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Das ICE-Zwischenfazit: Wer konnte überzeugen, wer nicht?

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller blickt auf die Leistungen der 13 Teams. Wer erfüllte bis jetzt die Erwartungen, wer blieb darunter?

Das ICE-Zwischenfazit: Wer konnte überzeugen, wer nicht? Foto: © GEPA

Der Deutschland Cup ist vorüber, Österreich schloss das Traditionsturnier mit zwei Siegen aus drei Spielen beachtlich ab.

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Welche Teams erfüllten bis jetzt die Erwartungen von LAOLA1-Experte Bernd Freimüller, welche blieben drunter und wie geht es weiter?

Weit über meinen Erwartungen

HC Bozen:

Nach der enttäuschenden letzten Saison hätte ich ihnen diesen Turnaround, in dem ein neuformiertes Team von Anfang an performte, nicht zugetraut. Fazit: Unterschätze niemals Sportdirektor Dieter Knoll!

Torhüter Sam Harvey - ein ziemlicher No-Name vor der Saison - muss nicht in jedem Spiel auf dem Kopf stehen, liefert aber sehr solide Leistungen ab und war vor allem im Spitzenspiel gegen Salzburg mit seinem Shutout ein wichtiger Faktor.

Hinten räumen Wuchtbrummen wie Mike Dalhuisen, Dylan Di Perna und Scott Valentine auf, während Ryan Culkin immer zu den besseren PP-Defendern der Liga gehört.

Im Angriff bilden Mike Halmo, Brad McClure (erfüllt sein Pfadfinderehrenwort, auch Center spielen zu können) und Dustin Gazley eine echte Paradelinie. Dazu kommen noch Routiniers wie Christian Thomas oder Matt Frattin, die stets für wichtige Tore gut sind und Mitch Hults, wie in Bratislava ein Top-Playmaker. In ihrem Schatten erfüllt auch die Linie der Einheimischen mit Daniel Frank, Domenic Alberga und Luca Frigo wichtige Dienste.

Glen Hanlon kann sich über etwas freuen, was für Bozen-Coaches selten ist: Jobsicherheit im Spätherbst. Ein Belastungstest bei mehreren Verletzungen steht allerdings noch aus.

Black Wings Linz:

Gut aus den Startlöchern gekommen, auch durch Verletzungen den Faden nicht verloren: Eishockey in Linz ist wieder in Mode. Neo-Coach Phil Lukas hat wie im letzten Jahr bei den Steel Wings ein eislaufintensives Team geformt, das dem Gegner nur wenige Freiheiten gibt.

Goalie Rasmus Tirronen ist zwar kein Bewegungsweltmeister, macht aber den ersten Save und sein Team muss daher nicht wie in den Vorjahren mit -1 ins Spiel gehen. Zur Paradelinie um Top-Zuzug Michael Haga, Brian Lebler und Stefan Gaffal kommt auch ein Ausländerpärchen mit Shawn St-Amant und Graham Knott, das mit Emil Romig zur Scorer-Entlastung beitragen kann.

Dahinter sind die Scorer-Beiträge eher mau, auch die Verteidiger-Belegschaft wird eher wenig Tore beisteuern. Daine Todd verletzte sich früh - keine Überraschung, das kann jederzeit wieder passieren.

Würden die Linzer zu diesem Zeitpunkt und mit ihren Mitteln noch einen Mann fürs PP finden, wäre das überraschend, aber wichtig. Doch auch so könnte sich das gutgecoachte Team noch länger unter den Top-6 halten.

Über meinen Erwartungen

HC Innsbruck:

Der Saisonstart gelang den Tirolern meistens, ebenso sicher kam um die Weihnachtszeit der Einbruch wegen des dünnen Personalkostüms. Doch das kann heuer durchaus anders werden.

Wo die Haie sonst bestenfalls drei Linien und ein paar Zerquetschte aufboten, verfügt Coach Mitch O'Keefe heuer dank der Unterstützung von Sportmanager Max Steinacher und GM Günther Hanschitz über vier Sturmformationen, darunter mit Nico Feldner und Senna Peeters zwei junge Österreicher mit überdurchschnittlichem Scoring-Potential.

An mangelnder Scoring-Ausbeute wird das Rennen um die Top-6 heuer nicht scheitern, fast alle Legionäre performen offensiv. Das Defensivspiel (des ganzen Teams) könnte hier eher zu einem Problem werden. Goalie Tom McCollum zeigte vor kurzem schon Anzeichen an Müdigkeit, ehe er sich wieder erholte. Kommt ein zusätzlicher Goalie statt des öfters verletzten Rene Swette für die spielintensive Weihnachtszeit?

Aber auch so könnte sich Innsbruck wie Ljubljana in der Vorsaison bald genügend Speck für die Winterzeit angefressen haben..

Graz99ers:

Der neunte Platz, dazu nach den Pioneers die wenigsten Tore der Liga - wie kann das Team die Erwartungen übertreffen? Ganz einfach: Durch die Punktegewinne mit stark reduziertem Lineup.

Unter den sechs Defendern der letzten Wochen (Salonen, Altmann, Kirchschläger, Kernberger, Pfeffer, Egger) befand sich kein einziger Puckmover, Michael Boivin musste als Aushilfscenter herhalten. Eine Besetzung, die eher an die Pioneers gemahnt. In sechs der sieben letzten Spiele punktete man mit einem Lineup, in dem vier Legionäre fehlten - fast ein kleines Wunder.

Was erwartet das Team von Johan Pennerborn nach der Pause, wenn die Verletzten nach und nach zurückkehren? Im besten Fall verstärkte Offensive (Zuzug Andrew Yogan ist in unserer Liga bei allen Schwächen ohne Puck ein Punktegarant) und ein Goalie Christian Engstrand, der weiter auf dem Kopf steht.

Im schlimmsten Fall nur wenige Tore mehr und Engstrand gehen spätestens um die Weihnachtszeit die Kräfte aus. Aber Spieler wie Yogan, Viktor Granholm und Tobias Fladeby (so wieder gesund) können doch das eine oder andere Spiel für die 99ers entscheiden.

Meinen Erwartungen entsprechend

Red Bull Salzburg:

Wie in der Vorsaison punkteten die Roten Bullen auch mit verkürztem Lineup regelmäßig - kein Wunder bei diesem Kader. Nach Verlustpunkten sind sie ohnehin Spitzenreiter, daran glaube ich auch nach 52 Runden.

Zwei vollwertige Goalies, einige Aufräumer neben PP-Experten wie Dominique Heinrich und Chay Genoway in der Defensive und ein Angriff, der auch ohne den Langzeitausfall Ty Loney scoren kann. Überraschend der Zuzug von Nicolai Meyer, der nicht unbedingt zur DNA des Teams passt.

Die Roten Bullen haben noch Potential zum Nachlegen - sowohl im bestehenden Kader als auch durch weitere Nachkäufe. Die Favoritenrolle bleibt im Volksgarten…

Vienna Capitals:

Wie im Vorjahr ein schwacher Beginn (auch durch Verletzungen), dann mehrere Siege - einzig das Wochenende vor der Pause stellte wieder einen Rückfall dar. Ich traue den Capitals weiter einen Top-6-Platz zu, doch ein Selbstläufer wird das keineswegs - Linz und Innsbruck kämpfen sicher weiter mit, einige der Teams hinten ihnen (VSV, KAC, Fehervar) haben sicher noch Aufwärtspotential.

Das Team verfügt gegenüber der Vorsaison über etwas mehr Scoring-Upside - allerdings darf die Top-Linie Zimmer-Sheppard-Bradley nicht auslassen, was sie defensiv ohnehin öfters tun als offensiv. Die Front-Net-Präsenz von Jeremy Gregoire fehlt bei den Verletzungen am meisten.

Drei Tore der gesammelten Verteidigerriege weisen auf nicht unerwartete Probleme hin, Chad Krys agierte schon vor seiner Verletzung an beiden Enden des Eises höchst überschaubar. Insgesamt finden sich hinter Alex Wall eine Unzahl von Defendern wieder, die in der Depth Chart nicht höher als Nummer drei oder vier angesiedelt sein sollten.

Die Caps zurrten in der Vorsaison ihren Top-6-Platz erst relativ spät fest - das könnte auch heuer passieren, viel Spielraum haben sie aber nicht. Der Abstand zu den ersten Vier sticht jedenfalls schon ins Auge.

Olimpija Ljubljana:

Derzeit an zehnter Stelle, nach Verlustpunkten sieht es aber besser aus. Zuletzt fehlten einige Stützen (Magovac, Cimzar), das kann sich ein ohnehin dünn besetztes Team nicht leisten.

Gegenüber der Vorsaison fehlt ein Top-Legionär wie Guillaume Leclerc und beide Goalies (vor allem Zan Us, als klare Nr. 1 geplant) schwächelten zuletzt. Mehr als ein Pre-Playoffplatz wird heuer nicht herausschauen, aber selbst dieser ist nicht garantiert.

Unter meinen Erwartungen

KAC: Natürlich stehen nach dem Hallenumbau noch viele Heimspiele aus - doch bei drei Niederlagen in fünf Partien in der Messehalle muss das (wie im Vorjahr) nicht unbedingt ein Vorteil sein. Ich habe die Klagenfurter nur einmal live gesehen, da sahen sie beim 4:0 in Wien recht kommod aus.

Immerhin legt Lukas Haudum eine Karrieresaison hin, dagegen schwächelte der sonst so stabile Sebastian Dahm ab und an. Lucas Lessio präsentiert sich wie erwartet als Solokünstler, er und Neuverpflichtung Rihard Bukarts erhöhen aber den Teamspeed doch um einiges.

Mit ihnen, Nick Petersen und Rok Ticar sollte für Offensive gesorgt sein, doch im Defensivspiel, das auf stetes Eislaufen und wenige Lücken aufgebaut ist, fehlt es heuer oftmals an dem einen oder anderen Meter. Thomas Koch verletzt? Ein absolut seltenes Ereignis, das aber eintrat und sicher auch nicht guttat.  

Ich traue dem KAC weiter einen Top-4-Platz zu, etwas mehr Souveränität könnte man mit einem Kader, der mittlerweile mit zehn Legionären aufwartet, aber schon erwarten.

Rufe nach einem Trainerwechsel gehören bei beiden Kärntner Teams zum Tagesgeschäft, doch Petri Matikainens Job wäre sicher im Sommer nach einem weiteren Viertelfinal-Aus weit mehr gefährdet als während der Saison.

VSV:

Auch im Vorjahr kam der VSV erst später in die Gänge und die Adler zeigten zuletzt auch einen Aufwärtstrend. Die Leitungen waren nur in Ausnahmefällen sehr schlecht, es fehlten aber Punkte in engen Spielen wie gegen Graz (2x), Linz oder auswärts in Wien.

In einigen Spielen ließ das Scoring aus (hier werden Anthony Luciani und der formverbesserte Chris Collins helfen), in anderen wieder am Toreverhindern, wo auch J-P Lamoureux für keinen Quantensprung sorgte.

Die Hoffungen auf ein stark verbessertes Defensivverhalten gegenüber der Vorsaison erfüllten sich jedenfalls nicht, doch die Villacher verfügen über genug Offensive, das auszubessern. Die Leistungen tendieren nach oben, Dreipunkter müssen aber bald folgen, um einen Top-6-Platz festzuzurren…

Weit unter meinen Erwartungen

Fehervar AV19:

Der Vizemeister des Vorjahres verstärkte sich am Papier noch - die Realität sieht aber anders aus. Nur fünf Dreipunkter, eine Verlängerung nach der anderen, die auch meist verloren gingen.

Um doch wieder in die Gänge zu kommen, hieß es offenbar "Addition by Subtraction" - zwei der neuen Legionäre (Ben Betker und Patrick Newell) mussten zur Länderspielpause gehen.

Ich bin weiter von Olivier Roy als Einsergoalie nicht überzeugt und dabei hat er sich noch gar nicht wie üblich verletzt! Davon abgesehen, haben die Ungarn weiter genug Klasse für einen Top-6-Platz. Wenn nicht, stehen wohl neue Legionäre und eventuell ein Trainerwechsel (früher in Szekesfehervar an der Tagesordnung) auf dem Programm…  

HC Pustertal: Ein Dreijahresplan mit dem neuverpflichteten Stefan Mair hinter der Bande überlebte genau neun Spieltage, im Vorjahr hielt sich Luciano Basile immerhin 16 Spiele.

Derzeit segelt Phil Horsky, unter dem sich schon ein Aufwärtstrend abzeichnete, noch als Interims-Coach - im Pustertal muss man aufpassen, nicht zum Trainerfriedhof der Liga zu werden.

Einige talentierte Stürmer kamen nur intermittierend (Roy), verspätet (Ahl) oder gar nicht (Catenacci, Luchuk) in die Gänge, einzig Olivier Archambault nahm die gute Vorbereitungsform in die Saison mit.

In der Defensive standen mit Morten Jensen (schon wieder weg) und Ben Newhouse gleich zwei Leichtgewichte - diese Experimente gingen überhaupt nicht auf. Ich habe Wyatt Ege noch nicht im Pustertal-Dress gesehen - der Ege, den ich aus Nitra kenne, war ein Mann mit überschaubaren Beiträgen.

Einige Fehlverpflichtungen also in einem im Nachhinein zu großen Mannschaftsumbau, mehr als ein Pre-Playoff-Platz wird wohl nicht drinnen sein. Aber den traue ich den Pustertalern allemal zu, sobald sie die Trainerfrage klären und eventuell noch einen Ausländerwechsel durchführen…   

Die beiden Liganeulinge Asiago und Pioneers Vorarlberg performen als Tabellenschlusslichter wie erwartet (HIER nachlesen >>>)…


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