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Wer die ICE-Playoffs noch packt

Scout Bernd Freimüller hat seine Tendenz für die Qualification Round der ICE:

Wer die ICE-Playoffs noch packt Foto: © GEPA

Die nächsten Wochen werden entscheidend sein: Auch in der bet-at-home ICE Hockey League, wo die letzten drei Playoff-Plätze ausgespielt werden.

Sechs Klubs rittern in der Qualification Round in zehn Spielen um die verbliebenen drei Tickets, die zu den fünf fix qualifizierten Klubs der Pick Round hinzukommen.

Am Freitagabend läuten die Spiele Bratislava-VSV, Graz-Innsbruck und Dornbirn-Black Wings den Auftakt in eine intensive Phase ein - LIVE-Ticker >>>. 

Innerhalb von vier Wochen müssen die Mannschaften jeweils zweimal gegen ihre schärfsten Wiedersacher ran - Spielplan und Ergebnisse >>>.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen Blick auf die sechs Teams der Qualifikationsrunde.

Erwarte, dass in den nächsten Tagen und Wochen wieder Phrasen wie "Knochenmühle" oder ähnliches ausgepackt werden. Auch die Ansage von "So spannend wie noch nie" gehört in das Topos-Regal, wo auch die jährliche "Stärkste 2. Liga aller Zeiten" (zur deutschen 2. Fußball-Bundesliga) liegt.

Das Waldorf-System der ICE, wo auch sportliche Leichen noch einmal kurz wiederbelebt werden sollen, lässt die letzten Playoff-Aspiranten nochmals enger zusammenrücken, die Zähler der ersten 40 Spiele werden in Bonuspunkte umgewandelt.

Doch dieses in der Eishockey-Welt einzigartige System (in der Slowakei nahmen die Teams bei einer ähnlichen Teilung im letzten Jahr die Punkte mit) bringt nur selten einen völligen Umschwung mit sich. Von 21 zu vergebenen Playoff-Plätzen der letzten Jahre gingen nur vier an Teams, die ursprünglich außerhalb der Top-8 lagen. Doch noch regiert das Zittern bzw. die Hoffnung.

Playoff-Fixstarter

Dornbirner EC (60 Punkte/8 Bonuspunkte)

Was für sie spricht: Eine konstante Saison, in der sie meist der Warentrenner zwischen den Top-6 und dem Rest der Liga waren. Schlussendlich fehlten acht Punkte auf Salzburg, aber der Abstand zum letzten Nicht-Playoff-Platz Innsbruck beträgt gleichzeitig zehn Zähler.

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Coach Kai Suikkanen trichterte seiner Truppe ein System ohne große Abstände zwischen den einzelnen Cracks ein, wo Spieler nur selten vor dem Puck zu finden sind. Selbst Anthony Luciani, der letzte Saison in Znojmo im eigenen Drittel nur Cameo-Auftritte hatte, hat das innerhalb kürzester Zeit verinnerlicht und hilft vor allem im Powerplay von der linken Halfwall.

Im Gegensatz zu den letzten Saisonen blieben die Bulldogs auch von Verletzungen verschont, sodass Suikkanen im fast immer selben Lineup vier Reihen rollen kann. Kurz vor Transferschluss wurde das Legionärskontingent noch voll ausgeschöpft. Dornbirn war bis jetzt das Bozen der unteren Gruppe und sollte das ohne große Verletzungswelle auch bleiben.

Was gegen sie spricht: Ein fragwürdiges Goalie-Duo mit Östlund und Höneckl, aber das gilt für alle Teams dieser Gruppe.

 

Die Playoff-Aspiranten

Bratislava Capitals (51/6)

Was für sie spricht: Der Trend ist ihr Friend, aus ihren letzten zehn Spielen holten sie 19 Punkte und arbeiteten sich vom vorletzten auf den siebten Platz nach vorne. Kein anderes Team drehte den Kader während der Saison so um, wie die Slowaken, die alle sechs Tauschvorgänge ausschöpften. So standen schließlich neun Abgängen, zehn Zugänge gegenüber.

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Goalie Jared Coreau ist nun die Nr. 1 und steigerte sich nach einer wackeligen Anfangsphase. Auch Verteidiger Ryan Culkin machte das Team sofort besser. Coach Peter Draisaitl (auch ein Neuzugang) verfügt über ein tieferes Lineup als etwa Innsbruck oder Villach, in dem zuletzt Milos Bubela und überraschenderweise auch Denis Hudec Top-Scorer Mitch Hults etwas entlasteten.

Was gegen sie spricht: Auch durch den laufenden Einbau neuer Spieler war es schwer, ein Spielkonzept einzupflanzen, auch heute noch leben die Slowaken eher von einigen Einzelkönnern. Und bei der letzten Neuverpflichtung, Brett Carson, bleibt nur zu hoffen, dass sie sich nicht in ähnlicher körperlicher Verfassung präsentiert wie Sergej Kostitsyn. Trotz der aufsteigenden Leistungskurve ist Bratislava weiter von Spiel zu Spiel eine Wundertüte.

Graz99ers (51/4)

Was für sie spricht: Sicher nicht der Trend der letzten Wochen mit gerade zehn Punkten aus den letzten zehn Spielen, darunter ein krachendes 1:7-Heimdebakel gegen Dornbirn. Aber immer wieder lassen die Grazer schwachen Leistungen auch durchaus homogene Auftritte folgen.

Coach Jens Gustafsson kann trotz einiger Verletzungen (Grafenthin, Oberkofler) vier Linien und drei Defender-Paare aufbieten. Auch wenn die Defensive über (zu) wenig Puckmover verfügt, kann sie dichthalten und eigentlich sollten alle vier Linien für genügend Tore sorgen können.

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Was gegen sie spricht: Wie gesagt, der Trend der letzten Wochen. Wie bei allen Teams in dieser Gruppe ist das Goaltending eher suspekt und Cracks wie Joel Broda, Ken Ograjensek oder Travis Oleksuk sind von ihrer Bestform weit entfernt.

HC Innsbruck (50/2)

Was für sie spricht: Die beiden Top-Sturmlinien um die Paare Ciampini/Christoffer und Herr/Girard gehören offensiv eher in die Pick- denn in die Qualification Round. Sie können selbst an schlechten Tagen (wie zuletzt in Salzburg) Spiele noch umdrehen.

Die Offensive wird auch in den nächsten Wochen Innsbrucks Trumpfkarte bleiben (müssen), 130 erzielte Treffer waren der zweithöchste Wert hinter Fehervar. Zuletzt konnte Coach Mitch O’Keefe seinen vollen Kader ausschöpfen, sodass Jan Lattner sogar in den Sturm rücken konnte.

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Was gegen sie spricht: Die Defensive inklusive Goaltending, 140 Gegentreffer waren der Höchstwert der Liga. Und auch wenn am Papier vier Linien aufgeboten werden – den Großteil der Eiszeit müssen die zwei Top-Blöcke abarbeiten und das kann vor allem bei Verletzungen im gedrängten Spielplan (wie zur Weihnachtszeit) letal enden. Goalie Tom McCollum ist kein Mann, der Fehler seiner Vorderleute ausbügeln kann.

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Villacher SV (41/1)

Was für sie spricht: Ehrlich gesagt, nicht viel. Nachdem die Truppe nach der Rückkehr von Rob Daum wenigstens etwas defensive Konstanz wiedergefunden hatte, verschwand diese in den letzten Wochen wieder.

Die Quali-Runde ist die letzte Möglichkeit für Cracks wie Scott Kosmachuk (wies öfters seine Sniper-Fähigkeiten nach), Jordan Caron (drängt wenigstens zum Tor) oder Sahir Gill zu beweisen, dass sie besser sind als zuletzt gezeigt.

Bei den Neuverpflichtungen Jakub Sedlacek (bereits der dritte Legio-Goalie) der Saison und Josef Hrabal gilt auch das Prinzip Hoffnung, Hrabal könnte als Routinier aber eine Rolle wie Bartalis in Linz oder Porselund in Innsbruck (bis zu seiner Verletzung) einnehmen und verfügte früher auch über einen guten Schuss.

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Was gegen sie spricht: Die letzten Spiele konnten nicht gerade als Hoffnungsmacher dienen, noch dazu reduzierten Verletzungen das Aufgebot auf meist drei Sturmlinien und körperlich überforderte Nachwuchskräfte. Zwar konzentriert sich der Volkszorn auf die neuen Legionäre des Sommers, aber das waren bei weitem nicht die einzigen Baustellen.

Jerry Pollastrone und Jamie Fraser haben ihr Spiel völlig verloren, noch dazu taumelt der über Jahre unzerstörbare Fraser von einer Verletzung in die andere. Dass Nashville auch noch den konstanten Frederik Allard in die AHL abberief, obwohl sie gar kein Farmteam stellen, passt auch noch zu einer verkorksten Saison.

Dazu kommt auch noch ein Österreicher-Kern, der sich von der Konkurrenz wahrlich nicht positiv abhebt – Martin Ulmer ist mit vier Treffern schon der rot-weiß-rote Topscorer. Dazu kommt noch, dass die Ergebnisse gegen die fünf Konkurrenten der Hoffnungsrunde desaströs ausfielen…

Black Wings 1992 (34/0)

Was für sie spricht: Die schwärzesten Stunden der heurigen Saison sollten vorbei sein. Das nachverpflichtete Defenderpaar Josh Roach (allerdings nicht so dominierend wie letztes Jahr)/Oskars Bartulis ist natürlich um einiges stärker als ihre Vorgänger Nielsen und Tikkinen.

Und die Wochen, als die dritte und vierte Sturmlinie aussahen, als ob ein Computerfehler das AlpsHL-Lineup abgedruckt hätte, sind auch vorbei. Brian Lebler bewies in den letzten Wochen, dass er sich noch nicht aufgegeben hat und bei Vorlagen von Dragen Umicevic stets zur Stelle ist. 

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Was gegen sie spricht: Alleine die Logik und Mathematik – die Linzer müssen drei Teams nicht nur ein-, sondern sogar überholen (bei Punktegleichheit sind sie automatisch immer schlechter gereiht). Davon abgesehen: Sind die Linzer wirklich besser geworden? Höchstens um Kleinigkeiten und das natürlich ausgehend von einem höchst überschaubaren Niveau.

Das Goaltending ist weiter unbeständig, die Defensive wenig beweglich und neben Lebler, Umicevic und Pelletier besteht wenig Hoffnung auf Tore. Dass die Neuzugänge Gints Meija (kenne ich als körperlich starken Crack mit etwas Offensive) und der aus der finnischen Mestis gekommene Atte Karppinen das Ruder herumreißen, kann ich mich auch nicht vorstellen, im Gegensatz zum vorher gekommenen Dennis Yan (noch ohne Treffer) bringen sie wenigstens Spielpraxis mit. 81 erzielte Treffer waren auch mit Abstand der niedrigste Ligawert.  

Die Black Wings lagen nach 40 Spielen 17 Punkte hinter dem letzten Playoff-Platz (Graz). Das kam nicht von ungefähr und lässt nur sehr bedingt auf ein Februar-Wunder hoffen…

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