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Brem: "Solche Gedanken sind normal"

Verunfallter Ski-Star Eva-Maria Brem blickt aber optimistisch in die Zukunft:

Brem:

Ski-Star Eva-Maria Brem stellte sich nach ihrem Schien- und Wadenbeinbruch in der Privatklinik Hochrum der Öffentlichkeit.

"Als Sportler ist es natürlich scheiße, aber man versucht es anzunehmen und das Beste daraus zu machen", sagte Österreichs Sportlerin des Jahres 2016.

Gedanken ans Karriereende kamen bei der 28-Jährigen auf: "Die gehören in dieser Gefühlswelt dazu, aber ich habe mir nach dem Unfall auch gedacht, dass Levi eng werden würde. Da sieht man, wie weit weg man von der Realität ist."

Blick nach vorne

Die Tirolerin gibt auch zu: "Es ist normal, dass solche Gedanken wieder kommen, die muss man akzeptieren."

Brem, die 2010 dieselbe Verletzung erlitt, blickt aber nach vorne und will zurückkehren: "Es gilt, ein Ziel anzunehmen und auf das hinzuarbeiten."

Nach Fenninger (Veith), nun Brem

Die Privatklinik Hochrum war vor einem Jahr Schauplatz der Pressekonferenz von Anna Fenninger (nun Anna Veith) nach ihrem folgenschweren Kreuzbandriss. Ein Jahr später gibt es seitens des ÖSV wieder einen verletzten Star zu beklagen.

Die Riesentorlauf-Weltcupsiegerin 2015/16 muss in diesem Winter zusehen, nachdem sie am vergangenen Freitag beim Slalom-Training der ÖSV-Damen auf dem Pass Thurn schwer gestürzt ist.

"Ich habe den Sturz sehr bewusst erlebt, das brennt sich leider wie eine Zeitlupe ein. Gesehen habe ich ihn aber noch nicht. Wichtig war, dass gleich alle da gewesen sind, da fühlt man sich einfach gut aufgehoben. Das schwächt das dramatische Erlebnis auch ab."

So bitter der Unfall sei, so etwas gehöre dazu: "Wenn man Weltklasse sein will, dann muss man am Limit fahren und das muss man im Training üben. Vom Unfallhergang ist der leichter zu verkraften als 2010 (beim freien Skifahren mit den Eltern, Anm.), weil ich das Training auch brauche. Das Ergebnis von Sölden (Brem wurde nur 26.) spielte da auch keine Rolle. Es war ein cooler Trainingstag und ich habe mich super gefühlt."

Nun liegen freilich schwierige Tage hinter ihr: "Es war eine kleine Achterbahnfahrt und die wird es auch bleiben. Aber heute haben wir etwa einen Verbandswechsel vorgenommen, es schaut ganz gut aus und darum geht es auch, nämlich dass das Positive überwiegt. Dann hat man eh schon gewonnen."

"Das ist nicht selbstverständlich"

An ihrer Seite erklärt der behandelnde Arzt Dr. Christian Hoser, dass die Pause "fünf Monate plus minus" betragen werde. Die ersten fünf Wochen werde Brem mit Krücken unterwegs sein, dafür dürfe sie bereits am Donnerstag das Krankenhaus verlassen.

"Das ist bei einem Unterschenkelbruch nicht selbstverständlich", betont Hoser, der sich mit der Entwicklung ebenfalls zufrieden zeigt. "Heute lacht sie viel, das war zuletzt nicht immer so. Aber die Wundheilung passt, das ist auch nicht immer der Fall. Es ist also bislang alles positiv verlaufen und ich hoffe, dass es so bleibt."

Das hofft auch Brem, die wenige Tage nach der Operation verständlicherweise noch nicht wieder ganz am Damm ist. "Welcher Tag ist heute? Ich glaub Dienstag", lacht sie und rückt bei der Pressekonferenz auch ihr Lebensmotto in den Mittelpunkt: "Wer helle denkt, zieht helle Dinge an."

Man muss es sein lassen und die Situation annehmen. Es ist, wie es ist. Ich bin zuversichtlich, dass es einen Weg und eine Strategie gibt, die mich in Zukunft wieder glücklich Ski fahren lässt. Aber das ist eben noch weit weg.

Nachdem sie schon solch einen Rückschlag erlitten hat, weiß sie auch, was zu tun ist: "Ein gebrochener Knochen hat die Eigenschaft, wieder zusammenzuwachsen. Es gibt ein Konzept, eine Struktur für die kommende Zeit."

Ein Ziel gibt sie nicht aus ("Man weiß nicht, was die Zukunft bringt"), Schritt für Schritt soll die Rückkehr erfolgen. Stress hat sie keinen. "Wenn es länger dauert, dauert es länger."

Auch in Selbstmitleid zerfließt Brem gewiss nicht: "Ich bin ja eigentlich gesund. Ein gebrochenes Bein ist blöd in meiner beruflichen Situation, aber ich habe wunderbare Menschen in meinem Leben, die mir helfen."

Brem plant kein Buch a la Veith

Als zuletzt der erste Schnee fiel, blickte Brem aber doch auch mit Wehmut aus dem Fenster. "Da ist mir eingefallen, ja, ich kann jetzt nicht skifahren. Es wird mein erster Winter seit langer Zeit zu Hause", grinst Brem.

"Aber man muss es sein lassen und die Situation annehmen. Es ist, wie es ist. Ich bin zuversichtlich, dass es einen Weg und eine Strategie gibt, die mich in Zukunft wieder glücklich Ski fahren lässt. Aber das ist eben noch weit weg."

Es gäbe nun eben ein geändertes Drehbuch.

Apropos Buch: In Anlehnung an Anna Veiths "Zwischenzeit" - wird sie nun auch eines schreiben? "Das habe ich jetzt nicht geplant, aber durch meine geänderte Situation habe ich jetzt Zeit, es zu lesen. Und das ist auch etwas, auf das ich mich freuen kann."

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