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Hemetsbergers "Cool Runnings"-Moment

ÖSV-Speed-Ass Daniel Hemetsberger über Olympia-Debüt, Kriechmayr und Tausch-Fieber.

Wer kennt sie nicht, die Geschichte der jamaikanischen Bob-Mannschaft, die bei den Olympischen Winterspielen 1988 in Calgary alle Herzen eroberte. 

"Cool Runnings – Dabei sein ist alles", lautet der Titel der Verfilmung der mittlerweile legendären Olympia-Story. Weit weniger exotisch als die Jamaiker ist Daniel Hemetsberger, für den Oberösterreicher bedeutet das "Dabei sein" bei den Winterspielen in Peking aber auch alles. Der Aufsteiger der Saison im ÖSV-Speed-Team erlebt aktuell seine ersten Olympischen Spiele und ist von den Eindrücken überwältigt. 

"Ich bin von allen Seiten verblüfft, sehe viele neue Sachen", erzählt der 30-Jährige. Schon die Anreise im OÖC-Charter gemeinsam mit anderen österreichischen Olympioniken sei etwas ganz besonderes gewesen. Im Olympischen Dorf genießt er das Flair im Zeichen der fünf Ringe. 

"Ich habe schon die jamaikanischen Rodler oder Bobfahrer – ich weiß nicht genau, wer sie waren – gesehen. Wie damals im Film 'Cool Runnings' - richtig lässig", sagt Hemetsberger. 

"Ich konnte ausblenden, was gerade abgeht"

Bei den vielen neuen Eindrücken den Fokus für das Wesentliche, den Sport, nicht zu verlieren, ist gar nicht so einfach. "Der Olympia-Trubel ist doch etwas Neues für mich", schildert das Speed-Ass. 

Bis jetzt ist aber alles noch entspannt, meint Hemetsberger. "Das ganze Rundherum genieße ich, wenn die Zeit dazu ist. Aber wenn ich am Berg bin, ist der Fokus an. Ich versuche nach Möglichkeit alles so zu machen, wie ich es auch im Weltcup mache. Ich habe eine Liste im Kopf und gehe Schritt für Schritt meine Sachen durch."

Bei den ersten beiden Abfahrts-Trainings (jeweils Platz 17) hat das schon gut funktioniert. "Ich habe meine Rituale und habe dadurch gut den Fokus gefunden. Ich konnte total ausblenden, wo ich eigentlich bin und was gerade abgeht."

Olympia für Hemetsberger "was ganz Großes"

Richtig viel "abgegangen" ist bei Hemetsberger in diesem Winter bereits. Insgesamt vier Kreuzbandrisse hat der Oberösterreicher schon hinter sich, den letzten zog er sich im Dezember 2018 im Super-G in Bormio zu. Verletzungsbedingt bestreitet er aktuell erst seine zweite volle Weltcup-Saison.

Nach Rang acht in Beaver Creek zeigte er bei den Klassikern in Bormio und Wengen mit zwei vierten Plätzen auf. Auf der Streif in Kitzbühel gelang ihm mit Rang drei sein erster Podestplatz im Weltcup. Die Olympischen Spiele sind nun das nächste Highlight. 

"Es ist ein Traum. Es ist richtig lässig, dass es im Weltcup schon so gut gegangen ist und dass ich überhaupt die Quali geschafft habe und hier sein kann. Das ist für mich wirklich was ganz was Großes. Ich werde versuchen, die nächsten Tage mein Programm genauso durchzuziehen wie bisher und an die Leistungen im Weltcup anzuschließen."

VIDEO: Der harte Weg von Daniel Hemetsberger

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Hemetsberger von Fixplatz in der Abfahrt überrascht

Die guten Leistungen brachten Hemetsberger letztlich auch das Fixticket für die Olympia-Abfahrt

"Ich habe absolut gar nicht damit gerechnet", sagt der neben Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr dritte ÖSV-Fixstarter. "Die Abfahrt ist neu und man hat im Vorhinein nicht gewusst, wer von unseren Jungs hier schnell ist. Dass mir das Vertrauen ausgesprochen wurde, erleichtert mir jetzt natürlich einiges. Ich glaube, ich fahre im Moment auch gut."

Obwohl er erst 18 Weltcup-Abfahrten in den Beinen hat, hat Hemetsberger des Öfteren bewiesen, dass er sich auf neue Strecken gut einstellen kann. Sicher kein Nachteil in Peking

"Ich habe noch nicht so viel Erfahrung im Weltcup, bin noch nicht auf so vielen Abfahrten gefahren. Von dem her muss mich auch schnell anpassen, damit ich da mithalten kann – was ich natürlich möchte", stellt Hemetsberger klar. "Ich glaube, dass ich schon ein bisschen ein Talent habe oder mich leichter tue als andere. Bis jetzt ist es mir gut gelungen, dass ich die Erfahrung, die andere haben, schnell kompensieren kann. Ich habe aber auch viel Unterstützung von Mothl, Vinc und den anderen, die mit mir ihr Wissen teilen."

Hemetsberger und Kriechmayr: "Jung und dumm"

Den angesprochenen Vincent Kriechmayr kennt Hemetsberger bereits seit Kindertagen, die beiden Oberösterreicher sind schon gemeinsam im Schüler-Cup gefahren. 

"Wir waren eine ganz gute Generation, haben uns gegenseitig gepusht. Wir hatten irsinnig viel Spaß und haben auch nicht nur trainiert", erzählt Kriechmayr. 

"Da gibt es sicher einige Anekdoten, aber ich glaube, dass die eher privat bleiben sollten, weil da ist doch schon ein bissl ein Schas draht worden auch. Es war ein Spaß, da waren wir noch jung und wahrscheinlich auch ein bisschen dumm", grinst Hemetsberger. 

Doppel-Olympiasieger Matthias Mayer nahm den Oberösterreicher nach dem ersten Training auf der Olympia-Strecke sogar in den Kreis der Mitfavoriten auf. "Es ist echt lässig, dass ich immer mehr Beachtung finde unter den Topathleten. Ich hoffe, dass ich dem gerecht werden kann."

Hemetsberger im Tausch-Fieber

In einer anderen "Disziplin" ist Hemetsberger bereits auf "Goldkurs": Im Tauschen von Olympia-Pins, den Ansteckern der nationalen Olympischen Komitees. 

"Am ersten Tag ist ein Amerikaner zu mir gekommen und hat gefragt, ob ich einen Pin habe und tauschen möchte. So hat das eigentlich angefangen, ich habe das gar nicht im Fokus gehabt, dass es das auch gibt. Jetzt habe ich wirklich schon einen Haufen und war schon zwei Mal bei uns im Büro und habe mir neue Pins geholt, die ich tauschen kann", erzählt Hemetsberger. 

Vielleicht kommt zu den Pins ja auch eine Medaille dazu...

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