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Sieben ÖEHV-Küken für ein WM-Halleluja

Teamchef Bader setzt auf sieben Neulinge. Bernd Freimüller beleuchtet die Rookies:

Sieben ÖEHV-Küken für ein WM-Halleluja Foto: © GEPA

Die "Mission Klassenerhalt" steht für Österreichs Eishockey-Nationalteam wie so oft bei einer A-Weltmeisterschaft an oberster Stelle.

Teamchef Roger Bader greift in seinem Team für die WM in Finnland gleich auf sieben Spieler zurück, die noch nie bei einer WM oder Olympia-Qualifikation dabei waren. Für sechs weitere Cracks ist zumindest die WM Neuland (hier nachlesen >>>).

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die ÖEHV-Küken, deren WM-Nominierungen auf verschiedensten Faktoren beruhen:

David Maier (Defender, KAC, 2000)

David Maier (Defender, KAC, 2000)

Maier, Julian Payr, Kilian Zündel und Thimo Nickl – die vier Defender der Jahrgänge 00 und 01, auf die ich schon vor Jahren größte Hoffnungen setzte.

Zündel war bereits bei der Olympia-Quali dabei, setzt sich jetzt als Eishockey-Schweizer aus Salzburg ab. Nickl (wäre ein Fixstarter gewesen) fällt mit einer Schulterverletzung aus, Payr – nach einer AlpsHL-Aufbausaison nächste Saison beim VSV – sagte von sich aus ab.  

Auch in David Maiers Karriere ging und geht es alles andere als stringent nach oben. Nach Jahren in Schweden und der OHL kehrte er 2020 nach Klagenfurt zurück, kam aber dort zunächst über das Farmteam nicht hinaus.

Zu Beginn der letzten Saison nach Linz verliehen, konnte er sich nach seiner Rückkehr beim KAC einigermaßen festsetzen, allerdings wie Niklas Würschl lange als Aushilfsstürmer.

In seiner Kernkompetenz hat er mehr Puckskills als der durchschnittliche österreichische Verteidiger, ohne als großer Punkteproduzent durchzugehen. Bei der WM wichtig: Kann er die wuchtigen Stürmer der Gegner im Schach halten? Wenn ja, dann mit Positionsspiel und Umleitungen an die Banden, sicher nicht mit Muskelkraft.

Er muss seine Eigenfehler auf ein Minimum reduzieren, dann kann er erst an Beiträge mit der Scheibe denken. Gegen Deutschland sogar als Pointman in zweiten Powerplay-Unit, bei der WM wird ihn dort aber Clemens Unterweger ablösen.

Eine solide WM ohne große Aufs und Abs wäre schon ein Erfolg und könnte ihm in Klagenfurt für die nächste Saison wichtige Pluspunkte bringen.

Philipp Wimmer (Defender, Salzburg, 2001)

Philipp Wimmer (Defender, Salzburg, 2001)
Foto: © GEPA

Vor drei Jahren scheiterte Österreich an der AlpsHL-Mannschaft Italien, jetzt laufen sie selbst mit einem Defender aus dieser Spielklasse auf. Seine wenigen Einsätze in Salzburg in der ICE kamen zustande, wenn Corona einige Verteidiger flachlegte oder bedeutungslose Spiele anstanden.

Ich kenne Wimmer seit seinen Jahren bei der Okanagan Akademie, wo er vom Stürmer zum Defender umfunktioniert wurde. Danach wurde seine Entwicklung durch einige Verletzungen gebremst oder zumindest verlangsamt.

Was Wimmer mitbringt, ist eine große Statur (im österreichischen Eishockey oft eine Seltenheit), trotzdem gute Beine und brauchbare Fähigkeiten mit der Scheibe. Er bringt sich durchaus auch physisch ein, öfters aber fast zu viel und geht mit vollem Karacho in Zweikämpfe, die eher Positions- oder Stockarbeit erfordern würden. Alles aber auch eine Frage der Routine bzw. Spielerfahrung.

Wimmer muss wie Maier sein Spiel bei der WM einfach halten, wird aber sicher weniger Eiszeit als dieser erhalten.

Oliver Achermann (Center, La Chaux-de-Fonds, 1994)

Oliver Achermann (Center, La Chaux-de-Fonds, 1994)
Foto: © GEPA

Von 2014 bis 2017 in der EBEL bei Dornbirn, allerdings in einer Viertlinien-Rolle. Danach als Eishockey-Schweizer (im Gegensatz zu Eishockey-Österreichern hierzulande willkommen) in der zweitklassigen Swiss League.

Macht mit seinen 1,95 Metern und 93 Kilo das Team natürlich um einiges größer, aber: Wird er diese Größe auch ausspielen können? Reicht seine Beinarbeit dazu?

Roger Bader hob seine Arbeit vor dem Tor im Powerplay bei La-Chaux-De-Fonds hervor, setzte ihn selbst aber zuletzt in Überlegenheit nicht ein. War allerdings im PK dabei, könnte hier die Rolle von Patrick Obrist einnehmen und ein ganz klein wenig Hoffnung auf mehr Offensive als dieser mitbringen.

Nico Feldner (Flügel, HC Innsbruck, 1998)

Nico Feldner (Flügel, HC Innsbruck, 1998)
Foto: © GEPA

Ich habe mich zu Feldner schon in seiner Zeit in Salzburg öfters positiv geäußert, seine Leistungen in Innsbruck bestätigten mich dann. Einer der wenigen österreichischen Stürmer im heiratsfähigen Alter, der Größe und Abschlussfähigkeit kombiniert. War von Beginn an im ÖEHV-Camp dabei, erspielte sich dabei einen Platz im WM-Aufgebot.

Allerdings könnte er zwischen Baum und Borke enden – für eine Scorerlinie nicht gut genug, ein Grinder oder Defensivspezialist ist er trotz seiner Größe aber auch nicht. Könnte daher öfters überzählig sein, was aber bei seiner ersten WM auch kein Drama wäre.

Schrieb aber in der Story "Österreicher als Eishockey-Exporte" (schon seit Jahren keine Erfolgsgeschichte) ein weiteres dunkles Kapitel: Die Sheffield Steelers aus der britischen EIHL, die ihn aus Innsbruck ausgeliehen hatten, verzichteten nach lediglich einem Assist in sechs Spielen mitten im Titelkampf auf seine Dienste.

Paul Huber (Flügel, Red Bull Salzburg, 2000)

Paul Huber (Flügel, Red Bull Salzburg, 2000)
Foto: © GEPA

Auch er macht das Team größer und spielt noch dazu seine Rolle mit Gusto. Ein mächtiger Körper, trotzdem mit guten Beinen. Aufsässig im Forecheck, stark im Kampf hinter dem Tor, auch schnell wieder zurück. War in der Vorbereitung in dieser Rolle und in der gleichen Linie weit mehr ein Faktor als Achermann.

Setzte sich in Salzburg in den letzten beiden Saisonen der win2day ICE Hockey League fest, agierte dort im Nahkampf auch durchaus torgefährlich.

Das wird wohl bei der WM in der vierten Linie eher schwer gelingen, aber den Gegner wenig Raum zum Aufbau zu lassen, würde schon zu einem gelungenen WM-Debüt reichen.

Benjamin Nissner (Center, Red Bull Salzburg, 1997)

Benjamin Nissner (Center, Red Bull Salzburg, 1997)
Foto: © GEPA

War im September bei der Olympia-Qualifikation nicht dabei – schon damals eine dubiose Entscheidung, im Rückblick natürlich noch viel unverständlicher. Etablierte sich in Salzburg als absoluter Schlüsselspieler in einer Startruppe und trug ein gewaltiges Scherflein zum Meistertitel bei.

Scheint von Jahr zu Jahr größer und mächtiger zu werden. Spielte in der Vorbereitung einen ähnlichen Part wie in Salzburg: Keineswegs ein Edeltechniker, aber mit der Gabe, die Scheibe schnell weiterzuleiten,"Overhandling" kommt bei ihm nie vor. Findet freies Eis relativ leicht, ist stets anspielbar und braucht auch bei Torchancen keine große Nachdenkzeit.

Seine einfache Spielweise, kombiniert mit guter Größe auf der Centerposition, ist etwas, was dem ÖEHV-Team seit Jahren gegen Gegner wie Lettland oder Norwegen fehlt. Kann er in diesen Spielen den Unterschied machen?

Könnte aber auch ohne entsprechende Scorerzahlen eine gute WM hinlegen, definiert sich im Gegensatz zu anderen eindimensionalen Spielern nicht nur über Punkte. Wie im Verein mit Thomas Raffl und Peter Schneider zusammengespannt.

Marco Kasper (Center, Rögle BK, 2004)

Marco Kasper (Center, Rögle BK, 2004)
Foto: © getty

Marco Kasper eilt in dieser Saison von Höhepunkt zu Höhepunkt. Als 17-Jähriger hat sich der Kärntner bei Rögle BK einen Stammplatz erkämpft, mit dem schwedischen Top-Klub die Champions Hockey League gewonnen und das Halbfinale der SHL erreicht.

Bei der WM steht der Stürmer am Samstag mit gerade einmal 18 Jahren und einem Monat ausgerechnet gegen seine Wahlheimat vor dem WM-Debüt und wird zum jüngsten rot-weiß-roten WM-Spieler seit 21 Jahren.

Mehr über den siebten Neuling Marco Kasper findest du hier >>>


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