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Henrik Neubauer: Über die AlpsHL zur WM?

Der Doppelstaatsbürger ist die diesjährige Überraschung in der WM-Vorbereitung. Der Weg könnte ihn (erneut) nach Skandinavien bringen:

Henrik Neubauer: Über die AlpsHL zur WM? Foto: © GEPA

25 Feldspieler plus vier Torhüter stehen derzeit im ÖEHV-Kader beim Camp in Wien.

Einer sticht bei der Auflistung schon aufgrund seiner Vereins- bzw. Ligenadresse hervor: Flügel Henrik Neubauer vom AlpsHL-Team Zell/See.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller beleuchtet die Laufbahn des Überraschungsmanns:

Kein Nobody

Österreichs Eishockeyfans wissen noch aus leidvoller Erfahrung (Räusper*Bratislava*Räusper): Auch in der AlpsHL wird brauchbares Eishockey gespielt. Trotzdem überraschte die Nominierung von Neubauer ins A-Team natürlich.

Allerdings sollte der Winger für Eishockeyfachleute keineswegs ein unbekannter Mann sein, spielte er doch schon über 100 EBEL-Spiele für Dornbirn (2017 bis 19) und die Vienna Capitals (19/20).

Allerdings meist als Spieler der Bottom-Six, wenn überhaupt: In Wien wusste Dave Cameron mit dem Flügel überhaupt nichts anzufangen, es reichte nur zu sieben Spielen bei 43 im Farmteam.

Neubauer, ein durchwegs positiver Mensch, sah aber auch in dieser Zeit in Wien gute Seiten: "Ich habe mich mit dem schwedischen Coach Johan Sjöqvist gut verstanden, einiges gelernt."

Über Färjestads sogar in die SHL

Kein Wunder: Denn auch Neubauer besitzt neben dem österreichischen den schwedischen Pass. Als Sohn eines österreichischen Vaters (Rust im Burgenland) und einer schwedischen Mutter wuchs er in der Kleinstadt Sunne auf, wechselte dann zum unweit entfernten Traditionsklub Färjestads. In Karlstad durchlief er von der U16 an alle Nachwuchsteams, es reichte sogar zu sechs SHL-Spielen.

Wie verschlug es ihn dann nach Dornbirn? Thomas Rundqvist, sowohl bei der VEU Feldkirch als auch in Karlstad eine Ikone, hatte über Vorarlberg nur Gutes zu berichten, sodass Neubauer mit 20 Jahren zum damaligen EBEL-Team wechselte. Dort fiel er durchaus durch seine läuferischen Fähigkeiten auf, zu großen Punkteausbrüchen reichte es aufgrund der limitierten Eiszeit, aber auch gewisser körperlicher Mängel noch nicht.

Das Kapitel in Wien dauerte nur ein Jahr, dann kehrte er nach Schweden zurück, spielte für Dahlen in der dritthöchsten Leistungsstufe. Wieso das? "Ganz einfach, nur wegen Corona. Die Lage in Österreich war damals ungewiss."

Seine Waffen

Die letzten beiden Saisonen spielte Neubauer dann für Zell/See, das in der AlpsHL schon länger zu den ambitionierteren Teams zählt. 46 Tore in insgesamt 64 Spielen sind sicher eine Marke, auch wenn die Liga natürlich durch die Farmteams zeitweise verwässert wird.

Ich habe Neubauer natürlich in all seinen Stationen gesehen - neben seinem Speed ist auch sein Schuss eine Waffe. Vor allem im Powerplay kann der Rechtsschütze von der linken Halfwall Goalies mit seinen One-Timern überwinden.

Neubauer im Zell/See-Dress
Foto: © GEPA

Im Nationalteam nimmt er in Überzahl jetzt die Rolle des Bumpers ein. Beim Spiel gegen Deutschland am Samstag reichte es für ihn in Überzahl zu seinem ersten Teamtreffer im fünften Spiel - ein schneller Schuss aus dem Slot durch den Körper des deutschen Goalies.

Bader: "Noch keine Gründe, ihn zu cutten"

Auch wenn Neubauer in der AlpsHL zu den Top-Cracks gehört, sicher auch ohne Probleme für einige ICE-Teams offensive Beiträge leisten könnte, war die Teamberufung auch für ihn eine Überraschung: "Ich habe mich in Schweden schon auf die nächste Saison vorbereitet, der Anruf vom Teamchef hat natürlich alles geändert. Ich freue mich, dass ich hier sein darf, möchte das auch noch weiter tun."

Bader, dessen Einberufungen in gewissen Fällen außerhalb des österreichischen Eishockey-Konsens erfolgen, über den Doppelstaatsbürger: "Ich kenne ihn natürlich auch schon länger, er hat mir immer gefallen. Die Einberufung war ein Test, er hat mir aber bis jetzt noch keine Gründe geliefert, ihn zu cutten."

Neubauer lief auch schon für die schwedischen U16- und U17-Nationalteams auf, diese nehmen aber an keinen WMs teil. Ansonsten hätte sein Stint in Dahlen seinen von der IIHF vorgeschriebenen Aufenthalt In Österreich von vier Saisonen doch unterbrochen.

Neubauer ist allerdings ein Beispiel dafür, wie strunzdumm die Regel der "Domestic Players" in der ICE ist: Würde er heute erstmals nach Österreich wechseln, müsste er zwei Saisonen als Import spielen, seine Chancen auf einen Vertrag wären damit sehr reduziert. Die ICE und der ÖEHV, die diese Regel gemeinsam ausbaldowert haben und sich damit als oberstes Passamt generieren, könnten damit in der Zukunft ähnliche Doppelstaatsbürger von einem Österreich-Engagement ausschließen.

Auch ohne WM machte Neubauer schon Werbung in eigener Sache

Wie geht es mit Neubauer im Nationalteam weiter? Hat er als AlpsHL-Spieler (Defender Philipp Wimmer wäre eigentlich ein weiterer Crack, der heuer überwiegend in dieser Liga spielte) wirklich eine Chance auf die A-WM?

Bader lässt sich die Entscheidung natürlich noch offen, beim 0:6 gegen Tschechien ging Neubauer natürlich mit unter, hatte aber im letzten Drittel gute Momente. Sollte doch noch der Cut erfolgen - es rücken natürlich noch einige Spieler ein - hat sich Neubauer aber wenigstens wieder der österreichischen Eishockeyszene vorstellen können.

Er hat noch einen Vertrag in Zell für die nächste Saison, hat aber die ICE keineswegs aus den Augen verloren: "Mit 26 habe ich nicht mehr soviel Zeit vor mir. Mal sehen, was die Zukunft bringt."


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