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Playoff-Auftakt in der ICE: Hat sich Salzburg verzockt?

In Teil 2 der Vorschau zum Playoff-Auftakt der ICE wirft LAOLA1-Scout Bernd Freimüller einen Blick auf die Paarungen Salzburg-Linz und Bozen-Villach.

Playoff-Auftakt in der ICE: Hat sich Salzburg verzockt? Foto: © GEPA

Auftakt in die Playoffs der win2day ICE Hockey League – Zeit für Phrasen ("Die schönste Zeit für Eishockey-Fans"), Aufregungen (Jede Strafe in einem TV-Spiel wird wie der Zapruder-Film seziert) und Erkenntnisse, die oft schon nach den ersten zehn Minuten von Spiel 1 gezogen werden, die Serien aber kaum überdauern.

Einen Ausblick auf die Viertelfinal-Duelle gibt LAOLA1-Scout Bernd Freimüller.

In Teil 2 dreht sich alles um den Schlagabtausch zwischen dem EC Red Bull Salzburg und den Black Wings Linz, sowie jenem zwischen dem HC Bozen und dem VSV

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Red Bull Salzburg – Black Wings Linz

Die richtige Wahl?

Während die ersten beiden Picks (trotz anderslautender Vorankündigungen) nur logisch ausfielen, überraschte die Wahl der Roten Bullen nicht nur mich. Eine Playoff-Serie gegen ein von Philipp Lukas gecoachtes Team, das jetzt wieder in Bestbesetzung auflaufen kann, wäre für mich nicht dem VSV vorzuziehen.

Linz ist – wie letztes Jahr in der Serie gegen Bozen zu sehen – ein verdammt schwer zu spielendes Team, das kompakt auftritt und wenig Freiräume anbietet. Dazu kommt mit Rasmus Tirronen noch ein Goalie, der jetzt ohne Verletzungen durchkommt und alleine durch seine Größe schwer zu überwinden ist.

Selbst bei einem Weiterkommen (und das wird schon schwer genug) könnte diese Serie den Roten Bullen viel Kraft kosten. Vor meinem geistigen Auge sehe ich gegen Linz weniger offene Räume als gegen den VSV.

Wieder in Bestbesetzung – aber auch in Bestform?

Bei Linz kamen Matt McKenzie, Nico Feldner und Stefan Gaffal schon vor einiger Zeit von kürzeren oder längeren Verletzungen zurück, beginnen also in den Playoffs keineswegs bei null.

In Salzburg hingen müssen Troy Bourke, Lucas Thaler und vor allem Peter Schneider erst in den Playoffs wieder Spielpraxis erlangen – reicht da das Adrenalin (und bei Schneider die Schusskraft) in den ersten Spielen?

Eine zu erwartende intensive Serie ist normalerweise nicht der rechte Moment, die Zehen in den See zu stecken, aber anders ging es vom Timing her offenbar nicht.

Eine Geschichte zweier Hälften

Bei Linz kippt der Kader schon ziemlich nach den ersten beiden Sturmlinien: Die Collins- und Knott-Reihen agieren in beiden Richtungen stark, Knott wird sicher wieder einige Sportmanager aus dem Ausland anziehen. Danach ist aber Sense, die Stuart- und Bretschneider-Reihen sind eher Ligadurchschnitt, wenn überhaupt, vor allem, wenn Verletzungen auftreten.

Die Roten Bullen könnten dagegen in den Playoffs das tiefste Lineup ihrer heurigen Saison aufbieten: Die drei Comebacker und die Nachverpflichtungen Drake Rymsha, Nicolai Meyer und Cameron Schilling standen nämlich nie gemeinsam auf dem Eis. Rymsha und Meyer sollten eine mitunter anämische Offensive (nur drei Stürmer trafen zweistellig) gehörig aufwerten.

In der Defensive wird die Situation von Jahr zu Jahr kurioser: Jetzt gönnt man sich sechs Legionärs-Defender, das schafften nicht einmal Innsbruck oder Dornbirn in ihrer Glanzzeit.

Paul Stapelfeldt wird noch geduldet und darf wenigstens Strafen killen, Philipp Wimmer und Lukas Schreier dürften wie jedes Jahr zu diesem Zeitpunkt das AlpsHL-Team verstärken bzw. als Claqueure agieren. Das sind halt Kollateralopfer in einem Kader, der daher aber auch in der Defensiv-Tiefe den Linzern überlegen sein sollte.

HC Bozen – VSV

Goalieduell

Sam Harvey tauschte vor einigen Wochen das trübe Rauma wieder gegen das sonnige Bozen ein, wurde auch mit Überschwang begrüßt.

Doch seine Leistungen reichten noch nicht an die der Vorsaison heran, er wirkte mitunter fahrig und löchrig. Backup Gianluca Vallini verfügt über ausgezeichnete Stats in seinen heurigen 14 Einsätzen (GAA 1,62). Sollte er Harvey dauerhaft ablösen müssen, würde das aber eher nicht für einen positiven Verlauf der Serie sprechen.

Ähnliches gilt für den VSV, allerdings mit einem weit besser spielenden Starting Goalie: J-P Lamoureux hat ein kleines Zwischentief wieder überwunden, gemeinsam mit einer verbesserten Defensive sorgte er für knappe Resultate (darunter das entscheidende 1:0 in Innsbruck) im Rennen um die Playoffs.

Es sollte ein interessantes Duell zweier Goalies mit weniger als Gardemaß werden…

Späte Neuverpflichtungen

Der VSV stellte sich vor einigen Wochen neu auf und das nur teilweise notgedrungen: Für den verletzten Arturs Kulda (Fingerbruch) kam mit Ethan Cap ein neuer Defensivdefender mit einer sehr simplen Spielweise.

Im Angriff stießen der quirlige Maxim Golod und der lange verletzte Tyler Steenbergen dazu. Ist Letzterer wirklich einem Blaz Tomacevic vorzuziehen? Insgesamt macht das zwölf Legionäre, einer muss neben Kulda auf die Tribüne.

Auch der HCB fraß sich vor den Playoffs wie gewohnt etwas Fett an: Harvey für Niklas Svedberg war ein 1-1-Wechsel, eigentlich auch Cristiano DiGiacinto für den in seine Heimat zurückgekehrten Tyler Sikura. Mit Andreas Söderberg kam als elfter Import noch ein hünenhafter Defender, der aber wohl nur ein Einspringer bleiben könnte.

Können Golod, Steenbergen, Cap, DiGiacinto oder Söderberg einen Unterschied in dieser Serie ausmachen? Drauf wetten würde ich nicht…

Härte als Faktor

Während der VSV schon lange nicht mehr übermäßig physisch auftritt, war das durchaus immer ein Markenzeichen des HCB. Heuer hat sich das aber geändert: Mike Halmo steht zwar immer unter Generalverdacht nach dem Motto "Sperrt Frauen und Kinder weg", agierte heuer aber in dieser Beziehung unauffällig.

Davis Vandane ist wie zu erwarten ein "Gentle Giant", Blake Parlett fand nie so recht seine erwartete Rolle. Nur Scott Valentine tischt immer wieder krachende, aber saubere Hits, aus. Kein Wunder, dass Coach Glenn Hanlon bei Sportdirektor Dieter Knoll zumindest noch etwas Größe einforderte und diese mit Söderberg auch bekam.

Beim VSV fiele mir kein einziger Spieler als Angstmacher ein und da ist das heutige oft körperlose Spiel eh schon einberechnet. Es könnte eine relativ ruhige Serie werden, was einem Spieler wie John Hughes entgegenkommen könnte…


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