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Bratislava Capitals: Was kann der neue Klub?

LAOLA1-Scout nimmt neuen Teilnehmer der ICE Hockey League unter die Lupe:

Bratislava Capitals: Was kann der neue Klub? Foto: © GEPA

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Die Eishockey-Saison naht in großen Schritten! Mit dem Start der ICE Hockey League beginnt hierzulande eine neue Ära, nachdem die Corona-Krise den Abschluss der letzten EBEL-Saison und damit die Kür eines Meisters verhinderte.

Auch die Vereine der Scheibenjagd präsentieren sich durch die widrigen Umstände zum Teil mit einem neuen Gesicht.

Bernd Freimüller nimmt in seiner traditionellen Saison-Vorschau wieder alle Teams unter die Lupe. Mit den Bratislava Capitals gibt es einen neuen Verein in der Liga, naturgemäß der große Unbekannte. Die Slowaken eröffnen die Saison mit dem Spiel gegen den HC Bozen (morgen Freitag, ab 17:30 Uhr im LIVE-Ticker). Der LAOLA1-Scout gibt aber eine Einschätzung.

Das sollte klappen

Ein slowakischer Zweitligist hat normalerweise in der ICE bzw. ehemaligen EBEL keinen Auftrag. Doch die Bratislava Capitals traten schon letzte Saison mit einer prominent besetzten Truppe an, die locker einen Extraliga-Mittelfeldplatz (oder gar mehr) eingenommen hätte. Zwar gingen einige der Stützen über den Sommer verloren, doch auch der jetzige Kader hat genug Klasse und Routine, um hierzulande eine gute Rolle zu spielen. Cracks wie Peter Hamerlik, Martin Chovan, Karol Sloboda, Eduard Sedivy, Adam Lapsansky oder Teamspieler David Buc habe ich über die Jahre unzählige Male in der tschechischen oder slowakischen Extraliga verfolgt – alles keine "heurigen Hasen".

Lapsansky könnte zu einem der Top-Speedster der Liga werden. Das Team steht allgemein gut auf den Eisen und präsentiert sich diszipliniert in der Defensive – letzteres im Gegensatz zum Liga-Vorgänger Znojmo, einer meist talentierteren, aber oft vogelwilden Truppe. Coach Rostislav Cada legt auf solides Positionsspiel um das eigene Tor großen Wert. Mit 66 Jahren fängt für ihn das ICE-Leben an…

Das könnte klappen

Wie die Zeit vergeht – ich erinnere mich bei Goalie Peter Hamerlik noch an Junioren-Spiele mit Skalica in seinem Draftjahr. Jetzt ist er 38! Er wirkte auf mich zuletzt schon etwas roboterhaft. Können er und sein Backup Samuel Baros (im Stil viel aktiver) gehobenes Goalie-Niveau anbieten?

Die Zeiten, als man das tschechisch-slowakische Eishockey mit kleinen, wendigen, technisch hochwertigen Spielern assoziierte, gehören der Vergangenheit an. Die Teams beider Ligen bringen heute verdammt viel Größe mit, während etwa das Skill-Level weiter hinter Schweden oder Russland anzusiedeln ist. Auch die Capitals verfügen über eine Reihe von großgewachsenen und körperlich starken Spielern – ist das ein Erfolgsrezept für eine kleingewachsene Liga, wo harte Checks oft genug bestraft werden? Allerdings: Marodeure stehen keine im Aufgebot...

Das Problempotenzial

Eine Tormaschine werden die Capitals wohl nicht werden. Richtige Goalgetter oder Playmaker sehe ich kaum im Kader. Tibor Varga – der Topscorer der Saison 2019/20 – ist schon 35 Jahre alt, der Ex-Grazer Brock Higgs wirkte in der Vorbereitung ziemlich verschwurbelt. Und der 38-jährige Michel Miklik dürfte seine stark absinkende Karriere trotz der schützenden Hand von Coach Cada wohl auch kaum wiederbeleben.

Auch in der Defensive sehe ich nur sehr bedingt großes Punkte-Potenzial. Der Ex-Innsbrucker Sacha Guimond soll das Powerplay verstärken, Karol Sloboda und Eduard Sedivy sind weitere Cracks mit gewissen Puckfähigkeiten. Scoring by committee ist wohl vorne als auch hinten angesagt.

Wo könnte nachgerüstet werden?

Wie bei Znojmo bei Liga-Einstieg plante man auch in Bratislava eine einheimische Truppe, Legionäre sollten nur punktuell geholt werden. Der slowakische Markt gibt aber gewohnt wenig Qualität her, so wurden schon vor Saisonbeginn die Ausländerplätze verdoppelt, der Pole Damian Kapica musste allerdings schon wieder gehen. Ein Riesenproblem bei der wahrscheinlichen Suche nach offensiven Verstärkungen: Die Punktewerte der slowakischen Cracks sind unglaublich hoch angesetzt. Schon vor Saisonbeginn mussten durch den Abgang von Robert Varga zugunsten des Schweden Filip Ahl Punkte freigeschaufelt werden – ein Dilemma, das heuer noch kein anderes Team hatte…

Der Ausblick

Die Capitals standen schon zu einem Zeitpunkt auf dem Eis, als an anderen ICE-Standpunkten noch tote Hose herrschte. Jedes Vorbereitungsspiel war schon ein Ernstkampf, die Funktionäre bejubelten jeden Treffer. Vom zu erwartenden Le-Mans-Start könnte Bratislava lange profitieren und wertvolle Punkte im Kampf um die Top-5 einheimsen. Ich sehe sie eher als eine Truppe, die von außen auf diese Plätze lugt…

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