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Kriechmayr: Mit göttlichem Beistand zu WM-Gold

Doppel-Weltmeister Vincent Kriechmayr im Sieger-Interview nach Abfahrts-Gold:

Kriechmayr: Mit göttlichem Beistand zu WM-Gold Foto: © GEPA

Vincent Kriechmayr, Doppel-Weltmeister!

An diesen Titel muss sich der Oberösterreicher nach seinem sensationellen Gold-Coup in Cortina d'Ampezzo erst noch gewöhnen. "Ich kann's noch nicht realisieren, es ist alles noch etwas unwirklich", sagt Kriechmayr nach seinem Abfahrts-Triumph am Sonntag. 

Während er im Super-G nach seinen beiden Erfolgen in Kitzbühel und Garmisch als Top-Favorit in die WM startete, gehörte Kriechmayr in der Abfahrt nach einer bisher durchwachsenen Saison nicht unbedingt zu den absoluten Medaillen-Favoriten. 

"Es war ein verrücktes Rennen und als der Sander im Ziel war, habe ich nicht gedacht, dass wir beide am Podium sind", gesteht der frisch gebackene Doppel-Weltmeister im Ziel. "Aber ich bin von oben weg wirklich gut gefahren, allerdings auch einige Male aus der Hocke gekommen. Obwohl es sehr kurvig war, habe ich eine richtige Abfahrt gewonnen. Engere Radien gehören im Abfahrtssport auch dazu", meint der 29-jährige Österreicher, der aber auch anmerkt: "Oben war es ein bissl windig. Vielleicht war der Herrgott heute auf meiner Seite."

Auch ÖSV-Herrenchef Andreas Puelacher gesteht, wegen der nicht optimal gewähnten Fahrt Kriechmayrs und Sanders minimalem Rückstand zunächst geglaubt zu haben, "dass sich das eher nicht ausgeht". Abfahrts-Trainer Sepp Brunner bescheinigt Kriechmayr "im technischen Teil sensationell gefahren" zu sein. "Er wusste, er muss in dem Teil was vorlegen. Er hatte die Lockerheit von der Goldmedaille im Super-G."

Im Sieger-Interview spricht Kriechmayr über das Hundertstel-Glück, Vergleiche mit Hermann Maier und Bode Miller und Gratulant Marcel Hirscher:

 

Frage: Wie war ihr Gefühl beim Abschwingen?

Kriechmayr: Nicht optimal, muss ich schon gestehen. Mich hat es bei der Traverse ein bisschen runtergedrückt, und im Flachen habe ich schon gemerkt, dass es mich ein paar Mal aus der Hocke rausgezogen hat. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es für den Sieg reicht.

Frage: Ab wann haben Sie gedacht, dass es reichen könnte?

Kriechmayr: Nach dem die wirklichen Favorits unten waren, Mothl (Matthias Mayer/Anm.), Beat Feuz, Dominik Paris. Da hat man dann schon ein bisschen rechnen können, dass es vielleicht reicht. Aber es war wieder ein schwieriges Rennen. Ich glaube, der Herrgott war auch auf meiner Seite, weil der Wind hat hin und wieder ein bisschen gedreht. Ich glaube schon, dass einige Kollegen Gegenwind gehabt haben und ein paar vielleicht weniger. Mir ist es schlussendlich gleich. Ich glaube, ich bin im Mittelteil auch ganz gefahren, unten habe ich es vielleicht noch einmal ein bisschen enger gemacht.

Frage: Sie haben selbst gesagt, vorher haben das nur Legenden geschafft. Gehören Sie jetzt selbst dazu?

Kriechmayr: Ich vergleiche mich jetzt noch nicht mit dem Hermann (Maier, Anm.) und mit Bode Miller. Die sind auch gleichzeitig Olympiasieger und Gesamtweltcup-Sieger und weiß der Herrgott was. Natürlich ist es schön, dass man so was erreicht hat, das ist nicht selbstverständlich.

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Frage: Was haben Sie bei der Startnummernwahl gedacht - pures Selbstvertrauen?

Kriechmayr: Ich habe als Fünfter ausgesucht, ich habe die Alternativen gehabt mit Startnummer 1 oder 11, 13, 15, 17, 19, und ich habe mir gedacht, ich möchte das Rennen eröffnen. Die Piste ist sicher ein bisschen unruhiger geworden, das war es im gestrigen Training auch schon. Ich habe mir gedacht, ich nehme 1 oder 11, und mein Coach hat mir die 1 genommen. Das hat gut gepasst.

Frage: Ist Abfahrtgold noch ein Alzerl mehr wert, vor allem weil Sie in der Abfahrt nicht der Topfavorit waren?

Kriechmayr: Die Abfahrt ist die Königsdisziplin, aber ich muss ganz ehrlich gestehen, dass mir die Super-G-Medaille sehr viel wert ist, weil ich als großer Favorit in das Rennen gegangen bin. Für mich haben beide den gleichen Stellenwert. Die Abfahrt liegt mir natürlich mehr, wenn es so kurvig hin und her geht."

Frage: Marcel Hirscher hat sich (über einen ÖSV-Sprecher/Anm.) telefonisch gemeldet. Wie sehr freut Sie seine Gratulation?

Kriechmayr: Marcel ist doch der erfolgreichste Skifahrer. Ich freue mich sehr, wenn er anruft und mir gratuliert. Ich habe schon lange nichts mehr gehört von ihm. Aber ich freue mich über jede Gratulation und werde wieder einen Haufen Zeit zum Beantworten der Nachrichten brauchen.

Frage: Haben Sie etwas vom berühmten Flow gemerkt nach dem ersten Gold?

Kriechmayr: Nein, ich habe wie gesagt nicht gerechnet, dass es heute für die Goldmedaille reicht. Aber anscheinend war der Mittelteil gut genug. Eine Hundertstel - das Glück war wirklich auf meiner Seite. Ich war schon oft einmal ein paar Hundertstel hinter dem Podest oder hinter einem Sieg. Aber dass es so zurückkommt, ist natürlich unglaublich.

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