Nach dem 1:2 nach Verlängerung gegen Frankreich und dem 0:5 gegen Schweden wartet mit Dänemark ein Gegner auf das ÖEHV-Team, der zwar Favorit ist, aber auch nicht übermächtig sein sollte.
Österreichs drittes Gruppenspiel steht am Dienstag an (15:20 Uhr im LIVE-Ticker >>> und auf ORF 1).
LAOLA1-Experte Bernd Freimüller stellt den kommenden Gruppengegner vor:
Dänemark startete mit wichtigen Siegen
3:1 gegen Ungarn, im Gegensatz zu Österreich konnten die Dänen dann die Verlängerung gegen Frankreich für sich entscheiden (4:3) - fünf Punkte nach zwei Spielen ist ein guter Start und den will und muss das Team natürlich prolongieren.
Denn die letzten drei Gruppenspiele steigen gegen Finnland, Schweden und die USA - da muss die Ernte für den Klassenerhalt oder gar einen Viertelfinaleinzug (Schlüsselspiel gegen Deutschland?) früh eingefahren werden.

Der Erhalt der A-Gruppe war über die Jahre kein Problem für die Dänen, jedoch liegt die letzte Viertelfinal-Teilnahme auch schon sieben Jahre zurück. Allerdings reichten im letzten Jahr zwölf Punkte nicht für das Weiterkommen, was ein Novum in der WM-Geschichte war.
Dänen trotz Aderlass mit großer Dichte
In den letzten Jahren fielen einige große Namen aus dem Nationalteam weg - etwa die Ex-NHLer Peter Regin (in Berlin heuer am letzten Zacken daherkommend) und Frans Nielsen, KAC-Goalie Sebastian Dahm und sein Amtskollege Patrick Galbraith, Nichlas Hardt, Morten Madsen oder Julian Jakobsen.
Mit einem durchschnittlichen Alter von 28 Jahren ist das Team immer noch routiniert, aber doch ein Jahr jünger als im Vorjahr, als etwa Nielsen, Regin und Jakobsen ihren Abschied feierten.
Zu diesen abgetretenen Cracks kommen heuer auch noch einige Ausfälle, darunter sechs AHL/NHLer: die Goalies Mads Sogaard (Ottawa) und Frederik Andersen (Carolina) sowie die Angreifer Lars Eller (Colorado), Oliver Bjorkstrand (Seattle), Jonas Rondbjerg (Vegas) und Alexander True (Coachella Valley). Die Verletzung von Bremerhaven-Defender Nicholas B. Jensen schmerzt ebenfalls.
Schon ein gewaltiger Aderlass für eine Nation, die in den letzten Jahren kaum herausragende Jahrgänge hervorbrachte - das U20-Nationalteam ist seit drei Turnieren, die U18 gar seit fünf Jahren in der Zweitklassigkeit unterwegs.
Allerdings weist Dänemark weiterhin eine große Dichte auf, sodass das WM-Team zwar nicht übermäßig talentiert, aber doch körperlich stark und routiniert daherkommt. Einige ehemalige und derzeitige EBEL-/ICE-Spieler stechen ins Auge: In der Defensive Morten Jensen (heuer bei Pustertal ein Flop und auch bei der WM wackelig) und Jesper Jensen Aabo (KAC), Anders Krogsgaard (HC Innsbruck) erhielt gegen Frankreich keine Eiszeit.
In der Offensive: Mathias Bau Hansen (Ex-Dornbirn) und Morten Poulsen (Ex-Graz). Aabo ist ein gutes Beispiel dafür, dass Cracks im Nationalteam öfters höher angesehen sind als hierzulande als Legionäre: Der Teamkapitän agiert solide, bringt die Scheibe aus engen Lagen, bewegt sich gut und begeht kaum Fehler. Beim KAC-Anhang stößt man sich dagegen daran, dass er kaum physische Präsenz aufweist und wenig Offensive bereitstellt - hier wie dort ist er bestenfalls ein Mann fürs zweite PP-Unit.
NHL-Star Nikolaj Ehlers sticht heraus
Star des Teams ist natürlich Winnipeg-Jets-Winger Nikolaj Ehlers. Trotz einer gewissen Verletzungsanfälligkeit reiste er zur WM an, wo sein Vater Heinz (stets mit einer Miene coachend, als ob er an dauernder Verstopfung leide) heuer zum letzten Mal hinter der Bande steht. Ehlers führt die Paradelinie mit Center Patrick Russell (spielt in Linköping) und Nicklas Jensen (Rapperswil) an. Probleme mit Ehlers' Versicherung wurden erst Stunden vor dem ersten Spiel gelöst.
Jensen kenne ich seit seinen Draftjahren, er war immer eine offensive Waffe mit einem Bombenschuss, aber für die NHL läuferisch zu träge. Die drei sind natürlich auch im Powerplay erste Wahl, Ehlers nimmt sich hier alle Freiheiten, kommt aber meistens über die linke Seitenbande - als Linksschütze etwa so wie Brian Lebler heuer in Linz, aber natürlich viel mobiler. Frederik Strom gibt den Bumper vor dem Tor, Markus Lauridsen spielt in dieser Unit an der blauen Linie. Eine Selbstverstümmelung mit Strafen wie in der Endphase gegen Frankreich würde für das ÖEHV-Team wohl auch gegen die Dänen in Gegentoren enden.
Gegen Frankreich agierte vor allem die Linie mit Nick Olesen, Christian Wejse und dem baumlangen Bau Hansen körperlich stark, Storm und Mikkel Boedker (über 700 NHL-Spiele) sind weitere potentielle Offensivbringer, obwohl es bei Boedker in den letzten beiden Saisonen ziemlich bergab ging.
Zu den vielen körperlich starken Cracks gehört auch Defender Oliver Lauridsen, der gegen Frankreich in Unterlegenheit fast nie vom Eis ging. Er und Bruder Markus sind wie Aabo, Bodker, Poulsen und Strom Teil der Ü30-Fraktion. Am anderen Ende der Altersstruktur: Winger Oscar Molgaard, 2005 geboren und heuer ein eher höheres Thema für den NHL-Draft.
Die Nr. 1 im Tor gibt Fredrik Dichow, Backup bei Frölunda. Achtung, Rechtsfänger! Dafür fanden sich im Lineup gegen Frankreich mit Russell und Olesen nur zwei Rechtsschützen...
Auch wenn sich Dänemark gegen Frankreich (trotz Zwei-Tore-Führungen) eher schwertat: Sie sind seit Jahren über Teams wie den Franzosen oder Österreich angesiedelt. Ein Punktgewinn des ÖEHV-Teams ist nicht ausgeschlossen, aber wäre doch eher eine Überraschung.
Angesichts von acht Dänen im Aufgebot, die in der SHL ihr Geld verdienen, braucht man über die Qualität des Teams kein Wort zu verlieren, auch wenn die allerbesten Zeiten des dänischen Eishockeys vielleicht der Vergangenheit angehören…