Damals fuhr die Tirolerin in der Abfahrt überraschend zu Silber. 

Seither ist im sportlichen Leben der mittlerweile 25-Jährigen viel passiert. Nach dem Erfolg bei der WM folgte im vergangenen Winter eine durchwachsene Saison ohne Podestplatz. 

„Es war eine schwierige Saison. Ein paar Ergebnisse waren gut, ein paar waren zum Vergessen. Ich bin im ersten Rennen Elfte geworden und war damit nicht zufrieden. Ich hätte es einfach nehmen sollen und darauf aufbauen, aber ich wollte aufgrund der vorangegangenen Saison einfach ein bisschen mehr“, blickt Venier zurück. 

Die eigenen Erwartungen nach der guten WM-Saison 2017 seien zu hoch gewesen. „Die Trainer haben damals zu mir gesagt: Stephi, du bist ein Ferrari mit 500 PS, aber wenn du am Start stehst, drehen sich deine Räder einfach immer durch“, erzählt Venier gegenüber LAOLA1.

Eine lehrreiche Zeit

Sprich: Venier gab mehr Gas, als notwendig gewesen wäre. „Ich habe erst lernen müssen, dass ich nicht am Start stehen und mir denken kann, ich muss so und so Vielte werden. Denn wenn ich das dann nicht schaffe, ist die Enttäuschung groß“, spricht Venier von einer lehrreichen Saison. 

„Früher bin ich einfach drauflosgefahren und habe mir gar nicht viel erwartet. Dann sind die Ergebnisse von selbst gekommen“, sagt Venier. „Aber wenn du nicht erwarten würdest, dass du vorne rein fährst, wärst du glaube ich keine richtige Sportlerin.“

Daher lautete die Devise für die laufende Saison: Vollgas geben, aber kontrolliert fahren, um Fehler zu vermeiden.

Nach Platz vier zum Auftakt in Lake Louise fuhr sie in jedem Rennen in die Top 10, in der Abfahrt in Cortina Mitte Jänner gab es mit Rang drei den ersten Podestplatz. Im letzten Rennen vor der WM, der Abfahrt in Garmisch, gelang Venier dann der große Coup und sie feierte ihren ersten Weltcup-Sieg. 

„Ich habe gewusst, ich habe nichts zu verlieren. Wenn ich mir am wenigsten erwarte, dann fahre ich meistens gut“, sagte Venier nach ihrem Triumph. "Ich komme vom Lachen nicht mehr heraus.“

Dementsprechend breit war das Grinsen, mit dem sie zur WM nach Aare gereist ist. Das Lachen ist ihr nach dem Ausfall im Super-G allerdings vergangen. Im zweiten Abfahrtstraining markierte die Tirolerin dafür Bestzeit, ließ jedoch ein Tor aus. 

„Der Grundspeed passt“, meint Venier in Aare, zählt sich aber nicht zu den Favoritinnen für die heutige Abfahrt (12:30 Uhr im LIVE-Ticker). Sie wolle sich keinen zusätzlichen Druck machen. 

"Ich muss von Medaillen reden"

"Ich plane jetzt gar nichts mehr, weil wenn ich was plane, dann geht es sowieso in die Hose. Ich fahr da jetzt einfach drauf los, bleibe locker", sagt Venier. "Es heißt, die Österreicherinnen reden nur über eins, zwei, drei, und es ist nur heiße Luft dahinter. Aber ehrlich, ich muss von Medaillen reden, weil das andere zählt nicht", steht für die Vizeweltmeisterin von 2017 fest. "Ich bin hier, um eine Medaille zu gewinnen.“

2017 habe sie schon während ihrer Fahrt gewusst, dass sie schnell ist. „Damals bin ich am Start gestanden und habe gewusst: Das funktioniert. Das Setup hat gepasst, die Ski waren schnell“, schildert Venier. „Wenn ich schnell bin, nehme ich unterm Fahren Sachen wahr, die mir sonst nicht auffallen. Da bin ich einfach so sicher, in dem was ich tue, dass ich andere Sachen mitbekomme. In St. Moritz damals habe ich zum Beispiel gemerkt, wie am Start die Kamera ober mir weggegangen ist.“

Dieses Gefühl der Sicherheit gelte es, wieder zu bekommen. Die Voraussetzungen für die Abfahrt seien gut. „Mir taugt die Strecke in Aare, sie ist technisch anspruchsvoll, das mag ich eigentlich gerne.“

Eine Portion Glück gehört am Tag X jedoch auch dazu, weiß Venier aus Erfahrung. „Wenn die Komponenten dann alle zusammenpassen, dann schaut sicher ein gutes Ergebnis raus, das weiß ich jetzt schon. Wenn es nicht sein soll, dann eben nicht. Ich habe ja schon eine Medaille zuhause."

Startliste für die WM-Abfahrt der Damen >>>

Kommentare