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Vinzenz Rohrer: In den Fußstapfen von Marco Rossi

17 Jahre, Vorarlberger, in Zürich ausgebildet, nun in Ottawa - und trotzdem unbekannt:

Vinzenz Rohrer: In den Fußstapfen von Marco Rossi Foto: © getty

Der kommende Draft in der NHL wird aus österreichischer Sicht besonders spannend.

Marco Kasper spielte sich in den letzten Wochen – egal ob mit Rögle oder mit dem ÖEHV-Team – in den Draft-Charts immer höher, steuert (mindestens) auf einen Platz in der ersten Runde zu.

Doch in seinem Windschatten zeigt noch ein weiterer Österreicher groß auf, wenn auch auf der anderen Seite des Atlantiks. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf den hierzulande noch fast völlig unbekannten Vinzenz Rohrer.

"Eine Offenbarung mit magischen Händen"

"Was kannst du mir über Rohrer sagen? Er ist in Ottawa eine Offenbarung" – so einige Anfragen zuletzt aus Nordamerika. Das US-Scouting-Magazin "Red Line Report" listete ihn in seiner November-Ausgabe als einen der Aufsteiger: "Wir wussten nichts über ihn, aber er hat sich in den Vordergrund gespielt. Talentierter Scorer mit magischen Händen." Auch das NHL-Scouting Bureau hatte schon früh ein Auge auf ihn geworfen, führt ihn als "B-Prospect", sprich einen Kandidaten für die vorderen Draft-Runden.

Nun, es ist noch immer zu früh in der Saison um über Positionen im NHL-Draft zu sprechen, aber Rohrer hat in der OHL einen tollen Start hingelegt – fünf Tore und zehn Assists in 16 Spielen, damit fast ein Point-Per-Game-Scorer. Die Ottawa 67's machten in den letzten beiden Saisonen mit Marco Rossi einen tollen Griff und entschieden sich im heurigen Import-Draft wieder für einen österreichischen Forward.

Wie kam's dazu? Rohrer erklärt im LAOLA1-Interview: "Erste Gespräche gab es schon im letzten November, die 67's haben sich dann auch mit Zürich in Verbindung gesetzt. Dann gab's weitere Gespräche. Als ich ihnen versprochen habe, mit keinem anderen Team zu reden, haben sie umgekehrt zugesagt, mich zu draften."

Dass der Rankweiler Nachfolger von Marco Rossi in Ottawa wurde, ist aber nicht die einzige Parallele. Beide machten die ersten Eishockey-Schritte bei der VEU Feldkirch, wechselten aber schon früh nach Zürich in die Nachwuchsabteilung des ZSC.

Differenzen zu Marco Rossi und Ermahnungen von Dave Cameron

Aber es gibt auch Differenzen zu Rossi: Rohrer beendete seine Schulpflicht mit dem Handelsschul-Abschluss in Feldkirch bereits vor seinem Flug nach Übersee, kann sich jetzt ganz auf das Eishockey konzentrieren. Er entstammt auch nicht unbedingt einer Eishockeyfamilie, sein Vater war Profitennis-Spieler mit nur etwas Hobby-Eishockey nach Karriereende, Bruder Niklas wechselte auch bald den Schläger mit dem Racket. Beide Familien kennen sich allerdings schon seit Jahren, da Niklas und Marco Rossi (beide 2001 geboren) im gleichen Team spielten.

Ebenfalls keine Parallele: Mit Simo Niiranen vertraut Rohrer einem finnischen Agenten, der allerdings in der Schweiz lebt. Er arbeitet für die Agentur Wasserman, die im letzten Sommer die alteingesessene finnische Agentur ACME übernahm. Unter ihren finnischen Klienten: Goalie Tukka Rask und der langjährige Detroit-Forward Valtteri Filppula.

Bestens aus Wien bekannt: Dave Cameron
Foto: © GEPA

Ebenfalls ein Unterschied zu Rossi: Der spielte noch unter Headcoach Andrei Tourigny, der sich allerdings im Sommer in die NHL zu den Arizona Coyotes verabschiedete.

Sein Nachfolger: Dave Cameron, gut aus Wien bekannt. Rohrers Beschreibung von dessen Ansprachen kommen Caps-Fans oder -Spielern sicher bekannt vor: "Kurz und knapp, er macht dir klar, was er von dir erwartet, Zweifel lässt er keine offen."

Aber Cameron, der Rohrer im Sommer natürlich noch nicht kannte und erst in Österreich Informationen über ihn einholte, förderte den Vorarlberger mit viel Eiszeit von Beginn an, setzte ihn schon in der Pre-Season in der Toplinie ein. Rohrer kam nicht nur im Powerplay, sondern auch im Penalty Killing zum Einsatz, etwas, das viele Offensiv-Imports nicht von Haus aus erwarten dürfen.

Was hat Cameron an Rohrer noch auszusetzen? "Manchmal mache ich Plays, die nicht aufgehen können, er ermahnt mich dann, das Spiel etwa einfacher zu halten."

Vinny's Vorfreude auf Edmonton

Einer von Rohrers Vorzügen neben flinken Beinen und sehr guten Händen auch in Top-Speed – er kann sowohl als Center als auch als Flügel agieren. 14 der bisherigen 16 Saisonspiele der 67´s, die trotz einer Umbruchphase wieder die Tabelle ihrer Division anführen, absolvierte er als Mittelstürmer.

Im Gegensatz zu Zürich, wo er zuletzt ein Apartment alleine bewohnte, ist Vinni/Vinny (so seine Vornamen in Österreich und Kanada) bei einer Gastfamilie untergebracht, die Kochkünste seines Herbergsvaters ringen Rohrer jedenfalls großes Lob ab. Dazu kommt noch, dass er 300 Meter von der Halle entfernt lebt, bei den bekannt strengen Wintern in Ottawa auch kein Fehler.

Rohrer, der in den letzten beiden Jahren mehr als 20 Kilo zugelegt hat (wiegt derzeit 75 kg bei einer Größe von 1,82 Metern) und zwar kein Gigant, aber auch kein kleiner Spieler mehr ist, freut sich jedenfalls schon auf die Junioren-WM, logisch, dass er ein Aufgebot von Teamchef Marco Pewal erwarten kann.

Gute Auftritte in Edmonton und davor und danach in Ottawa würden ihn bezüglich des NHL-Drafts natürlich weiter nach oben spülen, auch wenn jüngere Import-Spieler angesichts der erhöhten Spielanzahl und -intensität in ihren Debütjahren öfters eine kleine Leistungsdelle in der zweiten Saisonhälfte erleiden.

Eines ist auf jeden Fall klar: Mit dem Geburtsdatum 9. September 2004 (sechs Tage vor dem Cutoff-Date 15. September) wäre er auf jeden Fall einer der jüngsten Cracks bei der jährlichen Talenteziehung…

 

VIDEO: Vinzenz Rohrer trifft traumhaft


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