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Keine Trainings: Hatte Kriechmayr einen Vorteil?

Nach Wengen-Sieg ohne Training meint Kriechmayr: "Meine Trainings waren eh für die Fisch'".

Keine Trainings: Hatte Kriechmayr einen Vorteil? Foto: © GEPA

Allen Diskussionen um sein Startrecht zum Trotz ist Vincent Kriechmayr am Samstag zu seinem zweiten Sieg bei der Lauberhorn-Abfahrt gestürmt. 

Der Weltmeister setzt sich beim Klassiker vor Wengen-Liebhaber Beat Feuz, Dominik Paris und dem Überflieger der vergangenen Wochen, Marco Odermatt, durch. Siegerliste Abfahrt Wengen >>>

"Es war heute eine Jetzt-erst-recht-Mentalität dabei", sagt Kriechmayr nach Rang zwölf am Vortag im ORF. "Ich habe versucht, das Herz in die Hand zu nehmen."

Dass er im Klassiker überhaupt seinen zehnten Weltcupsieg ins Visier nehmen konnte, ist im Vorfeld emotional diskutiert worden. Aus der Corona-Quarantäne kommend, ist der Oberösterreicher verspätet und nach den Abfahrtstrainings im Berner Oberland eingetroffen. Einen Lauf - präziser: einen Trainingsstart - schreibt das Regelwerk für den Rennstart verpflichtend vor. Eine Juryentscheidung machte es aber möglich, dass Kriechmayr am Freitagmorgen vor der ersten Abfahrt aus dem Starthaus ging, nach wenigen Metern abschwang und zur normalen Streckenbesichtigung überging.

Kriechmayr: "Meine Trainings waren eh für die Fisch'"

Auf die Frage, ob Trainingsverzicht ein zukunftsträchtiges Konzept werden könne, antwortet Kriechmayr trocken. "Wenn man meine Trainingsläufe in der Saison verfolgt hat, waren die eh für die Fisch', so weit wie ich im Training hinten war." Er habe hier das Beste aus einer schwierigen Situation gemacht. "Ein Training nehme ich grundsätzlich trotzdem gerne."

Kriechmayr hat am Samstag in Österreich einen positiven Coronatest abgegeben, war kurz darauf aber wieder negativ. Dafür, dass er auch als Spitzensportler der fünftägigen Quarantäne nicht entkam, zeigt er größtes Verständnis.

"Ich verstehe durchaus, dass die Behörde für mich keine Ausnahme gemacht hat", sagt Kriechmayr. "Es ist für alle eine schwierige Situation. Trotzdem bin ich dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, hier zu fahren. Dass es so aufgeht, damit habe ich nicht gerechnet."

Der überwiegende Teil seiner Konkurrenten hat mit der Ausnahmeregelung für Kriechmayr kein Problem. Beat Feuz etwa meint: "Den Vorteil hat er definitiv gehabt, dass er ausgeruhter war, zwei Trainings nicht gemacht hat. Aber man muss dann auch ehrlich genug sein und sagen: So viele Athleten schaffen das auch nicht, ohne wirkliches Training einen Sieg einzufahren. Sicher, er hat den Vorteil von mehr Kraft, dafür aber keine richtige Vorbereitung. Ich glaube, das gleicht sich schon aus."

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