news

Darum zeigt die 2. Slalom-Garde des ÖSV auf

Gstrein, Pertl und Co. sorgen für Aufsehen. Das hat Hirscher damit zu tun:

Darum zeigt die 2. Slalom-Garde des ÖSV auf Foto: © GEPA

Marcel Hirscher zurückgetreten, Marco Schwarz auf dem Weg zurück nach Kreuzbandriss, Manuel Feller mit Bandscheibenvorfall, Christian Hirschbühl verletzt, Michael Matt im Material- und Formtief - Österreichs Slalom-Team hat(te) es in dieser Saison nicht leicht. 

"Es war wie verhext heuer. Da ein Ausfall, dort ein Ausfall, dann die Verletzung von Hirschbühl, der konstant in die Spitzenplätze fahren konnte. Das war unglaublich", sagt ÖSV-Slalom-Trainer Marko Pfeifer rückblickend. 

Die im Vorjahr noch so erfolgreiche rot-weiß-rote Mannschaft war dezimiert, der ÖSV gezwungen zu handeln. 

"Ich habe schon im Dezember zu Andi Puelacher (ÖSV-Cheftrainer, Anm.) gesagt, dass wir jemanden aus der zweiten Garnitur brauchen, wenn die Arrivierten einmal auslassen. Wir müssen da mehr hinschauen", erzählt Pfeifer. 

Mut der Verantwortlichen des ÖSV wurde belohnt

Die Verantwortlichen fackelten - gezwungenermaßen - nicht lange und zogen Fabio Gstrein und Adrian Pertl dauerhaft in die Weltcupgruppe hoch. 

"Man muss den Mut haben, den Leuten aus der zweiten Reihe, bei denen wir sehen, dass sie schnell sind, die Chance im Weltcup zu geben", so Pfeifer. Der Mut wurde belohnt - in Form von guten Ergebnissen. 

Der Ötztaler Fabio Gstrein hat gut lachen
Foto: © GEPA

Der 22-jährige Gstrein qualifizierte sich in vier von sechs Rennen für den zweiten Durchgang und war nie schlechter als 17. In Adelboden überraschte er mit Rang sieben. Der 23-jährige Pertl (Bild oben) scheiterte zwar zwei Mal knapp an der Final-Qualifikation, in Kitzbühel konnte er mit Rang acht aber sein wahres Potenzial unter Beweis stellen.

Mit Johannes Strolz verbuchte ein weiterer Läufer aus der zweiten Reihe mit Platz zehn im Slalom in Madonna di Campiglio sein bestes Karriere-Ergebnis. 

Zwar sind Gstrein und Pertl nicht wesentlich jünger als Marco Schwarz, das Talent sollte man ihnen dennoch nicht absprechen.  

"Es sprießen jetzt ein paar Leute"

"Es sprießen jetzt ein paar Leute", sagt Pfeifer. "Es gefällt mir extrem, dass der eine oder andere aus der zweiten Reihe gezeigt hat, was sie drauf haben." Das liege freilich auch daran, dass kein Druck auf diesen Läufern lastet und die öffentliche Erwartungshaltung gering ist. 

"Sie haben nichts zu verlieren und können nur überraschen", weiß Pfeifer. "Deshalb muss man auf diese Leute bauen, denn die können dann ganz anders abliefern."

Diese Erfahrung habe er schon in seiner Zeit in Schweden gemacht, wo Pfeifer bis 2013 als Herren-Cheftrainer fungierte. "Da hast du als junger Läufer gleich einmal mit der Weltcup-Mannschaft mittrainieren dürfen.

Marko Pfeifer: "Gescheiter nicht im Europacup fahren!"

Den Europacup, über den die meisten Talente den Weg in den Weltcup finden, ist nicht immer die ideale Bühne, meint Pfeifer.

"Der Europacup ist so schwer. Da würden sich sogar Läufer, die im Weltcup aufs Podium fahren, schwer tun, in die Top Ten zu kommen. Es ist gescheiter, gar nicht im Europacup zu fahren, da holt man sich wahrscheinlich nur ein schlechtes Gefühl", glaubt der Coach. 

Vielen ÖSV-Athleten bleibt aufgrund der Dichte an Sportlern allerdings nichts anderes übrig, als sich über den Europacup für Höheres zu empfehlen. 

"Bis jetzt war es immer so, dass kein Platz im Weltcup-Team war, wir waren immer voll", erklärt Pfeifer. Neben Hirscher waren Schwarz, Feller, Matt und Hirschbühl, die konstant in die Top-30 gefahren sind, in den letzten Jahren gesetzt. 

Dieser Umstand hat sich durch Hirschers Rücktritt und Verletzungen geändert. Für Gstrein, Pertl und Co. bietet sich dadurch die Möglichkeit, wertvolle Erfahrung im Weltcup zu sammeln.

Pfeifer ist überzeugt: "Haben bald wieder ein brutales Technik-Team"

Pfeifer ist überzeugt:
Adrian Pertl fand es in Kitzbühel "richtig cool"
Foto: © GEPA

"Wenn man ihnen drei oder vier Rennen in Serie die Chance gibt, haben sie schon Erfahrung, wenn sie nächstes Jahr wieder nach Wengen oder Adelboden kommen. Das darf man nicht unterschätzen", betont Pfeifer. 

Die hungrigen Läufer geben ihrem Trainer in allen Punkten recht. "Es ist richtig cool, dass ich die schweren Hänge auch einmal kennenlernen und Erfahrungen sammeln kann", freut sich Pertl nach seinen Einsätzen bei den Klassikern in Adelboden, am Lauberhorn in Wengen und auf dem Ganslernhang in Kitzbühel. 

So sollen nach und nach noch weitere Läufer an die absolute Weltspitze herangeführt werden. 

"Ich bin sicher - auch was den Riesentorlauf betrifft - das geht so schnell und wir haben wieder eine brutale Technik-Mannschaft", prophezeit Pfeifer. "Es klingt jetzt komisch, aber ich bin mir da ganz sicher."


Kommentare