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Thomas Koch: Warum der KAC Salzburg vom Thron stoßen wird

Thomas Koch: Warum der <a href='/de/daten/news/eishockey/kac/' class='tag'>KAC</a> Salzburg vom Thron stoßen wird

Wir schreiben den 14. April 2011, es ist 22:10 Uhr.

In Klagenfurt wird soeben das siebte Final-Spiel in der Erste Bank Eishockey Liga zwischen dem KAC und dem EC Red Bull Salzburg gespielt, als Thomas Koch die "Bullen" in den ersten Minuten der Overtime zum Meistertitel schießt - und das in seiner Heimatstadt.

Nur zwei Tage später wird seine Rückkehr zum KAC endgültig besiegelt, nicht jeder ist darüber erfreut. "Ich habe schon gewisse Spannungen von einigen Fans, Spielern und Verantwortlichen gespürt", sagt die heimische Eishockey-Legende heute.

Es dauerte nicht lange, bis die Klagenfurter Fans ihn wieder in ihr Herz geschlossen hatten. Zu groß waren letztendlich die Verdienste für seinen Jugendverein. Im Jahr 2000 gewann Koch im Alter von 16 Jahren seine erste Meisterschaft in Klagenfurt, 2021 seine letzte von insgesamt zehn in seiner illustren Karriere.

1.023 Spiele für Klagenfurt und Salzburg

Dieser Tage ist "Dago" ein gefragter Interview-Partner. Denn es kommt zum Revival der Final-Serie von 2011, nur diesmal ohne der Beteiligung jenes Spielers, der insgesamt 1.023 Spiele in Österreichs höchster Spielklasse für Klagenfurt und Salzburg bestritten hat.

Final-Spiel 1 zwischen KAC und Red Bull Salzburg am Freitag, 19:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>

Für LAOLA1 hat sich der letzten Sommer zurückgetretene Kärntner ausführlich Zeit genommen, um einerseits in Erinnerungen zu schwelgen, aber auch zu erklären, worauf es im diesjährigen Finale ankommen wird und warum der KAC die einzige Mannschaft ist, die den Titelverteidiger vom Thron stoßen kann.

Diese These spiegelt sich auch in seinem Final-Tipp wider.

LAOLA1: Der Sieger des Grunddurchgangs gegen den Titelverteidiger - haben wir hier ein Traumfinale?

Thomas Koch: Ja! Beide Mannschaften haben über das ganze Jahr die konstantesten Leistungen abgerufen. Sicher waren Fehervar oder Bozen vorne dabei, aber Salzburg hat trotz Problemen immer wieder in die Spur zurückgefunden. Der KAC war seit Weihnachten am ersten Platz, ist nie vom Gas runtergegangen und hat sich immer weiterentwickelt. Deswegen sind beide Mannschaften verdient im Finale.

LAOLA1: Wie bewertest du die bisherigen Playoff-Leistungen beider Teams?

Koch: Der KAC hatte den einzigen Stolperer am Anfang der Viertelfinal-Serie gegen die Pioneers Vorarlberg (4:2), wo man nicht von Anfang an bereit war und etwas gestrauchelt hat. Das kann aufgrund der langen Spielpause nach dem Grunddurchgang sein. Sonst waren sie souverän, die Serie gegen Pustertal (4:0) war eindeutiger als gedacht. Bei Salzburg habe ich gewusst: Das ist eine Playoff-Mannschaft, die werden sich von Serie zu Serie steigern. Gegen Bozen hat man gesehen, wie gut sie sind. Sie liegen in der Serie 2:3 zurück und gewinnen noch 4:3. Das gelingt nicht jeder Mannschaft. Deshalb sind die beiden Teams auch die besten.

LAOLA1: Was macht es so schwierig, eine Playoff-Serie gegen Salzburg zu gewinnen?

Koch: Es wird darauf ankommen, wer der bessere Tormann ist. Wie man weiß, können beide (Sebastian Dahm und Atte Tolvanen, Anm.) Spiele im Alleingang gewinnen. Wenn sie ihren Abend haben, ist die Hütte zu. Das gibt einer Mannschaft großes Selbstvertrauen, wenn du weißt, wenn ein Fehler passiert, ist er da und bessert diesen aus. Das sind die Key-Spieler für mich. Ebenfalls ein Faktor wird sein, wer hart genug spielen kann, aber sich emotional im Zaum hält und keine Strafen nimmt. Gerade am Anfang, wenn eine Serie beginnt, sind die Gemüter erhitzt und die Emotionen extrem hoch. Da wird es auch ein Schlüssel sein, wer die Härte bringen kann, aber trotzdem von der Strafbank fernbleibt.

LAOLA1: Viel wird dieser Tage über Erholung und Spielrhythmus gesprochen. Der KAC hatte nun neun Tage Pause, Salzburg lediglich zwei. Wird das eine Rolle spielen?

Koch: Natürlich hat Salzburg schon Körner gelassen, aber wenn du so eine lange Saison spielst, kommt es nur mehr aufs Mentale an. Wie sehr du dich überwinden kannst, wie viele Schmerzen und Schläge du für die Mannschaft einstecken kannst. Ich glaube, dass das Körperliche in einem Finale gar nicht an erster Stelle steht. Ich glaube eher, dass die mentale Komponente den Ausschlag gibt, ob du ein Finale für dich entscheiden kannst.

LAOLA1: Was war dir lieber?

Koch: Mir hat es immer gefallen, wenn ich in einem guten Rhythmus war und es nicht zu viel Pause gab. Aber es gibt auch Spieler, die es mögen, wenn sie sich eine Woche auf ein Spiel vorbereiten können. Wenn sie komplett herunterfahren, sich mental erholen und für zwei, drei Tage weg von der Eishalle können. Jeder Spieler muss für sich selbst den Weg finden, egal ob jetzt Pause war oder keine, damit er im ersten Spiel zu hundert Prozent fit und da ist. Wenn du im Finale stehst und weißt, um wie viel es geht, dann muss dir keiner mehr sagen, was du machen musst, um bereit zu sein. Denn dann bist du bereit.

LAOLA1: In der letzten Final-Serie zwischen diesen beiden Teams 2011 warst du einer der Hauptprotagonisten, hast Salzburg in Spiel 7 in der Overtime zum Meistertitel geschossen - und das in deiner Heimatstadt. Wie erinnerst du dich 13 Jahre später daran zurück?

Koch: Diese Momente vergisst man nie! Die Serie war geprägt von allen Highlights, die es gibt: Spannung, engen Spielen, Strafen, Schiedsrichter-Entscheidungen, Verletzungen. Bei uns war Reinhard Divis der Einser-Tormann, er hat sich in Spiel 5 verletzt. Spiel 6 und Spiel 7 hat Thomas Höneckl dann unglaublich gespielt. Die Serie kann man mit keiner anderen in meiner Karriere vergleichen. Da erinnere ich mich noch an so viele Sachen zurück, die sich sicher nie vergessen werde.

LAOLA1: Wie kann man sich den Moment, in dem der Puck im Tor zappelte, vorstellen: Spielt sich alles in Zeitlupe ab?

Koch: Zeitlupe würde ich nicht sagen. Aber es spielen sich so viele Bilder im Kopf ab, so viele Emotionen, dass man ewig braucht, diese zu verarbeiten und richtig einzuordnen, was man da geschafft hat und durch welche Hölle man in der Serie gegangen ist. Deshalb lieben wir diesen Eishockey-Sport so sehr. Diese Emotionen, dieses Prickeln, wenn du in die Halle kommst. In den Medien geht es drunter und drüber. Deswegen liebt man den Sport, weil er so emotional, so hart und so schnell ist. Wir Spieler sind die Gladiatoren in der Arena. Das lieben wir Sportler, wenn wir da unten stehen, angefeuert werden und eine richtige Stimmung in der Halle ist. Das ist für einen Spieler richtig cool, so ein Erlebnis zu haben.

LAOLA1: Damals gab es noch vor dem Finale Gerüchte, wonach du bereits in Klagenfurt unterschrieben gehabt hättest. War das tatsächlich der Fall?

Koch: Auch wenn ich schon unterschrieben gehabt hätte - ich bin einer, der sagt: Wenn ich meinen Vertrag erfülle, dann erfülle ich ihn auch richtig. Ich bin bis zum letzten Tag des Vertrags zu 100 Prozent für den Verein da, wo ich unterschrieben habe. Das war auch so. Ich habe für Salzburg bis zum letzten Tag mein letztes Hemd gegeben und das (Spiel 7, Anm.) war dann der letzte Tag. Danach ist es nach Klagenfurt gegangen. Natürlich war es für mich eine Achterbahn der Gefühle, weil ich wusste, dass die Tage in Salzburg gezählt waren. Aber trotzdem will man sich mit einem tollen Ereignis und einem schönen Erlebnis verabschieden.

LAOLA1: Im Wissen, dem KAC im Salzburg-Dress den Titel vor der Nase weggeschnappt zu haben: Wie wurdest du in Klagenfurt nicht nur von der Mannschaft, sondern auch den Fans und dem gesamten Umfeld aufgenommen?

Koch: Ich habe schon gewisse Spannungen von einigen Fans, Spielern und Verantwortlichen gespürt. Aber die haben sich über den Sommer gelegt. Im Jahr darauf waren wir im Finale und haben Salzburg auf dem Weg dorthin ausgeschalten, im zweiten Jahr haben wir den Meistertitel nach Klagenfurt geholt. Spätestens dann wurde mir vergeben. (lacht)

LAOLA1: Das erste Spiel der Saison 2011/12 fand dann just in Klagenfurt gegen Salzburg statt. Fiel es dir schwer, die vergangenen Monate hinter dir zu lassen?

Koch: Das Gute ist, dass du einen ganzen Sommer dazwischen hast, das alles zu verarbeiten und dich für die neue Saison vorzubereiten. Aber natürlich, wenn du fünf Jahre in Salzburg spielst, in Klagenfurt geboren wurdest und auch schon für den KAC gespielt hast, ist es sehr emotional. Wenn das Spiel im Gange ist, blendest du alles aus. Nach dem Spiel tauschst du dich natürlich mit deinen Ex-Mitspielern und Fans aus. Das ist auch das Schöne am Sport. Deswegen bin ich mit diesen Dingen immer locker umgegangen, weil ich mit allen gut ausgekommen bin und eine schöne Zeit in Salzburg hatte. In Klagenfurt sowieso, ich habe dort schon vorher Meistertitel gewonnen. Deswegen war es immer eine Extra-Motivation für mich, wenn der KAC gegen Salzburg gespielt hat - egal, in welcher Mannschaft ich war.

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LAOLA1: Wem drückst du heute die Daumen?

Koch: Ich muss schon sagen, dass ich mehr für den KAC bin. Ich bin ein KACler durch und durch, deswegen schlägt mein Herz schon für den KAC. Wenn Salzburg gegen jemand anderen im Finale stünde, würde ich Salzburg die Daumen drücken.

LAOLA1: Würde es dich reizen, nochmal aufs Eis zu gehen? Oder verfolgst du die Partien inzwischen lieber von der Couch bzw. von der Tribüne aus?

Koch: Dadurch, dass ich alles schon so oft erleben durfte, schon so oft dagestanden bin und weiß, mit wieviel Druck, Schmerzen und Arbeit alles verbunden ist, bin ich froh, dass ich es jetzt von der Couch oder der Tribüne beobachten darf. Aber wenn ich in der Halle sitze, es eine Minute vor dem Eröffnungsbully ist und es knistert, dann kribbelt es schon bei mir. Dann denke ich mir: 'Jetzt würde ich zumindest für ein paar Wechsel gerne am Eis stehen, um das Feeling unten mitzukriegen.' Das ist so tief in mir drinnen, das werde ich nie verlieren.

LAOLA1: Nach deinem Karriereende im vergangenen Sommer hast du einen Job als Immobilienhändler angenommen.

Koch: Vom jungen Alter an habe ich mich für tolle Liegenschaften, Wohnungen und Häuser interessiert. Das habe ich auch während meiner Karriere stets verfolgt. Als Kärntner sind die Wörthersee-Immobilien natürlich ganz besonders. Nach meiner Karriere hat sich die Möglichkeit aufgetan, bei der Firma "Living Deluxe" Ambassador sein zu dürfen. Das hat mir extrem getaugt, dass ich in dem Segment, wo es wirklich nur Häuser und Wohnungen in erster Reihe mit See-Zugang oder See-Grundstück gibt, arbeiten darf. Ich sehe tolle Sachen, habe einen tollen Arbeitsplatz in Velden, lerne durch den Job viele neue Menschen kennen und kann nebenbei weiter viele Eishockey-Spiele besuchen. Deswegen lässt sich das super verbinden und taugt mir. Aber mit dem KAC bin ich immer verbunden. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis mit Herr Pilloni (General Manager des KAC, Anm.), wir stehen immer in Kontakt. Ich sage ihm meine Meinung und wir besprechen gewisse Dinge. Dass ich irgendwo aktiv mitwirke, ist für mich kein Thema.

Alle EBEL-/ICE-Meister seit der Liga-Neugründung 2003/04


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