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Marco Kasper: Warum ein NHL-Recall unwahrscheinlich ist

Vor dem NHL-Start beleuchtet Bernd Freimüller die Detroit Red Wings. Wie die Kadersituation ist und welchen Preseason-Eindruck Kasper hinterlassen hat.

Marco Kasper: Warum ein NHL-Recall unwahrscheinlich ist Foto: © GEPA

Die Detroit Red Wings starten am Donnerstag (Ortszeit) in New Jersey in die neue NHL-Saison.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller blickt zuvor auf die Kadersituation und zeigt auf, wie realistisch ein (früher) Recall für Marco Kasper ist:

Die Kadersituation

Die Red Wings gehen wohl mit 22 fitten Spielern in die Saison. Winger Zach Aston-Reese, der gerade ein Tryout in Carolina nicht bestanden hatte und in Detroit unterschrieb, beginnt die Saison in Grand Rapids, könnte aber bei Bedarf der erste Recall sein, der 13. Stürmerplatz bleibt aber einmal unbesetzt. Coach Derek Lalonde denkt derzeit gar darüber nach, öfter mit elf Stürmern und sieben Defendern anzutreten.

Zu den letzten Cuts gehörten unter anderem die große Defenderhoffnung Simon Edvinsson sowie die Stürmer Cross Hanas, Elmar Söderblom und Jonatan Berggren. Berggren (neuntbester Teamscorer) spielte letzte Saison noch 67 Spiele für die Wings, im Finish ging ihm aber trotz respektabler 28 Punkte sichtbar die Kraft aus. Er soll nun in der AHL vor allem an seiner Torgefährlichkeit arbeiten, bei Ausfall eines Offensivstürmers könnte er schnell wieder nach oben gezogen werden.

Kein Thema für das übliche 10-Spiele-Tryout war am Ende auch Nate Danielson, der Erstrunden-Pick des letzten Drafts. Trotz einer überzeugenden Preseason beginnt er die Saison in der WHL bei den Brandon Wheat Kings.

All diese Maßnahmen deuten darauf hin, dass GM Steve Yzerman in seiner fünften Saison den Schalter auf "Win Now" umgelegt hat. Die Zukunftshoffnungen wie Edvinsson, Kasper, Söderblom oder Berggren sollen sich einmal in der AHL beweisen, nach sieben Jahren ohne Playoffs muss schön langsam wieder Erfolg her, Yzerman kann nicht für ewig auf Geduld plädieren.

So sah auch die Einkaufspolitik im Sommer aus:

Mit James Reimer ein routiniert-antiquierter Backup für Ville Husso. Reimer könnte aber auch von Alex Lyon überflügelt werden, der als dritter Goalie im Kader bleiben dürfte, da er sonst via Waivers abhandenkommen könnte.

Mit Justin Holl und Jeff Petry zwei routinierte Defender, dazu mit Shayne Gostisbehere noch ein Freigeist für die blaue Linie.

Mit Alex DeBrincat ein potentieller Torgarant, dasselbe könnte auch auf den schussstarken Daniel Sprong zutreffen. Mit J. T. Compher eine verlässliche Allzweckwaffe, mit Christian Fischer und Klim Kostin zwei Leute für die Bottom-Six, wobei vor allem Kostin das Team physisch stärker machen soll.

Also Hoffnung, dass die Probleme der letzten Saison – keine Alternative zu Husso, zu wenig Offensive und ein physisch schwaches Team – behoben wurden. Nicht alle Pläne von Yzerman werden aufgehen, aber ein weiterer Punkteanstieg (letzte Saison von 69 auf 79) und zumindest ein Kampf um die Playoff-Plätze liegen allemal im Bereich des Möglichen. Gleichzeitig sollen die Prospects in Grand Rapids weiter bis zur endgültigen Ligareife marinieren.

Von den acht neuen Skatern, die derzeit im Kader stehen, sind sechs Rechtsschützen, was Coach Derek auch mehr Variationsmöglichkeiten bietet.

Eventuelle Pairings und Linien

Derzeit scheint vor allem die vierte Linie mit Center Joe Veleno zwischen Kostin und Fischer gesetzt. Noch offen: Wer spielt mit Kapitän Dylan Larkin und DeBrincat in der Toplinie – ein weiterer genialer Offensivspieler wie Lucas Raymond oder ein etwas schwererer Körper wie David Perron oder Michael Rasmussen?

In der Defensive dürften Moritz Seider und Jake Walman als Pairing gesetzt sein. Ben Chiarot und Jeff Petry könnte ein weiteres Pärchen sein, "Ghost" bekäme dann wohl Olli Määttä als defensive Absicherung zur Seite gestellt, während Holl als siebter Defender auf die Tribüne geht.

Gostisbehere ist Linksschütze, kann aber auf beiden Seiten spielen, was nicht für alle NHL-Defender zutrifft.

Die Gehaltssituation

Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen hat Yzerman derzeit keine Cap-Probleme. Der derzeitige 22-Mann-Kader und der verletzte Matt Luff sowie die "Dead-Cap-Salaries" für Jakub Vrana, Justin Abdelkader und Kailer Yamamoto machen knapp 78 Millionen aus.

Die Red Wings gehen also mit einer Reserve von knapp fünf Millionen in die Saison, die natürlich ohne Recalls von Tag zu Tag anwächst. Da ginge also noch was während der Saison.

"Es war ein Unterschied in seinem Spieltempo gegenüber dem Vorjahr zu bemerken. Er hat die Tendenz gezeigt, das Spiel langsamer machen zu wollen und auf die zweite Welle zu setzen."

Detroit-Coach Derek Lalonde über die Preseason von Marco Kasper

Allerdings: Im nächsten Sommer brauchen Seider und Raymond neue Verträge, die werden gewaltig ins Geld gehen. Die Kontrakte von Sprong, Gostisbehere und Perron laufen auch im Sommer 2024 aus, sie spielen also quasi auf Bewährung.

Yzerman wird also nicht unbedingt noch nach Cracks mit langfristigen Verträgen forschen, aber die heurige Gesamtsumme hat auf die Cap für die 24/25-Saison (im Bereich von knapp unter 90 Millionen erwartet) keinen Belang.

Marco Kaspers Preseason

Der Klagenfurter hinterließ dem Vernehmen nach einen eher verkrampften Eindruck, war in seinen fünf Spielen (ein Assist) kaum ein Faktor.

Ein kleines Tänzchen mit dem Ex-Red-Wing Anthony Mantha im Spiel gegen Washington war noch der auffälligste Moment. Lalonde: "Es war ein Unterschied in seinem Spieltempo gegenüber dem Vorjahr zu bemerken. Er hat die Tendenz gezeigt, das Spiel langsamer machen zu wollen und auf die zweite Welle zu setzen."

Doch auch wenn Kasper die Preseason dominiert hätte, wäre sein Weg mit ziemlicher Sicherheit Richtung Grand Rapids gegangen. Zu voll mit Routiniers ist der Red-Wings-Kader, das haben ja auch Edvinsson und Danielson trotz sehr guten Performances erleben müssen.

Im Kader der Griffins stehen derzeit gleich 21 Spieler, die von den Red Wings bezahlt werden. Dazu gehören Routiniers wie Aston-Reese, Austin Czarnik oder Defender Brogan Rafferty genauso wie die Top-Prospects Berggren, Edvinsson, Kasper oder weitere Schweden wie die Verteidiger William Wallinder oder Albert Johansson.

Wie gesagt – Aston-Reese, Berggren oder Edvinsson könnten die ersten Recalls sein, Czarnik oder Luff wären auch Kandidaten. Kasper soll sich einmal an das Übersee-Eishockey gewöhnen. Die Red Wings bringen ihre Prospects normalerweise immer langsam an die NHL heran, heuer könnten die Griffins noch mehr als sonst als Warteraum dienen.

Bei Recalls könnte Kaspers Position als Center ein kleiner Vorteil sein, aber eben nur ein kleiner: Mit Larkin, Compher, Andrew Copp und Veleno sind vier Mittelstürmer gesetzt, Rasmussen könnte bei Bedarf auch wieder in die Mitte rücken.

Sollte Kasper keine zehn NHL-Spiele bestreiten, verschiebt sich das erste Jahr seines Kontrakts noch einmal nach hinten. Mit Beginn der Saison 24/25 beginnt das erste Jahr seines Entry-Level-Deals aber auf jeden Fall…


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