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Heinrich: "Ich will immer als Führungsspieler vorangehen"

Nach 16 Jahren und sechs Meistertiteln in Salzburg ist er wieder zurück in Wien. Die Eingewöhnung dauert noch an, die Ziele sind aber klar gesteckt.

Heinrich: Foto: © Vienna Capitals

Der "verlorene Sohn" ist offiziell zurück in Wien.

Nach 16 Jahren im Dress des EC Red Bull Salzburg streifte Dominique Heinrich am vergangenen Freitag beim ersten öffentlichen Eistraining erstmals jenes der Vienna Capitals über. 

Im jungen Alter von 17 Jahren verließ der Defender seine Heimat, weil es für ihn wie auch für einige weitere Teenager keine Perspektive gab. Die Caps setzten zu dieser Zeit noch vermehrt auf Legionäre als auf die großen Talente aus der eigenen Stadt.

"Ich habe damals nie ein Wort gehört von den Vienna Capitals, obwohl ich kein schlechter Spieler in Österreich war", meint Heinrich heute. "Im Jahr darauf habe ich in Salzburg Bundesliga gespielt. Damals war das alles noch ganz anders", weiß der mittlerweile 33-Jährige.

Ansprechpartner für junge Talente

Besonders im letzten Jahrzehnt hat die Philosophie der Wiener eine 180-Grad-Wendung durchgemacht: Jede Saison sollen die hoffnungsvollsten Talente in den Profi-Kader integriert werden, der hauseigene Nachwuchs genießt spätestens seit der Gründung der Vienna Hockey Academy im Jahr 2014 höchste Priorität.

"Wenn die Kinder fragen, wann wir wieder nach Hause (nach Salzburg, Anm.) fahren, ist es natürlich ab und zu schwer."

Dominique Heinrich

Das blieb Heinrich natürlich nicht verborgen. "In den letzten Jahren hat sich viel getan – ich habe es immer nur von außen betrachten können, da weiß man die Hintergründe nicht. Aber wenn man bei den Capitals ist, sieht man schon, dass sie viel Wert auf die Nachwuchsarbeit legen", sagt der ÖEHV-Teamspieler.

Das sei auch ein Punkt, bei dem er in Zukunft gerne mithelfen wollen würde, "wenn die jungen Spieler in die Bundesliga kommen. Der Schritt ist oft nicht einfach, da ist die Zusammenarbeit wichtig", betont Heinrich.

Die Umstellung fällt nicht leicht

Für den die ersten Wochen in Wien "super waren." Er macht allerdings keinen Hehl daraus, dass es "eine Umstellung für mich und meine Familie ist, weil man einfach in einem anderen Umfeld lebt. Obwohl es Wien ist, meine Heimat, hat es sich anfangs nicht so angefühlt, weil man so lange weg war."

Vor allem seine zwei Kinder haben noch Heimweh, was auch beim Papa Herzschmerz verursacht. "Wenn die Kinder fragen, wann wir wieder nach Hause fahren, ist es natürlich ab und zu schwer", seufzt er.

Der Abwehrspieler ist aber guter Dinge, dass die Eingewöhnungsphase nicht allzu lange andauern wird. "Im Verein bemüht sich jeder, dass wir uns hier wohlfühlen und ich bin mir sicher, dass nach den ersten paar Wochen alles gut sein wird."

"Wien ist jetzt meine Priorität"

Seine überaus erfolgreiche Zeit in Salzburg (796 Liga-Spiele, 126 Tore, sechs Meistertitel) hat der Routinier nach dem unrühmlichen Ende wenige Tage vor der A-Weltmeisterschaft abgehakt, "obwohl das alles nicht einfach war. Es war so, wie es war und jetzt ist Wien meine Priorität", hält der 33-Jährige fest.

"Mein Ziel ist jedes Jahr der Meistertitel."

Dominique Heinrich

Die wahren Gründe über sein Aus offenbarten weder Klub noch Spieler, Heinrich selbst betonte im Mai jedoch mehrfach, dass es für ihn nur die Red Bulls gegeben habe. Daher haderte er auch mit der Entscheidung des Managements, böses Blut gibt es aber keines.

Warum er sich nun für Wien entschieden hat? "Es ist meine Heimat und natürlich schön, wenn man bei den Eltern zu Hause sein kann. Ich war 16 Jahre lang nicht da. Und die Capitals stellen immer eine Mannschaft, die um den Meistertitel mitspielt. Das waren die zwei größten Gründe für mich", erläutert der Linksschütze.

Kein Philosoph, aber Führungsspieler mit unstillbarem Titelhunger

Meistertitel - den letzten durften die Schwarz-Gelben 2017 bejubeln. Geht es nach dem Heimkehrer, soll die Durststrecke ehestmöglich enden. "Mein Ziel ist jedes Jahr der Meistertitel", stellt er klar. Eine Einschätzung der noch nicht vollständigen Mannschaft - ein Center soll noch verpflichtet werden - erlaubt er sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht.

"Das wäre noch viel zu früh, und es wäre auch unfair nach den ersten Tagen, dem ersten Training", meint Heinrich und führt aus: "Wir wollen in den nächsten Wochen den Grundstein legen, gute Arbeit leisten und dann schauen, was der Trainer mit uns vor hat. Aber das Ziel ist ganz klar der Meistertitel."

Auf dem Weg dorthin will der Ex-Salzburger "in allen Situationen als Führungsspieler vorangehen. Ich probiere einfach alles, was ich in den letzten Jahren an Erfahrung sammeln konnte, einzubringen. Sei es Siege oder Niederlagen in den Finalserien, da war alles dabei und je älter man wird, desto mehr denkt man über diese ganzen Sachen nach."

Genau das versuche er nun, seinen Mitspielern weiterzugeben. "Ich bin kein Philosoph", betont er, "aber ich habe doch einiges erlebt in den letzten Jahren. Jeder, der ein offenes Ohr hat oder etwas lernen möchte, für den bin ich jederzeit da."

700 Fans stellen sich lautstark vor

Die Vorfreude auf das erste Spiel vor den Caps-Fans ist dem Defender anzumerken.

"Die Halle hatte immer eine gute Stimmung. Ich kann mich noch an die Playoff-Serien erinnern, das waren immer die besten", lächelt Heinrich.

"Ich weiß nicht, wie mich das emotional treffen wird, wenn ich in Salzburg in die Auswärtskabine gehe."

Dominique Heinrich

Einen kleinen Vorgeschmack hat der Verteidiger beim ersten öffentlichen Eistraining erhalten, bei dem 700 Anhänger vor Ort waren und lautstark Stimmung machten. Als die Fans danach die Gelegenheit hatten, mit den Spielern ein paar Runden am Eis zu drehen, war Heinrich das begehrteste Fotomotiv.

Erstes Duell gegen Salzburg lässt nicht lange auf sich warten

An das neue Trikot muss er sich noch gewöhnen. "Am Anfang war es schon komisch, für eine andere Mannschaft außer Salzburg zu spielen", gesteht er, bekräftigt aber seine Freude auf die Aufgabe.

"Merkwürdig" werde es nur sein, wenn er in der neuen Saison erstmals auf seine alten Salzburg-Kollegen trifft. Am 1. Oktober gastieren die "Eisbullen" in Wien, ehe am 27. Oktober die erstmalige Rückkehr in die Mozartstadt ansteht.

Die Spiele gegen den Ex-Klub hat sich Heinrich nicht extra im Kalender markiert. Doch über die Besonderheit der Duelle macht er ebenso wenig ein Geheimnis. Ein Gedanke drängt sich dann noch auf: "Ich weiß nicht, wie mich das emotional treffen wird, wenn ich in Salzburg in die Auswärtskabine gehe."

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