news

Schwarz mischt die Abfahrt auf - auch Kitz-Start möglich

Marco Schwarz überrascht mit seinem starken Abfahrts-Debüt. Der Plan von ÖSV-Cheftrainer Pfeifer scheint langsam aufzugehen. Kommt jetzt noch mehr?

Schwarz mischt die Abfahrt auf - auch Kitz-Start möglich Foto: © GEPA

Die Abfahrt bei den 93. Lauberhorn-Rennen in Wengen, sie schrieb viele Geschichten. 

Knapp 24 Stunden nach seinem Erfolg im Super-G sicherte sich Aleksander Aamodt Kilde die Abfahrt auf verkürzter Strecke und wiederholte damit seinen Vorjahressieg.  Alle Lauberhorn-Sieger >>>

Viel überraschender als der 19. Weltcupsieg des Norwegers kommt das starke Abfahrts-Debüt von Marco Schwarz. Der Kärntner fuhr in seiner ersten Spezial-Abfahrt im Weltcup auf dem Lauberhorn auf Anhieb auf Rang sechs

"Ich habe schon gehofft, dass es Weltcup-Punkte werden. Aber dass nachher der sechster Platz oben steht, mit dem hätte ich niemals gerechnet", meinte Schwarz, den nur 28 Hundertstelsekunden vom Podest trennten.

Die Strecke vom Kombinationsstart weg kannte er schon von diversen Trainings, zudem hat Schwarz zwei Kombi-Bewerbe mit Abfahrten hier bestritten. Die Wengen-Kombi 2019 war sogar sein zweiter Sieg im Weltcup. "Von dem her taugt mir der Hang und die Abfahrt. Aber ich bin schon ein bisschen sprachlos momentan."

Rainer Pariasek zu Schwarz: "Bist du deppert!" >>>

Der Plan von ÖSV-Cheftrainer Pfeifer mit Schwarz beginnt zu greifen

Der Plan von ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer, was seinen Kärntner Landsmann Schwarz betrifft, beginnt offensichtlich zu greifen. 

"Hut ab, ein wilder Hund!", sagte Pfeifer. "Das tut uns natürlich gut nach den ganzen Ausfällen und dem Rücktritt von Matthias Mayer." Weitere Speed-Einsätze stehen Schwarz nun frei - sogar ein Kitzbühel-Start ist möglich.

"Es ist wirklich unglaublich. Erste Weltcup-Abfahrt bei einem Klassiker, dann ein sehr imposanter Auftritt von ihm. Bei den Teilzeiten ist er teilweise Zweiter gewesen", schwärmte Pfeifer von seinem langjährigen Schützling, den er - wie die meisten im österreichischen Skiteam - nur "Blacky" nennt. "Das war immer ein Ziel von mir, auch als ich noch Gruppentrainer war, ihn in Richtung Speed zu entwickeln. Er ist jetzt in einem Alter, wo das genau passt, und er ist auch bereit dazu, diesen Schritt zu machen."

Von seinen vier Weltcupsiegen hat der Blondschopf aus Radenthein einen in einem City-Event (Oslo 2019) gefeiert, dazu kommt der Kombi-Erfolg in Wengen 2019 neben zwei im Slalom (Adelboden und Schladming 2021). Auch künftig sieht sich Schwarz schwerpunktmäßig als Techniker.

Schwarz taugen "ein paar Ausflüge in Speed-Disziplinen"

"Ein paar Ausflüge in die Speed-Disziplinen taugen mir voll und das will ich weiterhin machen", betonte er. "Dass ich in vier Disziplinen bei jedem Rennen am Start sein werde, das wird es aber nicht spielen."

Für Pfeifer jedenfalls schlummert mehr in dem Athleten. "'Blacky' ist für mich ein Skifahrer, der jede Disziplin sehr gut fahren kann." Auch Starts bei den zwei Abfahrten in der Hahnenkammwoche sind daher nicht ausgeschlossen.

"Jetzt nach dem sechsten Platz werden wir uns sicher noch einmal zusammensetzen in Ruhe", verriet Pfeifer. "Kitzbühel ist eine technische Strecke, das könnte ihm auch liegen. Vielleicht hat er jetzt Lunte gerochen." Schwarz sagte vor diesen Gesprächen, er wolle sich auf den dortigen Slalom konzentrieren.

Kriechmayr: "Das funktioniert leider nicht"

Unmittelbar vor Schwarz und hinter dem bestplatzierten Österreicher Vincent Kriechmayr (4.) rangierte Beat Feuz, der seine letzte Wengen-Abfahrt bestritt. Insgesamt fünf Schweizer landeten - wie am Freitag - in den Top Ten. Für die übrigen Österreicher lief es hingegen erneut nicht ideal, aber besser als im Super-G: Daniel Hemetsberger klassierte sich auf dem 14. Platz, Otmar Striedinger war 17., Julian Schütter machte als 21. Punkte, Stefan Babinsky (41.) und Andreas Ploier (47.) schauten in dieser Hinsicht durch die Finger.

Kriechmayr verlor nach einem furiosen Start im schnellen Mittelteil zu viel Zeit. "Es war einfach ein bisschen zu fehlerhaft, von der Linie oft ein bisschen zu direkt. Ich habe gewusst, ich habe den Canadian Corner nicht ganz optimal erwischt, dann habe ich versucht, über die Linie zu riskieren. Das funktioniert leider nicht, ich bin oft in den Grieß rausgekommen", sagte der Oberösterreicher. "Schade, weil bis dahin war es ein vernünftiges Rennen."

Der Speed hätte gepasst, betonte Kriechmayr. "Der zweite Platz wäre leicht möglich gewesen."

Hemetsberger hatte ähnliche Probleme. "Es war eigentlich eine ganz gute Fahrt bis zum Seilersboden", erklärte er. "Da war ich halt das Eckerl zu gerade, weil ich nach dem Haneggschuss über die Welle ein bisschen abgehoben bin. Dann hat es mich rausgedrückt in die Lett'n, dort hat es mich noch einmal eineinhalb Meter nach außen geschoben." Knappe acht Zehntelsekunden habe er in der Sektion verloren. "Ich habe attackiert, aber es hat halt leider wieder nichts rausgeschaut."

Odermatt über Kilde: "Er war unglaublich"

Kilde legte vom Start weg eine unwiderstehliche Fahrt hin, nur Kriechmayr war in der ersten Sektion noch etwas schneller. "Ich habe gemerkt, ich habe eine gute Geschwindigkeit aus dem Tunnel heraus, und wusste, ich habe eine Chance. Wie ich das grüne Licht gesehen habe, war es ein gutes Zeichen", sagte der 30-Jährige nach seinem 19. Weltcup-Sieg, dem sechsten in diesem Winter. Es war außerdem Kildes zehnter Sieg in einer Abfahrt. Unter den Norwegern hat nur Aksel Lund Svindal (14) noch mehr gesammelt.

"Aleks war wieder einmal unglaublich und mit Abstand der Beste heute, daher bin ich zufrieden mit meinem Platz heute", gab sich der zweitplatzierte Marco Odermatt als fairer Verlierer. "Ich kann zwei oder drei Zehntel finden, aber nicht 0,88 Sekunden, also verdient er den Sieg. Ich muss einfach härter arbeiten."

Der längste und lauteste Applaus der rund 30.000 im Zuschauerraum gebührte an diesem Tag allerdings Feuz, der seinen 60. Weltcup-Podestplatz zwar verpasste, nach Rang sieben im Super-G aber erneut bei den Besten dabei war.

"Heute hat es alles gebraucht, um irgendwie schnell zu sein. Ich habe es versucht", erklärte der 35-Jährige. "Es ist schon cool, wenn die Fans noch einmal Freude haben, dass ich am Start stehe."

Für Feuz und die restlichen Speed-Akteure geht es nächste Woche in Kitzbühel mit zwei Abfahrten weiter. Schwarz wird am Sonntag noch den Slalom (10.15 und 13.15 Uhr im LIVE-Ticker) in Wengen absolvieren.

"Es war eigentlich sehr spontan, dass ich die Abfahrt mitfahre. Aber ich glaube, das war die richtige Entscheidung und gibt schon Auftrieb", sagte er. Seine größten Stärken sieht Schwarz aber nach wie vor zwischen den Kippstangen. "Am Sonntag steht schon das nächste Highlight am Programm."

Kommentare