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Kalender-Revolution im Ski-Weltcup?

Kritik der Rennläufer am Kalender wird von der FIS erhört. Spielen die Verbände mit?

Kalender-Revolution im Ski-Weltcup? Foto: © GEPA

Während sich das Thermometer langsam der 30-Grad-Marke nähert, basteln die Verantwortlichen des Ski-Weltcups bereits am Rennkalender für den kommenden Winter 2021/22. Und da bahnt sich eine kleine Revolution an. 

Wie FIS-Renndirektor Markus Waldner erklärt, soll der Kalender für die kommende Saison erstmals seit langem gleich viele Speed- und Technik-Rennen bei Damen und Herren haben. Damit reagiert die FIS auf die Kritik einiger Athletinnen und Athleten am Ungleichgewicht zwischen Speed und Technik zu Ungunsten der Speed-Fahrer in den vergangenen Jahren. 

"Die  Kritik von Seiten der Athleten - vor allem der Speedfahrer - war sehr laut. Und ich habe gesagt: Solange ich den Job noch innehabe, werde ich das nicht mehr akzeptieren. Ich mache die Augen und Ohren nicht mehr zu", erklärt Waldner im "Alpentalk". Er verstehe die Kritik der Athleten, die auch berechtigt sei, aber: "Ich habe die Schnauze voll von den ganzen Kritiken. Wir machen unseren eigenen Sport kaputt."

Kalender ohne Kombis und Parallel-Bewerbe

Der von Waldner und seinen FIS-Kollegen ausgearbeitete Entwurf des Weltcup-Kalenders 2021/22 orientiert sich an jenem der von der Corona-Pandemie geprägten Vorsaison. 

"Wir haben die Erfahrungen der letzten Saison gesammelt und grundsätzlich die gleichen Konzepte vorgeschlagen, weil niemand weiß, was nächsten Winter auf uns zukommt. Wir glauben, dass es immer noch sehr kompliziert sein wird, Events durchzuführen", meint Waldner, der jedoch in Aussicht stellt, dass "die Türen für limitierte Zuschauer langsam aufgehen" könnten. 

Auch in der kommenden Saison soll demnach die Trennung der Geschlechter sowie der jeweiligen Speed- und Technikbewerbe (mit einigen Ausnahmen) praktiziert werden.

Das Hauptaugenmerk soll erneut auf den vier Hauptdisziplinen Abfahrt, Super-G, RTL und Slalaom liegen. Kombinationen und Parallel-Bewerbe, die immer wieder in der Kritik stehen, sucht man in diesem Entwurf vergebens - obwohl in diesen Disziplinen bei den Olympischen Spielen 2022 Medaillen vergeben werden. 

Insgesamt soll der Kalender etwas abgespeckt werden, geplant sind im kommenden Winter bei Damen als auch Herren insgesamt je 36 Rennen.

"Wir wollen ein bisschen weniger Rennen anbieten, weil wir wissen, dass der Kalender extrem überfüllt ist in der kurzen Rennperiode, die wir haben. Weniger ist mehr", sagt Waldner. "Der Kalender wird auch oft in Zusammenhang mit Verletzungen gebracht, weil für die Athleten keine Zeit da ist, sich zu erholen. Deshalb haben wir versucht, ein bisschen zu reduzieren."

So sollen die Rennen aufgeteilt werden

Die 36 Rennen pro Geschlecht sollen in je 18 Rennen im Speed- und Technik-Bereich ausgeglichen aufgeteilt werden. Bei den Damen sollen es neun Rennen pro Disziplin sein, bei den Herren soll die Aufteilung wiefolgt aussehen: 11 Abfahren, 7 Super-G, 8 Riesenslaloms und 10 Slaloms. 

Waldner betont, dass eine gerechtere Aufteilung "von sportlicher Seite gewünscht worden ist und wir müssen einfach berücksichtigen, was die Sportler sagen".

Auch was die Zuschauer vor den TV-Geräten interessiert, wird berücksichtigt.

So habe etwa die Analyse ergeben, dass die aufgrund der Corona-Pandemie eingeführten Doppel-Events - also beispielsweise zwei Slaloms an einem Weltcup-Ort - bei den Fans gut angekommen sind. "Das zweite Event hatte eine höhere Anzahl an TV-Zuschauern", erklärt Waldner. 

Laut "sport.ch" sollen bei den Herren unter anderem in Kitzbühel (wohl auf Kosten des Super-G) und Wengen zwei Abfahrten ausgetragen werden. 

Die Doppel-Events wurden im Vorjahr eingeführt, um die Trennung von Speed- und Technik-Teams während der Pandemie besser einhalten zu können und um die Reisen und damit Kosten für die von der Krise teils schwer mitgenommenen Verbände zu reduzieren. Ein Aspekt, den man auch in Zukunft beibehalten will.

Den Fall, dass der gesamte Ski-Tross beispielsweise für ein einziges Rennen nach Finnland reist, soll es künftig laut Waldner nicht mehr geben. 

Spielen die Verbände bei dem Plan mit?

Ob der Kalender, wie ihn sich die FIS wünscht, so tatsächlich umgesetzt wird, ist jedoch noch fraglich. Der Entwurf wurde am Sonntag dem sogenannten Exekutiv-Board, dem die Top-15 Ski-Nationen angehören, präsentiert und wird nun von diesem diskutiert.

Erst wenn die Verbände ihr OK geben, gibt es grünes Licht für den Kalender. 

"Genau wegen dieser Interventionen entstand in den letzten Jahren immer ein Kalender, in dem nie eine Balance war."

Und dass nicht alle Nationen mit dem Vorschlag von Waldner und Co. einverstanden sein werden, liegt auf der Hand, denn wer verzichtet schon gerne auf Rennen, die Geld einbringen. 

Das bestätigt auch Waldner, der erklärt, dass die Gestaltung des Rennkalenders bei weitem nicht nur Angelegenheit der FIS ist. "Wir machen einen Vorschlag und dann kommen Interessen der nationalen Verbände, noch Rennen einzufügen. Genau wegen dieser Interventionen entstand in den letzten Jahren immer ein Kalender, in dem nie eine Balance war."

Dieses Spielchen will Waldner nun nicht mehr mitspielen. Die Pandemie sein nun eine Chance, aber keine Ausrede, wie Waldner betont, um den Kalender wieder ausgeglichen zu gestalten - zum Wohle des Sports sowie der Athletinnen und Athleten. 

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