Florian Vorauer wurde auf der großen Bühne ins kalte Wasser geworfen - und schwamm sofort mit.
Der 25-jährige Klagenfurter bestritt bei der 1:5-Niederlage gegen Kanada sein WM-Debüt. Obwohl der Tormann in der letzten Saison selten im Tor stand - zehn Einsätze, sein letztes Pflichtspiel datierte vom 14. Februar für den KAC gegen Asiago Hockey - wirkte er von der ersten Minute an ruhig und sicher.
Alleine im ersten Spielabschnitt parierte Vorauer 23 (!) Torschüsse des Rekordweltmeisters und sorgte dafür, dass Österreich mit einer 1:0-Führung in die Pause gehen konnte. Am Ende setzte sich die Klasse der NHL-Stars aber eindeutig durch.
Österreichs Spieler des Abends
Nichtsdestotrotz durfte der KAC-Keeper auf eine starke Leistung zurückblicken, die mit dem Award für den besten Spieler des ÖEHV-Teams bestätigt wurde.
"Das ist natürlich ein sehr schönes Gefühl. Noch schöner wären nur Punkte oder sogar ein Sieg gegen Kanada. Für das erste Spiel nehme ich das auch", strahlte Vorauer, obwohl ihm die Erschöpfung anzumerken war.
Erst in der 22. Spielminute fanden die Kanadier einen Weg an ihm vorbei, Nathan MacKinnon erzielte im Powerplay den ersten seiner zwei Treffer an diesem Abend. Später nagelte der Colorado-Superstar den Puck mit 163,9 km/h über die Schulter von Vorauer - und unter die Querlatte.
"Die ersten zwei Drittel waren ganz gut, hinten raus ist uns die Luft ausgegangen. Wir können trotzdem mit unserer Performance zufrieden sein", so Vorauer.
Paraden a la Marc-Andre Fleury
Den letzten Spielabschnitt eröffnete der Kärntner mit einem Highlight-Save gegen Travis Konecny.
Den Bauerntrick-Versuch des Philadelphia-Angreifers konnte Vorauer mit einer Hechteinlage, die sein Gegenüber Marc-Andre Fleury zu seinen besten Zeiten nicht besser gezeigt hätte, in allerletzter Sekunde vereiteln. Später folgte noch eine nicht minder beeindruckende Fanghand-Parade im Liegen.
"Ihr Goalie hat herausragend gespielt. Er hatte viele große Paraden."
Vorauer blieb trotz der Anspielung auf die NHL-Legende bescheiden: "Ich habe natürlich gekämpft, versucht, mein Bestes zu geben. Zum Glück hat es für die meiste Zeit gereicht."
Vom 40-jährigen Fleury gab es indes ein dickes Lob: "Ihr Goalie hat herausragend gespielt. Er hatte viele große Paraden."
Fehlende Spielpraxis nicht anzumerken
Neben 52 zu parierenden Torschüssen blieb auch etwas Zeit, um die Atmosphäre aufzusaugen.
"Es gab schon Momente, in denen ich es genießen konnte. Aber ich habe mich fokussiert, Scheiben zu halten und mein Spiel zu spielen", meinte der 25-Jährige.
Die fehlende Spielpraxis war ihm überhaupt nicht anzumerken. Warum? "Meine Devise ist, jeden Tag hart zu trainieren und jederzeit bereit zu sein. Daher kommt meine Ruhe, das Selbstvertrauen. Natürlich ist es nicht ganz so, wie wenn ich öfters spielen würde. Das will ich mir noch mehr verdienen."
Selbstvertrauen für die Zukunft
Das könnte Vorauer mit dieser Leistung geschafft haben, immerhin stand sein Klagenfurter Cheftrainer Kirk Furey als Assistent Coach an der Seitenbande.
Und sie sollte ihm für den weiteren Weg Selbstvertrauen mitgeben. "Ich hoffe, dass er sich - auch dank dieses Spiels - weiterentwickelt", erklärte Teamchef Roger Bader, der ihm diese Leistung - besonders nach dem Testspiel gegen Weltmeister Tschechien in Znojmo - auch zugetraut hatte.
Für den Torhüter selbst heißt es jetzt: "Runterkommen, und wenn die Emotionen runtergefahren sind, das Spiel analysieren - was ich gut gemacht habe, was ich besser machen kann und worauf ich aufbauen kann."
Doch eines sollte feststehen: Es wird nicht sein letzter Einsatz im Nationalteam gewesen sein.