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Schwarz: "Fels" mit Italien-Faible ist Weltmeister

Kombi-Gold! Marco Schwarz denkt an Verletzung und kann nun befreit Skifahren:

Schwarz:

Weltmeister. So darf sich nun auch Marco Schwarz nennen. 

Der Kärntner schlug gleich bei seinem ersten Antreten in Cortina d'Ampezzo zu und schnappte sich in der Kombination mit dem Mini-Vorsprung von vier Hundertstel auf Topfavorit Alexis Pinturault die erste WM-Goldmedaille seiner Karriere.

"Das ist schon richtig cool. Weltmeister zu werden, ist ganz was Besonderes", sagt Schwarz. "Es braucht sicher noch eine Zeit, bis ich es ganz realisiert habe", meint er nach dem bisher größten Triumph in seiner Karriere. "Beim ersten Bewerb eine Goldmedaille heimzunehmen, ist natürlich richtig cool."

Schwarz' Faible für Italien

In Italien fühlt sich Schwarz offenbar wohl. Mit einem dritten Platz im Nachtslalom von Madonna di Campiglio war er am 22. Dezember 2015 in die Weltspitze gekracht. Der heute 25-Jährige galt damals als größtes Talent im ÖSV seit Marcel Hirscher. Wie dieser hat Schwarz seinen Schwerpunkt in den technischen Disziplinen, vor allem im Slalom, ist jedoch vielleicht der letzte Allrounder im österreichischen Herren-Team. Das untermauerte er in Cortina nun mit WM-Gold in der Kombi.

Einen ersten Fußabdruck hat der Kärntner aus Radenthein im Bezirk Spittal an der Drau einst bei den Olympischen Jugendspielen 2012 in Innsbruck mit Goldmedaillen im Riesentorlauf, Kombination und Teambewerb hinterlassen. Damals war er 16 Jahre alt und absolvierte die Ski-Handelsschule in Schladming. Sein Weltcup-Debüt gab er am 16. November 2014 in Levi, seitdem gehört Schwarz im Slalom regelmäßig zum ÖSV-Aufgebot.

Knapp ein Jahr später in Madonna schon der erste Podestplatz. Und schon damals - Schwarz katapultierte sich vom 17. Halbzeitrang nach vorne - war der Blondschopf im Anschluss die Coolness in Person. Dabei war es ein Rennen, in dem eine Menge passierte: Henrik Kristoffersen gewann vor Hirscher, den bei seiner zweiten Fahrt eine Kamera-Drohne nur um wenige Zentimeter verfehlte.

"Er war schon immer eigentlich ein Rennfahrer. Wenn er eine Startnummer gehabt hat, dann ist es beim 'Blacky' immer gegangen", sagt ÖSV-Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher, der den mittlerweile überzeugten Bartträger gemeinsam mit Technik-Cheftrainer Marko Pfeifer aufgebaut hat. "Beim 'Blacky' ist auch sehr, sehr viel Arbeit dahinter. Er braucht schon viele Tage und vor allem viele Tore", erklärt der Tiroler.

Dass es manchmal auch mit weniger geht, demonstrierte Schwarz am Montag in Cortina d'Ampezzo, als er nach laut eigener Aussage nur vier Tagen Super-G-Training in diesem Jahr auf den fünften Platz im Speed-Teil fuhr. Nur wenige Hundertstelsekunden trennten ihn von Spezialisten wie Matthias Mayer und Super-G-Weltmeister Vincent Kriechmayr aus der eigenen Mannschaft. Das Gefühl für die langen Bretter, die er in diesem Fall aus dem Repertoire des verletzten Aleksander Aamodt Kilde bekam, hatte er aber immer schon.

Schwarz denkt an Verletzung: "Cool, dass ich so zurückgekommen bin"

Für Schwarz ist es die vierte Medaille bei Weltmeisterschaften, vor zwei Jahren in Aare holte er Silber im Teambewerb sowie Bronze in Slalom und Kombination. Danach zog er sich im Kombi-Super-G beim Weltcup in Bansko einen Riss des vorderen Kreuzbandes und Innenmeniskus im linken Knie zu. Und kämpfte sich schnell und erfolgreich zurück.

"Wirklich super gemacht. Dass er sich nach seiner Verletzung vor zwei Jahren im Super-G da so runterhaut und gnadenlos auf jedes Tor draufgefahren ist, das hat er gewaltig gemacht", zieht Olympiasieger Matthias Mayer den Hut.

Schwarz denkt in der Stunde des Erfolgs an die schwere Zeit nach der Verletzung zurück. "Es ist cool, dass ich wieder so zurückgekommen bin. Letzte Saison habe ich mich herangetastet und heute meine Chance genützt", sagt der 25-Jährige.

Puelacher: "Wie ein Fels steht er da im Slalom"

Auch für ÖSV-Technik-Trainer Marko Pfeifer ist die Goldmedaille "ein ganz spezieller Moment. Man fiebert mit jedem Athleten mit. Marco hat super abgeliefert, Respekt für das, was er gemacht hat. Diese Goldene ist ganz oben einzuordnen, die Kombination zeigt den kompletten Skifahrer, sie war auf hohem Niveau. Marco ist geerdet und ruht in sich selbst."

"Er strahlt eine Sicherheit aus beim Skifahren. Bei ihm habe ich nie das Gefühl, er ist am Limit und scheidet aus. Wie ein Fels steht er da im Slalom", sagt Puelacher über seinen Schützling. Aus der Ruhe bringen kann Schwarz nicht so leicht etwas.

Im Gegenteil, mit Gold um den Hals fährt es sich in den kommenden Rennen noch leichter. "Es ist richtig cool, im ersten Bewerb eine Goldmedaille zu holen, der 'Vinc' hat es vorgezeigt", sagt Schwarz.

Wie ÖSV-Teamkollege Vincent Kriechmayr, der Doppel-Gold in den Speed-Disziplinen holte, hat auch Schwarz noch Chancen auf weiteres Edelmetall. Neben dem Parallel-Bewerb am Dienstag und dem Riesentorlauf ist er im Slalom als Weltcup-Führender der große Gejagte.

"Ich kann jetzt befreit Ski fahren und genießen", sagt Schwarz und nährt damit die Hoffnungen auf weitere Medaillen.

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