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Warum wollte niemand Michael Grabner?

Überraschungen, Highlights, ausbleibende Deals. Das war die NHL-Trade-Deadline:

Warum wollte niemand Michael Grabner?

Nichts geht mehr in der NHL - zumindest, was Trades angeht.

Die Deadline endete am Montag, um 21 Uhr MEZ. Bis zum Draft nach der Saison im Juni dürfen Spieler nun nicht mehr den Verein wechseln. Am letzten Tag blieben die ganz großen Deals aus. Dennoch gab es einige Trades, die für Aufsehen sorgten.

Richtige Überraschungen waren aber jene Deals, die nicht zustande kamen. So blieb der Villacher Michael Grabner etwa entgegen aller Erwartungen bei den Toronto Maple Leafs. LAOLA1 blickt auf das Geschehen zurück:

Ungewöhnlich wenige Trades

Die Uhr tickte hinunter, Fans warteten auf Vollzugsmeldungen ihrer Teams. Doch es tat sich wenig. Bis zum Ablauf der Deadline um 21 Uhr MEZ gingen gerade einmal sechs Trades über die Bühne. Selbst die ansonsten so spannende und hektische letzte Stunde blieb ruhig. Nach Ablauf der Frist wurden dann doch noch einige Spielerwechsel bekannt. Insgesamt gingen am Deadine-Day schließlich 19 Trades über die Bühne, in den letzten beiden Jahren waren es noch über 20.

Colorado landet den dicksten Fisch

Der wohl "größte" Trade des Tages spielte sich zwischen den Colorado Avalanche und den Arizona Coyotes ab. Die "Avs" sicherten sich Angreifer Mikkel Boedker, den ehemaligen Nummer-8-Pick. Der Däne hält in dieser Saison bei 13 Toren und 26 Assists, in seiner NHL-Karriere verbuchte er in 445 Partien 80 Treffer und 133 Vorlagen. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, weshalb bereits damit spekuliert worden war, dass er die Coyotes verlassen würde. Die Dienste des Flügelstürmers waren der Franchise aus Denver viel wert: Altstar Alex Tanguay, Youngster Conner Bleackley (Erstrundenpick 2014) und der 19-jährige Defender Kyle Wood wurden für Boedker in die Wüste geschickt. Zudem sicherten sich die Avalanche Verteidiger Eric Gelinas für einen Drittrunden-Draftpick von den New Jersey Devils.

Der Preis ist heiß

Die Dallas Stars traten am Deadline-Day aggressiv auf: Verteidiger Kris Russell, der in dieser Saison bei 51 Spielen, 4 Toren und 11 Assists hält und eher als Shutdown-Defenseman gilt, wurde von den Calgary Flames an Land gezogen. Der Preis ist jedoch hoch: Ein junger Verteidiger mit NHL-Potenzial (Jyrki Jokipakka), Prospect Brett Pollock und ein Zweitrunden-Draftpick - der sogar ein Erstrundenpick wird, wenn Dallas das Western-Conference-Finale erreicht und Russell in mindestens der Hälfte der Playoff-Spiele aufläuft - gingen für Russell an die Flames. Ein hoher Preis für einen Verteidiger, dessen Vertrag nach der Saison ausläuft.

Der Preis ist nicht heiß

Das genaue Gegenteil spielte sich zwischen den Florida Panthers und den Anaheim Ducks ab. Die Kalifornier sicherten sich Angreifer Brandon Pirri für einen Sechstrunden-Draftpick von den Panthers. Ein Sechstrundendraftpick für einen 24-Jährigen, der in der letzten Saison 22 Tore erzielte und der in der laufenden Spielzeit bei 11 Toren und 13 Assists hält. Ein sensationeller Steal der Ducks. Pirri fiel bei Florida in Ungnade und musste seine Koffer packen - es wurde damit gerechnet, dass die Panthers mindestens einen Zweit- oder Drittrunden-Pick kassieren würden. Angeblich verlangte GM Dale Tallon auch einen Zweitrunder, geworden ist es dennoch ein Sechstrunder. Eine fragwürdige Entscheidung, zumal der Trade über eine halbe Stunde vor Ablauf der Deadline offiziell gemacht wurde. Mit etwas mehr Geduld hätten bestimmt einige Teams etwas Panik bekommen und mehr für Pirri "bezahlt".

Michael Grabner bleibt in Toronto

Eine der größten Überraschungen aus österreichischer Sicht war der Verbleib von Michael Grabner bei den Toronto Maple Leafs. Der Vertrag des Villachers läuft nach der Saison aus, alles rechnete mit einem Wechsel zu einem Playoff-Team, das noch einen schnellen Angreifer mit guten Penalty-Kill-Fähigkeiten sucht. Die Stunden und Minuten verstrichen und es wurde kein Deal verkündet. "Der Tabellenstand ist nicht eng genug, deshalb haben viele Teams gezögert. Außerdem dürfte der Salary Cap sinken, das spielt alles mit. Das sind Gründe, warum Spieler wie P.A. Parenteau kein richtiges Angebot erhalten haben", begründete Leafs-GM Lou Lamoriello die ausbleibenden Trades. Nun stellt sich die Frage: Wollte kein Team Michael Grabner? Kurzzeitig tauchten Gerüchte auf, die NY Rangers seien interessiert. Auch die Pittsburgh Penguins wurden genannt, ernsthaften Versuch unternahm jedoch scheinbar kein Klub. Denn die Ahornblätter hätten den Kärntner mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit auch für einen späten Pick abgegeben. Für Grabner bitter, denn nun kämpft er mit dem wohl schlechtesten Team der Liga um den letzten Platz, statt womöglich in den Playoffs um den Stanley Cup zu ringen. Doch jeder Rückschlag bietet auch eine Chance - Grabner kann sich in den restlichen Saisonspielen für einen Vertrag bei einem der 30 Teams empfehlen. Bei den Maple Leafs, die derzeit mit einigen AHL-Spielern auflaufen, sollte er genügend Spielzeit erhalten. Bis zum Saisonende sollte "Grabse" also noch mit Toren und Scorerpunkten aufzeigen, um auf sich aufmerksam zu machen.

Gar nicht so wild

Anhänger und Experten rechneten damit, dass die Minnesota Wild mindestens einen Angreifer verpflichten würden. Doch es kam anders. Zwar verkündete die Franchise von Thomas Vanek vier Trades, drei davon beinhalteten jedoch nur AHL-Spieler. Der einzige Deal mit etwas Relevanz war der letzte, der erst in der Nacht auf Dienstag (MEZ) verkündet wurde: Niklas Backström, langjähriger Stamm-Goalie wurde mit einem Sechstrundenpick an die Calgary Flames abgegeben. Dafür erhielt Minnesota Angreifer David Jones, einen harten Dritt- oder Viertlinienstürmer mit offensivem Potenzial. Der 31-Jährige hält bei 9 Toren und 6 Assists in 59 Saison-Spielen. Der erhoffte Impact-Angreifer blieb jedoch aus - wohl auch, weil kein Center verfügbar war und die Wild am Flügel eigentlich gut besetzt sind.

Eines ausgewischt

Verteidiger Dan Hamhuis ist nach wie vor Teil der Vancouver Canucks. Und das, obwohl die Kanadier den 33-Jährigen gerne abgegeben hätten. Doch der Defender, der sich in seinem letzten Vertragsjahr befindet, hat eine No-Trade-Klausel in seinem Arbeitspapier verankert. Die Boston Bruins sollen Interesse an Hamhuis gezeigt haben, doch dieser wollte nicht in die Eastern Conference. Nach der Deadline sickerte durch, dass Hamhuis nur für die Chicago Blackhawks und die Dallas Stars auf seine No-Trade-Klausel verzichtet hätte. Die Stars wollten den Verteidiger auch verpflichten, doch die Canucks legten sich quer. Grund dafür dürfte ein Streit zwischen Canucks-Eigentümer Francesco Aquilini und Stars-Besitzer Tom Gaglardi sein. Gaglardi wollte die Canucks 2004 kaufen, sein ehemaliger Partner Aquilini fiel ihm in den Rücken und übernahm die Franchise zwei Jahre später. Bis 2009 lief ein Gerichtsverfahren, der Streit scheint aber nach wie vor nicht beendet. Dallas bot angeblich einen sehr guten Draftpick für Hamhuis, die Canucks reagierten jedoch nicht mehr auf die Anrufe von Stars-GM Jim Nill.

 

Matthias Nemetz

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