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5 Jahre Bader: Abrechnung des ÖEHV-Teamchefs

Olympia verpasst, nicht erstklassig: Wo Bader trotzdem Entwicklung sieht.

5 Jahre Bader: Abrechnung des ÖEHV-Teamchefs Foto: © GEPA

Wenn das ÖEHV-Nationalteam vom 11. bis 13. November mit dem Vier-Nationen-Turnier in Slowenien (alle drei Spiele im LIVE-Stream auf LAOLA1) die nächste Länderspiel-Aufgabe angeht, ist es auch der Beginn eines neuen "Olympia-Zyklus".

Mit der verpassten Qualifikation für die Olympischen Spiele 2022 Ende August endete die letzte "Abrechnungs-Periode" für Roger Bader. Exakt fünf Jahre nach Dienstantritt des Schweizers steht Österreichs Eishockey einmal mehr vor der Aufgabe, im Frühjahr den Aufstieg aus der WM-Zweitklassigkeit zu schaffen. Es gilt eine Mannschaft vorzubereiten, die bei der nächsten Gelegenheit auf Olympia 2026 in Mailand in rund drei Jahren zumindest eine berechtigte Grundlage auf eine Teilnahme bei den Spielen in Norditalien hat.

Kritische Stimmen, die sich für eine andere Lösung als Bader in der Rolle des ÖEHV-Teamchefs laut machen, sind schon länger zu vernehmen. Der 57-Jährige tritt diesen Einwürfen aber gelassen entgegen.

"Jeder Teamchef hat Befürworter und Gegner, in jeder Sportart. Man weiß ja, dass auf der Tribüne und vor den TV-Geräten 5.000 Teamchefs sitzen. Ich kann das akzeptieren und es beeinflusst mich nicht. Ich bekomme viel positives Feedback, wie wir uns punkto Auftreten, Spielweise und Kaderbildung entwickelt haben. So werden wir international wahrgenommen", meint Bader gegenüber LAOLA1 - und will den souveränen Aufstieg 2017 sowie den A-Klassenerhalt 2018, als erstmals seit zehn Jahren ein Aufsteiger wieder oben blieb, als Erfolge nicht vergessen wissen.

"Es ist sehr viel Positives in diesem Zyklus passiert. Der Klassenerhalt in Kopenhagen war ein großartiger, sogar historischer Erfolg. Dass wir dieses Ergebnis 2019 in Bratislava nicht wiederholen konnten, ist das einzige schlechte Resultat in bisher fünf Jahren Amtszeit", meint Bader selbst über das Erreichte.

Abstieg wurde durch Corona besonders fatal

Dass die Olympia-Quali - zugegebenermaßen erwartungsgemäß - nicht funktionierte und Österreich 2021/22 weiter als Mitglied der Division 1A dasteht, eine Entwicklung rein basierend auf den erreichten Ergebnissen des ÖEHV-Teams in der Eishockey-Welt also (noch) nicht zu beobachten ist, veranlasst Bader zu einem Rückblick auf die Geschehnisse.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

"Den Klassenerhalt 2019 haben wir mit der knappestmöglichen Entscheidung nicht geschafft - einer Niederlage im Penaltyschießen (gegen Italien, Anm.). Besonders bitter war, dass der entscheidende Penalty von Dominique Heinrich an die Latte ging. Wenn der reingeht, bleiben wir drei Jahre in der A-Gruppe, ohne ein Prozent besser gespielt zu haben", sollte sich der bitterste Moment der letzten fünf Jahre als besonders tragisch herausstellen.

Coronabedingt fand seit damals keine B-WM mehr statt, musste die "Mission Wiederaufstieg" immer wieder verschoben werden.

Acht Minuten stören zufriedene Olympia-Quali-Bilanz

Grundsätzlich zufrieden bilanziert Bader mit der bisher jüngsten Aufgabe, der Olympia-Qualifikation in Bratislava.

Mit Rang drei war das Ergebnis im Rahmen der Erwartungen, die Lesitungen gegen die Slowakei, Weißrussland und Polen hätten dem Teamchef sogar positiv "überrascht" - mit dem großen "Aber" der verflixten acht Minuten gegen Weißrussland, als aus einer 2:0-Führung ein 2:5 wurde.

"Das Spiel und das generelle Auftreten gegen die Slowakei waren aus unserer Sicht hervorragend. Wir haben gegen den klaren Favoriten überrascht und ein überdurchschnittlich gutes Spiel gezeigt, in dem wir am Schluss den Ausgleich am Schläger hatten. Gegen Polen haben wir unsere Pflicht erfüllt und sie geschlagen. Gegen Weißrussland war die erste Periode ebenfalls ausgezeichnet, das zweite Drittel schlecht und das letzte wieder in Ordnung", lautet die Bilanz des Coaches.

Nach dem Ausgleich, bei dem der Schweizer auch Pech bei einem Abfälscher und der Verletzung von Dominique Heinrich attestierte, sei der Bruch durch das dritte Gegentor gekommen.

"Bis zu diesem Zeitpunkt war das noch okay, auch wir hatten zwei gute Chancen und einige positive Momente. Der Bruch kam beim dritten Gegentor. Das hat die Mannschaft womöglich geschockt", analysiert Bader und meint: "Es war wie bei einem Boxer, der sich angeschlagen zum Gong retten muss. Dass wir in diesen acht schlechten Minuten das vierte und fünfte Gegentor entgegennehmen mussten, hat das Spiel entschieden."

Bader ist überzeugt: "Mit 2:3 in die Pause zu gehen, wäre kein Umfaller gewesen, das hätten wir noch korrigieren können." Euphorisierte Weißrussen seien dann aber nicht mehr zu stoppen gewesen.

"Sie haben einfach das Optimum aus ihren Chancen herausgeholt, das ist auch nicht jeden Tag so. Natürlich wird uns als Team das nicht wieder passieren. Zu stark werden die Erinnerungen an dieses Spiel sein", hofft Bader auf einen Lerneffekt.

Den Niveau-Unterschied im Auge behalten

"Ralph Krueger war 13 Jahre lang Nationaltrainer der Schweiz. War jede WM unter ihm erfolgreich? Sicher nicht. Aber die Entwicklungsrichtung hat gestimmt."

Bader fordert Geduld - und mehr Arbeitszeit

Solche Aussetzer in Zukunft auszumerzen, wird eine der Aufgaben sein. Was noch lange nicht heißt, dass Österreich in absehbarer Zeit auch einmal als Favorit in ein Turnier mit Beteiligung der Slowakei gehen kann.

"Um uns in drei Jahren, wenn die nächsten Quali-Spiele stattfinden, für Olympia zu qualifizieren, müssen wir weitere Fortschritte machen. Wir müssen nahe an das Niveau von Mannschaften wie Slowakei, Norwegen oder Dänemark kommen. Nur dann können wir erwarten, dass wie eine realistische Chance haben. Das geht nicht so schnell, wie man manchmal möchte", fordert Bader Geduld ein.

Der erste Schritt wird das Vier-Nationen-Turnier, in das der ÖEHV-Trainer wie gewohnt mit einer sehr jungen Mannschaft geht, um Zukunftsoptionen auszuloten. Noch habe von den Routiniers niemand seinen Rücktritt erklärt, wie es nach einem Olympia-Zyklus oft der Fall ist.

"Es gibt vielversprechende Talente. Ich kenne sämtliche Spieler des österreichischen Eishockeys von 15 bis 40, welche das Potential zum Nationalspieler haben. Und ich beobachte ihre Entwicklung rund um die Uhr. Wir müssen aber auch schauen, dass unsere Nationalteam-Programme auf dem Niveau einer Top-12-Nation sind. Nur dann können wir die Lücken schließen", will Bader mehr Entwicklung im Unterbau vorantreiben.

Abschließend will der Teamchef nicht unerwähnt lassen, wie Corona den vergangenen Olympia-Zyklus beeinflusst hat: "Wir hatten 14 Monate keine Spiele und hatten zwei Jahre keine Gelegenheit, eine B-WM zu spielen und uns die Rückkehr in die A-Gruppe zu verdienen."

Bader führt durch richtungsweisendes Jahr

Ungeachtet der Kritik an seiner Person werden die nächsten Schritte unter Bader stattfinden. Sein Vertrag wurde bis Ende der Saison 2022 verlängert.

"Bei Nationalteams wird viel mehr auf Kontinuität und Langfristigkeit gesetzt. Auch im Wissen, dass der Teamchef abhängig von den Spielern ist, die er bekommt - und sie nur kurze Zeit bei sich hat. Ralph Krueger war 13 Jahre Nationaltrainer der Schweiz. War jede WM unter ihm erfolgreich? Sicher nicht. Aber die Entwicklungsrichtung hat gestimmt."

Und die sieht Bader, manchem Unkenruf zum Trotz, auch in Österreich weiter als gegeben. Nichtsdestotrotz wird das Länderspiel-Jahr für Österreichs Eishockey-Team und seinen Teamchef nach der Corona-Pause richtungsweisend. Einige Zukunftshoffnungen wollen und sollen sich beweisen und die erste Chance zum Wiederaufstieg nach drei Jahren ist ein Ziel, das klar ins Auge gefasst wird.

 

Vier-Nationen-Turnier in Jesenice im LIVE-Stream:

11. November (15:30 Uhr): Österreich - Weißrussland

12. November (15:30 Uhr): Österreich - Slowenien

13. November (15:30 Uhr): Österreich - Frankreich

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