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Reichelt: "Hoffentlich korke ich nicht"

"Wie ein junger Bub!" Hannes Reichelt mit Aha-Erlebnis in Kitz?

Reichelt: Foto: © GEPA

So richtig gut ist es für Hannes Reichelt in der bisherigen Saison noch nicht gelaufen. Ausgerechnet auf der schwierigsten Abfahrt scheint die Leichtigkeit beim Salzburger aber wieder zurückzukehren. 

Mit seiner Bestzeit im zweiten Training für die Abfahrt in Kitzbühel hat der 38-Jährige ein kräftiges Lebenszeichen von sich gegeben. 

„Es waren schon ein paar Sachen dabei, die noch besser gehen, aber ich bin definitiv sehr glücklich mit dem Lauf. Es zeigt, dass ich in die richtige Richtung gearbeitet habe, und ein bisschen Selbstvertrauen schadet nach den letzten Rennen nicht“, sagt Reichelt. 

Sein bestes Saisonergebnis erreichte der Routinier zu Saisonbeginn mit Platz 4 im Super-G in Lake Louise. So nahe ist er dem Stockerl seither nicht mehr gekommen. Bei den Abfahrts-Klassikern in Gröden, Bormio und Wengen reichte es nur zu den Plätzen 10, 33 und 14. 

Das erhoffte Aha-Erlebnis?

„Es haben sich von oben bis unten immer wieder Fehler eingeschlichen. Wenn ich schnell skifahre, bin ich technisch stabiler und dann passieren auch weniger Fehler. Da bin ich im Moment nicht zufrieden mit mir selbst. Aber das sind keine Sache, die von heute auf morgen besser werden. Vielleicht brauche ich einfach mal wieder ein Aha-Erlebnis, damit es wieder leichter von der Hand geht“, sagte Reichelt noch am Mittwoch bei einem ÖSV-Pressetermin. 

Die Trainingsbestzeit auf der Streif könnte das gesuchte Aha-Erlebnis sein. „Es war teilweise eine richtig gute Fahrt“, sagt Reichelt, „aber es ist noch Luft nach oben“. 

Auf der Streif müsse man „Vollgas geben und ein wilder Hund sein“. „Es schlagt dir die Ski so um die Ohren, dass du dich eigentlich nur schlecht fühlst. Deswegen muss man kämpfen, aber nicht hirnlos drauflosfahren, das bestraft die Strecke sofort. Man muss viel Risiko nehmen, darf den Bogen aber nicht überspannen. Es hat schon mit Mut auch zu tun. Dir muss es ein bissl wurscht sein, dass du die Ski teilweise nicht unter Kontrolle hast“, spricht Reichelt aus Erfahrung. 

"Das ist die Kunst auf der Streif"

Wie man auf der Streif gewinnt, weiß der Salzburger. 2014 gewann er die Abfahrt, wenig später musste er die Saison aufgrund eines Bandscheibenvorfalls vorzeitig beenden. 

"Der Grad auf der Streif ist sehr schmal, oft übertreibt man es. Dir sagt niemand, wo die 100 Prozent sind. Das ist die Kunst und das Schöne, wenn du im Ziel bist und weißt, es war nahe an den 100 Prozent.“

„Das war damals eigentlich eine Sicherheitsfahrt wegen dem Rücken. Aber das ist vielleicht ein guter Ansatz. Vor zwei Jahren habe ich nach einem Fehler im U-Hakerl auch eine Sicherheitsfahrt gemacht, das kann schon schnell sein. Der Grad auf der Streif ist sehr schmal, oft übertreibt man es. Dir sagt halt niemand, wo die 100 Prozent sind. Das ist die Kunst und das Schöne, wenn du im Ziel bist und weißt, es war nahe an den 100 Prozent“, schildert Reichelt. 

Ein neuerlicher Sieg bei der spektakulärsten Abfahrt des Jahres wäre für den 38-Jährigen jedenfalls ein Traum. „Aber ich träume auch andere Sachen und sie gehen nicht immer in Erfüllung“, lacht Reichelt. „Ich arbeite hart daran, dass ich gewinnen kann, aber ein Sieg hier muss auch passieren.“

Was alles für einen Streif-Sieg zusammenkommen muss? „Die anderen müssen einfach langsamer fahren“, scherzt Reichelt nach dem 2. Training. 

Und viele der „anderen“ hätten bisher geblufft. Der Routinier macht vor allem Dominik Paris, Beat Feuz und Vincent Kriechmayr als seine Konkurrenten am Freitag (11:30 Uhr im LIVE-Ticker) aus. 

"Hannes fährt wie ein junger Bub"

Seine Teamkollegen wollen hingegen Reichelts Trainingsfahrt im Videostudium nochmal genau unter die Lupe nehmen. „Da runter braucht man eine feine Klinge. Hannes steht einfach stabil am Ski und bringt ihn gut zum Ziehen, das ist da runter Gold wert“, sagt Max Franz. 

Vincent Kriechmayr meint: „Hannes fährt wie in junger Bub - stark!“ Auf die Frage, ob er wie ein guter Wein sei - je älter, desto besser - lacht Reichelt: „Hoffentlich fange ich nicht zu korken an!“

Dass er es trotz seiner 38 Jahre noch immer mit den „Jungen“ aufnehmen kann, hat Reichelt nun einmal mehr bewiesen.  

„Ich fühle mich ganz gut. Die Strecke tut dem Körper nicht unbedingt gut, aber bis jetzt habe ich alles im Griff. Ich hoffe, dass ich am Samstag ein bisschen mitmischen kann.“

Ergebnis des 2. Kitzbühel-Trainings >>>

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