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Bennett: Mit BMX und Rekord-Servicemann zum Sieg

Mit Rekord-Servicemann zur Überraschung. Was es mit "am dümmsten runterspringen" auf sich hat:

Bennett: Mit BMX und Rekord-Servicemann zum Sieg Foto: © GEPA

Der erste Weltcup-Sieg von Bryce Bennett hat sich im Vorfeld des Speed-Klassikers in Gröden wahrlich nicht abgezeichnet.

Dafür, dass der 29-Jährige sein Glück ausgerechnet über die Kamelbuckel finden würde, gab es aber doch Anzeichen. "Ich bin früher viel BMX gefahren", sagte der Zwei-Meter-Mann aus Kalifornien.

Sein Servicemann bei Fischer ist zudem der "Mister Gröden" schlechthin, präparierte der Südtiroler Leo Mussi doch bereits zum achten Mal die Gröden-Siegerlatten.

"Ich war die ganze Saison eher langsam"

Im Grödnertal hat Bennett seine besten Ergebnisse herausgefahren. Vor seinem Abfahrtssieg am Samstag schnupperte er 2018 und 2020 mit dem vierten Platz schon am Podest.

So weit vorne klassiert war er sonst - ebenfalls 2018 - nur in Bormio. Seine Platzierungen in der laufenden Saison: 26. in Lake Louise, 22. in Beaver Creek. Im Super-G kam Bennett bisher nie unter die Top 30.

"Ich war die ganze Saison eher langsam unterwegs, wirklich langsam in den Trainings. Auch in der Vorbereitung war ich sehr langsam in allen Trainingsläufen", erzählte Bennett im Zielraum. "Ich habe also einen guten Plan gebraucht und habe letzten Abend sehr viel Video geschaut."

Bisher habe er eine mögliche Siegchance immer vor der Ciaslat vergeben, dem berüchtigten Abschnitt mit mehreren Kurven und Bodenwellen. "Ich wusste, ich musste bis zur Ciaslat so viel Speed aufbauen wie möglich."

Gefühl unter dem Fahren

Als er den Lauf von Otmar Striedinger mit Startnummer 1 verfolgt habe, habe er sich schon gedacht, dass der Kärntner schwer zu biegen sein werde. Striedinger belegte am Ende mit 0,14 Sekunden Rückstand Rang zwei.

Ergebnis der Abfahrt in Gröden>>>

"Das Gefühl unter dem Fahren war, dass ich viel schneller war als in den Trainingsläufen." Wirklich gewusst, dass ihm eine potenzielle Siegfahrt ausgekommen war, habe er aber erst, "als ich gesehen habe, wie mein Servicemann mit Otmars Servicemann abgeklatscht hat".

Servicemann als echter Gröden-Spezialist

Der angesprochene Signor Mussi hat mehr Siege auf der Saslong als jeder andere Ski-Servicemann. Zuerst betreute der Südtiroler für Fischer den Italiener Kristian Ghedina, der mit vier Abfahrtssiegen (1996, 1998, 1999, 2001) ex aequo mit Franz Klammer Gröden-Rekordgewinner ist.

Danach wechselte er zu Bennetts Landsmann Steven Nyman, der 2006, 2012 und 2014 gewann. "Leo arbeitet so hart für mich. Er ist mein zweiter Vater", verriet Bennett. "Ich wusste, dass die Ski schnell sein würden. Es war nur eine Überraschung heute."

Alle Abfahrtssieger in Gröden>>>

"Wer springt am dümmsten von Sachen runter"

Das freie Skifahren im kalifornischen Squaw Valley, das Bennetts Jugend prägte, war für die Bewältigung der eigenwilligen Saslong sicher eine gute Schule.

"Mein ganzes Leben hat sich darum gedreht, wer am dümmsten von Sachen runterspringen kann. Das ist also normal für mich, die weiten Sprünge. Aber ich glaube, wo ich das Gefühl herbekommen habe, ist vom BMX-Fahren. Ich habe das acht, neun Jahre lang gemacht, als ich aufgewachsen bin", sagte er.

Riml: "Das liegt ihm einfach"

"Das liegt ihm einfach, auch sicher wegen seiner Größe, mit den ganzen Wellen", stellte ÖSV-Alpinchef Patrick Riml über den XXL-Rennläufer fest.

"Er ist ein ganz lockerer, stressfreier Typ", ergänzte der Tiroler, der bis 2018 Alpindirektor in den USA gewesen war. "Das Interessante bei den Amerikanern ist: die Hoffnung stirbt zuletzt. Auch wenn es im Training nicht so läuft, haben sie das Vertrauen und die Einstellung, das kann ich morgen gewinnen."

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