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"Hätte nie gedacht, dass das für Bronze reicht"

Olympia-Sensation über Fußballer-Karriere, digitalen Nachholbedarf und Ski-Tradition in Niederösterreich.

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Trotz Laufbestzeit im zweiten Durchgang war Katharina Gallhuber vom Gewinn der Bronze-Medaille im Damen-Slalom bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang mehr als überrascht.

"Ich habe gedacht, Vollgas, egal was rauskommt. Als ich im Ziel den Riesenvorsprung gesehen habe, das war Wahnsinn. Aber es waren noch einige Kapazunder oben. Nie hätte ich gedacht, dass das für Bronze reicht", sagte die 20-Jährige nach ihrem Sensations-Coup.

"Es wird gerade ein Traum wahr. Bei Großereignissen gibt es oft Überraschungen. Ich bin froh, dass es diesmal ich bin."



Ehemalige Fußball-Stürmerin

Einst jagte sie als Stürmerin des FC Göstling dem runden Leder nach, nun hat sie mit Olympia-Bronze ihren bisher schönsten "Volltreffer" gelandet.

Für Gallhuber war es überhaupt das erste Podest ihrer Karriere. Denn im Weltcup ist der fünfte Platz vom unmittelbar vor Olympia ausgetragenen City Event in Stockholm das bisher beste Ergebnis der jungen A-Kader-Läuferin aus Niederösterreich. Vor der Olympia-Saison hatte sie nicht einmal einen Top-Ten-Platz zu Buche stehen gehabt.

In den Spuren von Sykora und Zettel

Seit Freitag ist Gallhuber aber die nächste Medaillen-Gewinnerin für die Skifahrer vom Hochkar. Die ebenfalls dort geborene Tirolerin Olga Pall sowie Thomas Sykora oder Kathrin Zettel hatten es vorgemacht. Auch Andreas Buder kommt aus Göstling, Gallhubers Cousin Christoph Krenn startet ebenfalls im Weltcup.

"Wir haben einfach einen super Skiclub dort", erzählte die am 16. Juni 1997 in Scheibbs zur Welt gekommene Gallhuber, die nach der Volksschule in Göstling die Skihauptschule Lilienfeld und danach das Trainingszentrum Waidhofen/Ybbs besucht hat. Das mit dem Skifahren lag einfach irgendwie auf der Hand. Auch, weil die nach Südkorea mitgereiste Mama Michaela einst Profirennen in den USA gefahren ist.


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Gallhuber ist zwar Ostösterreicherin, hatte aber das Glück in einem Ort aufzuwachsen, in dem es viel Begeisterung fürs Skifahren gibt. Einer ihrer ersten Trainer war Ewald Mandl, Bruder des langjährigen ÖSV-Damenchefs Herbert Mandl.

"Der Skiclub hat von klein auf gute Arbeit geleistet. Es stehen alle dahinter, und wir leben den Skisport", erzählte Gallhuber in Yongpyong. "Deshalb hat es auch immer so viel Spaß gemacht und war der Grund, warum ich diesen Weg eingeschlagen habe."

Keine Zeit für Fußball

Die zunehmenden Ski-Erfolge haben auch dazu geführt, dass Gallhuber für Fußball kaum noch Zeit hat. Einst kickte sie sogar in der Burschen-Mannschaft. "Mir taugt es zwar nach wie vor sehr, ich komme aber kaum noch dazu", erklärte sie, warum sie mittlerweile andere Hobbys hat. "Ich mag die Abwechslung und bin auch bei den Hobbys sehr sportlich. Skaten, Tennis, Volleyball, Wasserski. Es geht quer durch, ich brauche einfach Bewegung", betonte Gallhuber.

Landsmann Sykora, 1998 in Nagano wie nun Gallhuber Gewinner von Slalom-Bronze, ist für den ORF in Pyongchang und war daher einer der ersten Gratulanten. "Er konnte es genauso wenig glauben wie ich", erzählte Gallhuber.

Während Bernadette Schild nach klarer dritter Zwischenbestzeit mit einem Fehler womöglich sogar Gold verspielte, stürmte Gallhuber in Yongpyong von Platz neun auf ihr erstes Podium.

In der Pause hatte sie die Gold-Fahrt von Matthias Mayer im Super-G mitverfolgt. "Das hat mich abgelenkt. Natürlich ist es immer ein Schub, wenn ein Österreicher gut fährt. Aber ich habe in erster Linie gedacht, dass ich selbst gescheit Gas geben muss."

Noch keine digitale Plattform

Informationen über Katharina Gallhuber kann man derzeit nur über Facebook bekommen. Nun sollte bald eine eigene Plattform folgen. "Ich habe mir gedacht, erst wenn ich so richtig gut bin, dann starte ich das so richtig, und sonst halte ich mich im Hintergrund", erklärte sie ihre bisherige digitale Zurückhaltung.

Als "Lohn" für den Riesenerfolg winkte Gallhuber eine abendliche Feier und eine kurze Nacht. Dabei steht schon Samstag die interne Qualifikation für den am Ende der Spiele stattfindenden Teambewerb statt, an der neben Gallhuber auch noch Ricarda Haaser, Katharina Liensberger und Stephanie Brunner um drei Plätze kämpfen. "Ich find's fair, wenn wir das ausfahren", sagte Gallhuber.

Dass sie dann eine ganze Woche bei Olympia "Nachsitzen" müsste, stört die Niederösterreicher gar nicht. "Ich habe eh noch nicht gepackt", sagte sie lachend. "Es liegt alles noch verstreut im Zimmer herum."

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