Um diese Zeit vor einem Jahr hatte Cornelia Hütter bereits einen Abfahrtssieg in Beaver Creek in der Tasche und einen Erfolg im Super-G von St. Moritz vor Augen.
Dort beginnt diese Woche die Speedsaison der alpinen Skirennläuferinnen und damit spät im Jahr.
Angesetzt sind in der Schweiz zwei Abfahrten und ein Super-G. Die beiden Kugel-Titelverteidigerinnen Federica Brignone und Lara Gut-Behrami fehlen verletzungsbedingt, im neu gemischten Karten-Set will Hütter das Ass sein.
"Haben nicht hundert Chancen"
Mit Olympia will sich Hütter noch nicht so viel beschäftigen, denn vorher stehe noch einiges am Programm, erklärte die 33-Jährige. "Wir haben nicht hundert Chancen, sondern einfach die paar Rennen. Wenn man das auf zwei Rennen im Winter zusammenschiebt, dann wird der Druck für die zwei bei Olympia einfach viel zu groß", sagte die Steirerin. "Wir haben den Weltcup, es gibt Rennen, es gibt die Kugel. Natürlich, Olympia ist ein großes Rennen, und da versuche ich alles rauszuholen. Aber das probiere ich in St. Moritz auch schon."
Als Zweite der Abfahrtswertung und Siebente im Super-G hatte Hütter die vergangene Saison abgeschlossen. Es darf ruhig wieder mehr sein, denn das Motto lautet seit ihrem Debüt im Weltcup immer noch, "alles zu gewinnen, was es zu gewinnen gibt." Das Ziel habe sie noch nicht ganz so erreicht. "Aber es sind wieder Chancen da und Möglichkeiten. Ich glaube, wenn ich das mitnehmen kann, was die zehnjährige Conny hatte, als sie zum Rennfahren angefangen hat, den Sturschädel und den Spaß am Skifahren, dann wird das sicher eine coole Saison."
Akrobatik spielte im Sommer große Rolle
Im Konditionstraining im Sommer hat die Abfahrtskugelgewinnerin von 2023/24 wieder viel Akrobatik eingebaut, das habe ihr in den vergangenen Saisonen richtig getaugt. "Wenn man in der Abfahrt in der Luft ist, wenn man mit den Wellen mitgeht und arbeitet, das ist wie am Trampolin oder wenn ich aus fünf Metern in die Schnitzelgrube springe. Das sind alles Sachen, wo man sich überwinden muss."
Auf Schnee hat sie keine neuen Experimente gewagt, da fängt sie wie beim Hausbau mit den Grundfesten an. Also auch zuerst Techniktraining und Aufbau, um Stabilität zu gewinnen. "Ich muss mich nach den Monaten Pause da auch herantasten. Ich kann nicht gleich im Training in Chile am zweiten Tag auf die Abfahrt gehen, 50 Meter springen und mit 130 km/h runterfahren." Und hoffentlich sei sie bis Saisonstart beim Dach angekommen, fügte sie scherzend an.
In Cortina nicht zu viel links und rechts schauen
Der Traditionsort Cortina d'Ampezzo ist Schauplatz der Frauenrennen bei den Olympischen Spielen im Februar. Hütter fand sich im Super-G bisher besser zurecht, war einmal Zweite, zweimal Vierte. "Was sind meine Gedanken? Nicht zu viel links und rechts schauen, obwohl es so schön ist. Und sich aufs Skifahren konzentrieren. Es ist eine extrem coole Abfahrt, auch der Super-G. Es ist sehr, sehr technisch. Es sind Passagen drinnen, wo nicht nur der Mut und das Geradeaus-Fahren zählt, sondern wirklich auch die Technik."
Sie freue sich voll auf die Winterspiele. "Es werden definitiv meine letzten Olympischen Spiele werden. Ich möchte am Start stehen und denken, hey Conny, genieß das, du hast es verdient." Ein Genuss soll es auch für die Fans werden, die anders als bei den letzten Olympiaauflagen Rennen fast vor der Haustüre serviert bekommen. "Das ist für mich als Athletin auch sehr, sehr lässig. Ich hoffe, dass sich das mit den Preisen noch normalisiert, damit die Leute, die skifanatisch sind, auch dabei sein können. Die hätten sich das am meisten verdient, so ein Spektakel einmal erleben zu dürfen."