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Der Saison-(Fehl-)Start der NHL-Österreicher

Scout Freimüller analysiert bisherige Auftritte von Vanek, Grabner und Raffl:

Der Saison-(Fehl-)Start der NHL-Österreicher Foto: © getty

Die neue NHL-Saison hat Fahrt aufgenommen! 

Mit dabei auch die drei Österreicher Thomas VanekMichael Grabner und Michael Raffl. Für die drei Stürmer selbst und ihre Teams ist nach den ersten zwei Saisonwochen - gelinde gesagt - noch viel Luft nach oben.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf den Saisonstart der Arizona Coyotes, Detroit Red Wings und Philadelphia Flyers:

ARIZONA COYOTES

1-4-0, Tordifferenz: 4:11
Michael Grabner: 5 Spiele/0 Tore/1Assist/1 Punkt/-1(+/-)/13:42 Minuten pro Spiel


Nicht schon wieder! Wie in der letzten Saison scheinen die Coyotes mit einem Fehlstart jegliche Playoff-Hoffnungen schon früh begraben zu müssen. Ein Sieg und vier Niederlagen, besonders peinlich die Offensivleistungen: Vier Tore in fünf Spielen, keines davon bei 5-5 Spielern. Mit einem Punkt ist man bei den Coyotes bereits Topscorer, Arizona gibt quasi das Schwenningen der NHL.

Noch klammert man sich an Strohhalme: Der in einem Sommer-Trade mit Montreal verpflichtete Alex Galyenchuk trainiert immerhin wieder und könnte bald sein Debüt für die Coyotes feiern. Er würde dann die Rolle von Derek Stepan einnehmen, der als Topcenter fehl am Platz ist.  Nicht ganz so gut sieht es bei Flügel Christian Dvorak aus, der seine Rückenprobleme aus der letzten Saison mitnahm, seine Rückkehr ist völlig ungewiss. Doch wären Galyenchuk und Dvorak wirklich Heilsbringer? Irgendwie ist man bei den Coyotes im Zustand der dauernden Hoffnung gefangen – das Team scheint ewig jung zu sein und jung heißt ja oft nur Warten auf bessere Zeiten. Auch ich halte etwa Clayton Keller für einen Klassemann, nur: Alleine kann er ein – etwa im Gegensatz zu Connor McDavid – auch keine Spiele entscheiden und andere Jungcracks wie Dylan Strome, Brendan Perlini oder Christian Fischer bräuchten offenbar doch noch mehr "Stützräder" als angenommen. Das Experiment mit Keller als Center dauerte jedenfalls nicht lange.

Wenn dann Routiniers wie Oliver Ekman-Larsson und sein 33-Millionen-Vertrag mit untergehen, sieht’s eben nicht gut aus. Trotzdem waren die Coyotes nie klar unterlegen, das Schussverhältnis sprach meist klar für sie. Allerdings bemerkten sowohl die gegnerischen als auch der eigene Torhüter Antti Raanta, dass Schüsse aus großen Distanzen ohne Verkehr vor dem Tor nur dazu dienten, alle Goalies als Weltklasseleute aussehen zu lassen.

Wie geht es Michi Grabner? Wie immer ist im PK auf ihn Verlass und er entwickelte auch so etwas wie Chemie mit Center Brad Richardson, wie Grabner ein PK-Experte. Im Gegensatz zu Richard Panik – stets ein Spieler, der zwischen Genie und Apathie wechseln kann - steht er noch nicht in der Kritik, sein Speed ist auch beim Umzug in die Wüste nicht weniger worden. Nur: Die Scoring Woes der Coyotes konnte auch er nicht beheben.

Coach Rick Tocchet machte nach dem 1:2 gegen Minnesota den Eindruck, als ob sein Nervenkostüm schon äußerst angespannt wäre. Muss GM John Chayka mit seinen 29 Jahren erstmals einen Trainerwechsel vornehmen oder drehen die Coyotes die Saison doch noch um? Wenn dies wieder erst nach 20 Spielen wie in der Vorsaison passiert, dürfte aber Tocchet nicht mehr hinter der Bande stehen. Allerdings schließe ich für die Coyotes, die mit 24 Schüssen pro Spiel die wenigsten in der NHL zulassen, eine plötzliche Trendumkehr bei etwas glücklicheren Spielverläufen auch nicht aus…

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DETROIT RED WINGS

0-4-2, Tordifferenz 14:30
Thomas Vanek: 6/1/0/1/-8/15:10

Die Red Wings haben ein anderes Problem als die Coyotes: Sie lassen viel zu viele Tore zu. 30 in sechs Spielen (NHL-Höchstwert), zuletzt ein blamables 2:8 in Boston und ein 3:7 in Montreal. Die Erklärung scheint auf der Hand zu liegen: Defender-Routiniers wie Mike Green, Trevor Daley, Jonathan Ericsson, Danny DeKeyser oder Niklas Kronwall verpassten alle oder zumindest einen Teil der bisherigen Spiele. Die Red Wings – nie für eine Jugendwelle bekannt – mussten daher Jung-Defender wie Dennis Cholowski (auch zwischendurch verletzt), Joe Hicketts, Filip Hronek oder Ex-Znojmo-Crack Libor Sulak ins Lineup pressen. Nichts dagegen einzuwenden und vielleicht auch überfällig, doch en bloc dürfte das Ganze doch zu viel sein.

An den Goalies Jimmy Howard und Jonathan Bernier lag es bis jetzt nicht, auch wenn deren Gegentor-Statistiken (im Schnitt 3.99 bzw. 5.07) bis jetzt natürlich gruselig aussehen.
Aber immerhin können die Red Wings, für die ein Playoff-Platz ohnehin eine große Überraschung wäre, ihre Nachwuchscracks auf ihre NHL-Tauglichkeit abklopfen. Dazu gehört auch Center Michael Rasmussen, der aber zuletzt ein Healthy Scratch war und vielleicht sogar wieder zu seinem Juniorenteam Tri-City zurückgeschickt werden könnte. Umgekehrt könnte Sniper Filip Zadina nach einigen Spielen beim Farmteam in Grand Rapids sein NHL-Debüt feiern. Evgeny Svechnikovs Saison ist nach einem Kreuzbandriss im letzten Vorbereitungsspiel bereits vorbei.

Thomas Vanek erzielte in Montreal immerhin seinen ersten Saisontreffer, ein Wraparound im Powerplay. Im Überzahlspiel hatte Coach Jeff Blashill für Vanek zu Saisonbeginn auch eine Überraschung parat: Statt wie meist in seiner Karriere um das Tor herum für Deflections zu sorgen, sollte der Österreicher quasi als Buffer am hohen Ende des Slots agieren, Anthony Mantha hatte die Rolle vor dem Tor über. Doch das Red-Wings-Powerplay – das schlechteste der NHL in den letzten beiden Saisonen - erfuhr nach dem bescheidenen Saisonstart natürlich einige Modifikationen, so rückte etwa Martin Frk von der Tribüne gleich in die zweite Powerplay-Formation.

Der Frustlevel in Detroit nach dem schlechtesten Saisonstart in 38 Jahren ist bereits hoch, so stellte sich mit Dylan Larkin der beste Spieler zuletzt einem Faustkampf, was natürlich auch nicht im Sinne des Teams sein kann. Es würde mich nicht überraschen, wenn die Red Wings zu einem nie so recht gewollten Rebuild gezwungen werden, die Rufe "Lose for Hughes" (Jack Hughes gilt als kommender Nr. 1-Draftpick) könnten lauter und lauter werden. Die Früchte eines hohen Draftpicks und die Erkenntnisse aus der Saison nach dem Motto "Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen" dürfte dann aber Klublegende Steve Yzerman, der als Nachfolger von GM Ken Holland mehr als nur gehandelt wird, einfahren.

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PHILADELPHIA FLYERS

3-3-0, Tordifferenz: 22:25
Michael Raffl: 6/0/2/2/+2/13:28

Im Gegensatz zu den Coyotes und Red Wings stehen die Flyers mit drei Siegen aus sechs Spielen fast hochweiß da, auch wenn die bisherige Saison sicher nicht reibungslos verlief. Auch die Flyers litten schon zu Saisonbeginn unter Verletzungen: Dass Goalie Michael Neuvirth das Zipperlein plagt, ist man ja seit Jahren gewohnt. Verteidigerstar Shayne Gostisbehere ging da bis zu seiner Rückkehr schon wesentlich mehr ab, schließlich verfügen die Flyers nicht gerade über viele überdurchschnittliche Defender. Ivan Provorov – letztes Jahr noch mit 17 Toren und mit Gostisbehere im Top-Paar – erzielte bis jetzt noch keinen Treffer.

Die defensiven Mängel fallen aber noch mehr ins Gewicht. Die beiden Torhüter Brian Elliott (relativ verletzungsanfällig) und Waiver-Pick Cal Pickard standen bisher eher außerhalb der Kritik. Allerdings gehören beide natürlich nicht zu den NHL-Spitzenleuten, obwohl mir Pickard in der AHL immer außerordentlich gut gefiel. Der Tiefpunkt der bisherigen Saison war sicher die 2:8-Heimniederlage gegen San Jose, danach folgte gleich ein 7:4 in Ottawa. Wie schwer die Flyers derzeit einzuschätzen sind, zeigt auch, dass einem 0:1 gegen Vegas (Coach Dave Haksdol: "Unser bisher bestes Spiel") ein Torfestival gegen Florida (6:5 Shootout nach 5:2-Führung) folgte.

Im Angriff schmerzt der langfristige Ausfall von James vanRiemsdyk, seine Präsenz um das Tor herum fehlt eklatant. Ebenfalls out: Center Nolan Patrick, der in der Hierarchie hinter Topmann Sean Couturier gesetzt wäre. Jetzt ist wieder Jordan Weal (letzte Saison Flügel) in den Top-6 gesetzt, NHL-Neuling Mikhail Vorobyev centert die dritte Linie – für beide sind diese Rollen (derzeit) wohl etwas zu hoch, Patrick könnte aber am Wochenende schon wieder ins Lineup zurückkehren.

Michi Raffl findet sich derzeit im Lineup neben Scott Laughton und Net-Crasher Wayne Simmonds wieder. Für den Villacher ist die heurige Saison natürlich überaus wichtig, sein Drei-Jahres-Vertrag läuft im nächsten Sommer aus. Bei entsprechender Performance hätte er im Sommer gute Karten, davor ist alles möglich: Von einer Verlängerung zu einem adäquaten Preis (käme für mich aber überraschend) bis zu einem Trade zur Deadline. Allerdings erwarte ich die Flyers im Gegensatz zu den Coyotes und Red Wings zu diesem Zeitpunkt als sicheren Playoff-Kandidaten…

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