Marcel Hirscher hat seiner eigentlich schon beendeten Karriere einen weiteren Meilenstein hinzugefügt.
Der achtfache Gesamtweltcup-Sieger hat als Vorläufer die berüchtigte Streif in Kitzbühel bezwungen.
"Ich kann den Abfahrtssport mehr denn je verstehen, es ist schön, macht Spaß, es ist echt cool", sagt Hirscher am Freitag nach dem Ende seines dreitägigen PR-Stunts zugunsten seiner selbstgegründeten Skimarke "Van Deer".
Im ersten Training am Mittwoch war Hirscher noch unter dem Vorläufer-Synonym "Lars Tragl" unterwegs, erst kurz vor dem Start ließ er die "Bombe" mit einem Instagram-Posting platzen. Davor wurden derlei Gerüchte noch dementiert.
"Zu dem Zeitpunkt, als dementiert wurde, war es wirklich nicht klar, ob ich es machen kann. Da hat mich ein kleines Zipperlein (am Knie, Anm.) geplagt", erklärt Hirscher.
Statt einer neuerlichen Abfahrt am Sonntag ist beim Salzburger nun Tiefschneefahren angesagt. Zuvor erklärt Hirscher noch, wie es zu seinem Streif-Abenteuer gekommen ist, welche Abfahrt er noch gerne bestreiten würde und welchen Fehler er in seiner Karriere gemacht hat.
Marcel Hirscher über ...
… die Idee, sich auf die Streif zu wagen: "Der Entschluss ist schon im Frühling gefallen. Im Sommer war ich da für eine Besichtigung. Aber dann hat es relativ lange gedauert, bis ich gesagt habe: Passt, das mach ich."
... über die Beweggründe: "Damit ich mitreden kann! Das hat mir gefehlt. Ich bin fast alles und fast überall gefahren, aber in Kitzbühel hat es sich im Jänner natürlich nie ergeben."
... über das Dementi vor seinem Kitz-Start: "Zu dem Zeitpunkt, als dementiert wurde, war es wirklich nicht klar, ob ich es machen kann. Da hat mich ein kleines Zipperlein (am Knie, Anm.) geplagt."
"Wenn ich vielleicht einen Fehler in meiner Karriere gemacht habe, dann dass ich zu wenige Abfahrten gefahren bin. Ich hätte viel weniger Rennen gewonnen, aber vielleicht viel mehr Stoke erlebt."
... über das nun abgeschlossene Abenteuer: "Es war cool, vor allem wenn man nicht jede Hundertstel rausquetschen muss. Ich kann den Abfahrtssport jetzt mehr denn je nachvollziehen und verstehen. Es ist schön, es macht Spaß. Wenn ich vielleicht einen Fehler in meiner Karriere gemacht habe, dann dass ich zu wenige Abfahrten gefahren bin. Ich hätte viel weniger Rennen gewonnen, aber vielleicht viel mehr Stoke (Begeisterungsstürme, Anm.) erlebt."
... über Comeback-Ambitionen: "Ich habe keinen Bock mehr auf Druck, auf Performen müssen. So ist es schön - es geht um nichts. Ich kann da runterfahren und es ist mega, ich bin dem Kitzbüheler Skiclub echt dankbar für die Erfahrung."
... über seine Laufzeit: "Auf die habe ich nicht geschaut. Das ist die Wahrheit. Es gibt gewisse Gründe, dass wir gar nicht schnell sein können, die haben wir in Kauf genommen. Es gibt schöne und es gibt schnelle Belege - wir hatten einen schönen."
… über sein Limit oder sogar Angst auf der Streif: "Für mich war es immer schwierig, ohne Training hierherzukommen und dann den Super-G zu fahren. Jetzt, mit dem Training davor und den offiziellen Trainings, da machte es sogar Spaß. Ich habe mich gesteigert, ganz normal. Die erste Fahrt war sozusagen Schneepflug, dann schon etwas weniger. Und am Ende war es eine kontrollierte, gute Fahrt."
VIDEO: Hirscher auf der Streif
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
... über mögliche weitere Abenteuer in der Abfahrt: "In Beaver Creek würde ich schon einmal gerne fahren. Für Wengen bin ich der Falsche, da müsste ich jetzt sofort anfangen, mehr zu essen. Es ist halt eher eine Gleiterabfahrt."
... über seine Skimarke Van Deer: "Es ist cool, aber auch viel Arbeit. Wir haben ja von Null angefangen. Man darf nicht erwarten, dass wir morgen Weltcup-Rennen gewinnen. Aber das wäre das Ziel. Auf das freuen wir uns, auf das arbeiten wir hin."
… über den Weltcup-Plan mit Van Deer: "Der Wunsch wäre es natürlich, dass wir in Österreich beginnen dürfen, Fahrer auszurüsten. Und toll wäre es, wenn wir schon heuer starten dürfen. Auch wenn mir klar ist, dass wir wie alle anderen zuerst junge Fahrer im Europacup und im Nachwuchs ausrüsten würden und nicht gleich im Weltcup beginnen können. In den technischen Disziplinen sind wir natürlich viel weiter, da ist mein Erfahrungsschatz ja viel größer. Was die Abfahrt betrifft: Ich habe einen Tag Super-G trainiert in Saalbach, dann bin ich mit fünf Prototypen nach Kitzbühel angereist."
... über die Rolle von Vater Ferdinand Hirscher: "Papa ist Vollgas dabei. Er schaut, wie unsere Ski liegen, wie das Zeug der anderen liegt und was wir besser machen können. Mit anderen Worten: Eigentlich so, wie wir es immer getan haben."
… über einen möglichen Start als Vorläufer beim Slalom in Kitzbühel: „Nein, auf keinen Fall. Der eine Tag, den ich trainiert habe, der war brutal schwer für mich. Ich habe einfach keine schnellen Beine mehr. Die Streif, das war mein letztes großes Abenteuer.“