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ÖEHV-U18 wieder da, wo sie hingehört

Österreichs U18-Eishockey-Nationalteam durfte nach einem Herzschlagfinale über die Rückkehr in die Zweitklassigkeit jubeln. Ein Rückblick von Bernd Freimüller:

ÖEHV-U18 wieder da, wo sie hingehört Foto: © GEPA

Österreichs U18-Team schaffte den Wiederaufstieg in die B-Gruppe.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller zieht ein Fazit des Turniers in Bled, das die Kuriositäten von Nachwuchs-Weltmeisterschaften gut widerspiegelte:

Nach der Blamage des Vorjahres (nur ein Sieg gegen Polen) konnte es nur besser werden, auch wenn es nach dem ersten Spiel nicht danach aussah: Beim 1:3 wieder gegen Polen gelang kaum etwas. Die Niederlage sollte der Start zu einem Turnaround werden, doch die Kuriositäten – im oft wilden Nachwuchsbereich keine Seltenheit - begannen schon hier:

Österreich als Aufsteiger verlor nur ein Spiel – eben gegen Polen

Polen als Absteiger holte nur drei Punkte – eben im Auftaktspiel.

Alle drei österreichischen Gegentore entsprangen polnischen Powerplays – im Rest des Turniers ließ das rot-weiß-rote Team keinen weiteren Treffer in Unterlegenheit zu.

Eine Niederlage in einem solchen Turnier ist kein Problem – sie muss nur gegen den richtigen Gegner erfolgen. So kurios es klingt: Besser eine Blamage gegen ein schwaches Team als eine ehrenvolle Niederlage gegen den Favoriten.

 

Beim 7:1 gegen Estland im zweiten Spiel zeigte sich das Team von Philipp Pinter schon stark verbessert, blockte die wenigen Schüsse und erzielte Tore aus dem Nahbereich – die Lehren aus dem Auftaktspiel waren gezogen. Backup-Goalie Patrick Müller kam zu seinem einzigen Turniereinsatz und war vor allem zu Beginn hellwach.

Das dritte Spiel war dann das Schlüsselspiel: Das 6:4 gegen Turnierfavorit Slowenien kam wieder durch Hingabe und den Unterschied bei den Torhüterleistungen (der Linzer Benedikt Oschgan stellte sein Gegenüber klar in den Schatten) zustande. Wichtig: Obwohl das ÖEHV-Team im Schlussabschnitt einen 3:1-Vorsprung verspielte, knickte es nicht ein und drehte das Spiel nochmals.

Das 3:0 gegen Italien war nach dem frühen 1:0 ein Defensivspiel, wobei man wenige Chancen zuließ, allerdings auch erst zwei Empty Netter benötigte.

Mit dem nötigen Glück gegen Südkorea

Das 4:2 im Schlussspiel gegen Südkorea fasste nochmals das ganze Turnier zusammen: Gegen die überaus disziplinierten Asiaten (10 Strafminuten in fünf Spielen) sah es beim Stande von 1:2 lange nicht gut aus, Oschgan musste weitere Gegentreffer vermeiden, Verkehr vor dem gegnerischen Tor blieb diesmal größtenteils aus. Der Ausgleich von Laurin Sandholzer (ein Abstauber) acht Minuten vor dem Ende war nochmal ein Mutmacher, der Siegestreffer von Alexander Rupnik 72 Sekunden vor der Sirene die Entscheidung.

Natürlich gehörte in diesen engen Spielen auch einiges an Glück dazu – Rupniks Treffer (der war aber zielgenau) kam erst dadurch zustande, dass Paul Noll den Lupfer von Stefan Klassek aus dem eigenen Drittel in der Luft nicht fand. Eine kleine Berührung, die Scheibe wäre nicht direkt zu Rupnik gekommen, der Siegestreffer zumindest so nicht erzielt worden.

Nur: Glück gehört bei einem solchen Turnier immer dazu, vor allem in den Schlüsselspielen und gerade in diesen fehlte der U18 über Jahre oft nur ein Alzerl. Das heurige Team kann von sich sagen, alles rausgehauen zu haben, was auch Pinter so sah: "Nach dem schlechten Auftakt hat sich jeder einzelne Spieler ins Teamkonzept gefügt, alles für den Erfolg getan. Ich könnte auf die Mannschaft nicht stolzer sein."

"Disziplin und Struktur" als Schlüsselfaktoren

Seine Assistenten Mathias Lange, Patrick Harand und Patrick Machreich fanden ebenso Zugang zu einer Truppe ohne große Einzelkönner. Pinter: "Das Team ist mit Disziplin und Struktur aufgetreten, das hat uns auch über schwierige Phasen wie gegen Slowenien und Korea geholfen."

Mit Ian Scherzer fiel der Einser-Stürmer schon vor Turnierbeginn aus, nach zwei Spielen zog sich auch noch Florian Lanzinger, der auf diesem Niveau Sniper-Qualitäten hätte, eine Handverletzung zu. Die 21 Turniertreffer teilten sich dann auf 11 Spieler auf – Rupnik (3 Tore) ist auf diesem Niveau trotz körperlicher Nachteile sicher ein Offensivbringer, Paul Noll (KAC) war neben Felix Haiböck (Salzburg) der einzige großgewachsene Stürmer, dessen Spiel wohl am ehesten in näherer Zukunft auf das Erwachsenenniveau projizierbar ist.

Oliver Lam (ebenfalls KAC) brachte guten Speed rein, fand oft Lücken im Verkehr. Die Rollenspieler der hinteren zwei Linien fügten sich gut ein, mit David Waschnig (07, KAC) entdeckte Pinter einen Mann für die wichtigen Faceoffs.

In der Defensive konnte sich das Team wie erwartet auf ein starkes Quartett verlassen – Stefan Klassek und Gregor Biber (beide KAC) sowie Maximilian Kirchebner (Salzburg) konnten die Scheibe unter Druck gut verarbeiten und nach vorne skaten, behaupteten sich auch physisch. Paul Reiner (Graz) hätte die Anlagen zu einem zwar kleinen, aber wendigen Puckträger und -mover.

Wie geht es für das Team weiter?

Reiner, Biber, Waschnig, Haiböck, Defender Fabian Baumann sowie Stürmer Luca Kogler (beide Salzburg) können als 06er bzw. 07er weiterspielen, dazu kommt auch noch Goalie Mika Haim (Salzburg), der bereits heuer im Aufgebot stand, sowie die kurzfristig mit Verletzungen ausgefallenen Nico Uschan und Kevin Mandl (beide VSV). Vom Gefühl her (und Traineraussagen) dürfte bei den nächsten zwei Jahrgängen der 07er um einiges besser ausfallen als der 06er, Corona hat aber die Beobachtungen bis zu dieser Saison sehr erschwert.

Das Teilnehmerfeld ist noch offen – aus der obersten Spielklasse ersetzt der Aufsteiger ein Team vom jetzigen B-Turnier in Angers mit Frankreich, Dänemark, Kasachstan, Japan, Ungarn und der Ukraine, wovon sich wiederum ein Team zugunsten von Österreich nach unten verabschieden muss.

Wo steht Österreich jetzt im internationalen Nachwuchsbereich da?

Dort, wo sie eigentlich hingehören sollten, aber zuletzt abwesend waren: Corona und der Russland-Krieg verhalfen dem U20-Team zu gleich vier Antritten in der Topgruppe – der letzte Platz vom Jänner ist jetzt aber endgültig und bedeutet das B-Turnier Mitte Dezember (Gegner: Kasachstan, Frankreich, Ungarn, Dänemark, Japan).

Das U18-Team darf erstmals seit 2015/16 wieder in der Zweitklassigkeit antreten – danach reichte es zu drei zweiten Plätzen en suite, nach zwei Turnierabsagen wegen Corona folgte eben der blamable fünfte Platz des Vorjahres.

Durch die Ausschlüsse von Russland und Belarus ist das Teilnehmerfeld natürlich auf allen Altersstufen etwas verwaschen – wo früher die ersten beiden Gruppen im Nachwuchs parallel zur A-WM im Erwachsenenbereich 16 Teams umfassten, bedeuten diese heutzutage eher die Weltranglistenplätze 1 – 18. Doch Österreich nimmt eben erstmals seit 2015/16 die gleiche Position in allen Altersstufen ein und das Ziel muss natürlich sein, diese auch zu halten.

Dabei spielt es kaum eine Rolle, dass die U20 Absteiger und die U18 Aufsteiger ist. Eher schon, dass die österreichischen Cracks sowohl körperlich als auch taktisch-strukturell meist hinter der Konkurrenz angesiedelt sind. Das erklärt auch, dass die U20-Teams regelmäßig besser abschnitten als die zwei Jahre jüngeren Teams.

Das heurige U18-Team war mehr als die Summe der Einzelteile – diese hätten bei früheren Teams weit mehr Erfolg versprochen. Bei guten Jahrgängen (Kombination 96/97 oder 00/01 etwa) sickert überdurchschnittliches Talent bis in den dritten oder gar vierten Block. Ein solider Torhüter, zwei solide Verteidigerpaare und zwei Offensivlinien – das sind die realistischen Erwartungen, die österreichische Auswahlcoaches von ihren Teams haben und das beschreibt auch das heurige Team sehr gut. Doch auch wenn es nur die C-Gruppe war – so viele österreichische Cracks und Coaches, die bei Aufstiegen dabei waren, gab es über die Jahre nicht…   

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