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Freimüller-Analyse: Arizonas stumpfe Waffen

Freimüller analysiert: Das Grabner-Team hat arge Schwierigkeiten in der Offensive.

Freimüller-Analyse: Arizonas stumpfe Waffen Foto: © getty

Dass es bei seinem neuen NHL-Team, den Arizona Coyotes, für Michael Grabner nicht um den Stanley Cup gehen wird, war im Vorhinein klar.

Knapp nach der Regular-Season-Halbzeit rangiert die Franchise aus der Wüste auf dem 13. Platz der Western Conference, 45 Punkte wurden in 46 Spielen geholt. Die Playoff-Plätze sind noch völlig in Reichweite, vier Punkte beträgt der Rückstand aktuell.

Grabner selbst beweist wieder einmal seine Qualitäten als Penaltykilling-Waffe und hat sechs Tore sowie fünf Assists und acht Strafminuten (Plus-Minus-Bilanz -1) vorzuweisen, wobei er seit 1. Dezember mit einer Augenverletzung ausfällt und nur 25 Partien bestritten hat.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller fasst die Lage der Coyotes zusammen und hat vor allem die Torausbeute als großen Schwachpunkt ausgemacht:

Was lief für die Coyotes schief?

Verletzungen über Verletzungen: Die Misere begann schon vor Saisonbeginn: Christian Dvorak riss sich in der Rehab den Bizeps, fällt für die ganze Saison aus. Goalie Antti Raanta brachte es auf 12, Defender Justin Demers auf 18 Spiele, bevor für sie Saisonschluss war (bei Raanta besteht noch etwas Hoffnung). Dazu kamen noch mehr oder weniger lange Ausfälle von Spielern wie Michael Grabner, Backup-Goalie Darcy Kuemper, die Defender Jakub Chychrun und Kevin Connauton oder Stürmer Vinnie Hinostroza.

Passend zu dieser Misere: Der während der Saison verpflichtete Nick Schmaltz stellte sich mit 14 Punkten in 17 Spielen gut ein, bevor auch ihn eine Knieverletzung in den vorgezogenen Sommerurlaub schickte.

Mangelnde Torausbeute: Die Verletzungen sind sicher das Hauptthema bei einem Team, das von Haus aus nicht mit großer Tiefe (vor allem im Scoring Bereich) gesegnet war. Die bis jetzt erzielten 122 Tore sind der viertschlechteste Wert der Liga. Ein kurzer Blick auf die Team-Stats der Coyotes genügt: Lediglich Penaltykilling-Spezialist Brad Richardson (11) und Christian Fischer (10) haben bis jetzt eine zweistellige Torausbeute zu Buche stehen – und das nach mehr als der Hälfte der Spielzeit! Angesichts dieser Platzpatronen-Offensive stehen die Coyotes eigentlich noch gut da und sind wieder näher an die Playoff-Plätze herangerückt.

Zu wenig Entwicklung der Youngsters: Routiniers sind im Arizona-Kader rar, da müssen die jungen Cracks (egal ob gedrafted oder getraded) liefern – und das tun sie nicht. Clayton Kellers neun Tore sind eine Riesen-Enttäuschung, ich habe ihn immer als einen zweiten Patrick Kane eingestuft.

Der im Sommer aus Montreal geholte Alex Galchenyuk (im Tausch für Max Domi) begann die Saison auch auf der Injured-Reserve-List. 24 Punkte in 35 Spielen sind (für Coyotes-Verhältnisse) natürlich nicht schlecht, doch die Fragen bezüglich seines Feuers und Defensiv-Verhaltens blieben bestehen. Die Center-Position traut ihm wie in Montreal auch Phoenix-Coach Rick Tocchet nicht zu.  

Immerhin zeigte der 22-jährige Conor Garland nach seinem Recall Anfang Dezember mit acht Toren in 18 Spielen auf (gleich viele Tore wie in der AHL!). Er geht direkt zum Tor und ist immer für einen Abfälscher – einer sogar von seinem Gesicht – gut.

 

Welche Maßnahmen wurden gesetzt?

General Manager John Chayka ist ein Vertreter der "Enhanced-Stats"-Generation, mit 29 Jahren auch der jüngste NHL-GM. Das gefällt nicht jedem, doch einen Vorwurf braucht er sich sicher nicht gefallen zu lassen: Nämlich den, untätig zu sein.

Nick Schmaltz kam im Oktober im Tausch für Brendan Perlini und Dylan Strome aus Chicago, bei Strome stach halt immer die mangelnde Beinarbeit ins Auge. Für die heutigen NHL-Verhältnisse fast ein Mega-Deal! Zur Behebung der Goalie-Misere pflückte Chayka danach Calvin Pickard (Flyers) von den Waivers, Tucson-Goalie Adin Hill blieb in der Depth-Chart allerdings bis vor kurzem vor ihm.

Knapp vor Jahreswechsel schickte Chayka Defender Trevor Murphy im Tausch für Stürmer Giovanni Fiore nach Anaheim – zugegeben, ein Minor-League Deal. Vor wenigen Tagen folgte dann noch der langjährige Teamkollege von Michael Raffl, Jordan Weal, im Tausch für ECHL-Defender Jacob Graves und ein Sechstrunden-Pickrecht.

Ein großer NHL-Deal, dazu Weal, ein Waiver-Pick (Pickard) und ein AHL-Trade – Chayka schöpfte fast alle Möglichkeiten aus.  

 

Was steht für den Rest der Saison an?

Noch befinden sich die Coyotes im Rennen um die Playoff-Plätze, vier Punkte Rückstand hören sich nicht problematisch an, allerdings liegen noch vier Teams vor ihnen. Mich würde es aber nicht wundern, wenn die Coyotes auf der Teufelsinsel der NHL landen – außerhalb der Playoff-Plätze, aber mit verminderten Chancen in der Draft Lottery.

Grabners Augenverletzung zu Beginn

Im anstehenden Draft werden vor allem Forwards hoch gehandelt, aber für einen Volltreffer wie Jack Hughes oder wenigstens Kaapo Kakko braucht Chayka viel Glück in der Lotterie.

Chyaka wird sicher weiter kleine Änderungen vornehmen, an einen Mega-Deal zur Deadline (Oliver Ekman-Larsson) glaube ich nicht. Die Coyotes sind derzeit allerdings das einzige NHL-Team, das 50 Spieler unter Vertrag hat – mehr geht nicht, kommt noch jemand, muss auch jemand gehen.

 

Wie verlief die Saison für Michael Grabner?

Nach einer kurzen Anlaufphase etablierte er sich an der Seite von Brad Richardson wieder einmal als einer der Top-Penaltykilling-Spieler der Liga – vier seiner sechs Treffer fielen bei numerischer Unterlegenheit!

Grabners Speed ist weiter eine Waffe, schön wäre es, wenn er diesen auch bei der WM in Bratislava im ÖEHV-Trikot demonstrieren könnte.

Eine am 1. Dezember erlittene Augenverletzung hält Grabner immer noch vom Spielbetrieb fern, sein Comeback soll schon seit längerer Zeit vor der Türe stehen, ohne bis jetzt passiert zu sein. Derzeit skatet er alleine, klagte in der letzten Woche noch über verschwommene Sicht.

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